Außerordentliche Bischofssynode 2014 - Öffnet sich die Katholische Kirche der modernen Lebenswirklichkeit und darf sie das überhaupt?

von Portrait von Arzu A. Kayvani Arzu A. Kayvani
Veröffentlicht am 6. Oktober 2014

Seit Sonntag diskutieren 253 Bischöfe und Laien – darunter auch 13 Ehepaare - mit Papst Franziskus darüber, ob die kirchlichen Lehren zum Thema Ehe, Familie und Sexualmoral einer Anpassung an die Realität bedürfen.

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Aus Deutschland mit dabei sind laut der Deutschen Bischofskonferenz deren Vorsitzender Kardinal Reinhard Marx und als einzige Auditorin Dipl. Theol. Ute Eberl, Leiterin der Ehe- und Familienseelsorge in Berlin.

Zur Vorbereitung der 3. Außerordentlichen Bischofssynode erhob Franziskus per Fragebögen die Ansichten katholischer Laien aus aller Welt etwa zu den Fragen unehelicher und gleichgeschlechtlicher Partnerschaften, Verhütung, Wiederverheiratung Geschiedener und Sexualmoral.  Die Ergebnisse dieser Umfrage unter deutschen Gläubigen dürften indes nicht überraschen. So wird – wie nicht anders zu erwarten war  – das Verbot der Verhütung von kaum einem Katholiken beachtet. Und dass wiederverheiratete Geschiedene von der Kommunion ausgeschlossen sind, stößt auch bei den aller meisten auf Unverständnis. Auch bei dem deutschen Kardinal Walter Kasper.

Die konservativen Vorgänger von Franziskus, Johannes Paul II und Benedikt XVI, waren entschieden gegen künstliche Empfängnisverhütung, die rechtliche Anerkennung homosexueller Lebensgemeinschaften oder die Zulassung wiederverheirateter Geschiedener zu den Sakramenten.

Papst Franziskus möchte durch die zweiwöchige Synode die Diskussion eröffnen und gemeinsam beraten, ob die kirchliche Lehre mit der Realität der modernen Familie und Sexualmoral vereinbar ist. Ob sich die Hoffnungen vieler Gläubiger, insbesondere Alleinerziehender, Homosexueller und Geschiedener erfüllen wird, bleibt indes fraglich. Denn gerade etwa zum Thema Scheidung und Wiederheirat ist die Heilige Schrift eindeutig.

Markus Evangelium 11, 12 - Und er sprach zu ihnen: Wer sich scheidet von seiner Frau und heiratet eine andere, der bricht ihr gegenüber die Ehe; und wenn sich eine Frau scheidet von ihrem Mann und heiratet einen andern, bricht sie ihre Ehe.

Mithin gab es bereits im Vorfeld der Synode Kontroversen. So sind etwa Kardinal Gerhard Ludwig Müller, Präfekt der Glaubenskongregation, und Kardinal George Pell, "Finanzminister" des Vatikan,  gegen eine Öffnung der Kirche und beharren auf den bisherigen strikten Lehren der Heiligen Schrift (DLF). 

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Doch auch Kardinal Kasper sieht Raum für eine Abweichung von den kirchlichen Lehren nur im Einzelfall. Für den Fall der Geschiedenen in zweiter Ehe erklärt er laut tagesschau.de, dass nach einer Zeit der Begleitung und der Buße die Zulassung zur Komminion im Einzelfall möglich sein soll.

Ebenso kontrovers wie unter den Gelehrten ist die Diskussion auch unter den Gläubigen. Alleine der Tweed des Pontifex zu Beginn der Synode

As we begin the Synod on the Family, let us ask the Lord to show us the way forward. #prayforsynod

hat zahlreiche, auch gegensätzliche Reaktionen hervorgerufen.

So hält ein Twitter-User den Papst für fehlgeleitet und betont, dass „perverse Sexualkontakte“ kein alternativer Lebensstil sind. Andere hingegen empfinden insbesondere die kirchliche Erlaubnis zur Empfängnisverhütung als unbedingt erforderlich, um Armut und das Verbreiten von Krankheiten zu verhindern.

Was denken Sie? Bedürfen die katholischen Lehren einer Reform und Anpassung an die moderne Realität? Oder muss der katholische Glaube in seiner bestehenden Form geschützt werden? Wir sind gespannt auf Ihre Meinung.

Muss das Familienbild der katholischen Kirche an die moderne Lebenswirklichkeit angepasst werden?

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