Bambi: „Glanzvollster Abend des Jahres“ verkommt zum Quoten-Flop

von Portrait von Steffen Kutzner Steffen Kutzner
Veröffentlicht am 23. November 2012

Die Verleihung des „Bambi“, der oft als wichtigster deutscher Fernsehpreis bezeichnet wird, löste gestern Abend bei den wenigen Zuschauern Kopfschütteln aus. Kai Pflaume, einst das Licht der deutschen Fernsehwelt, musste Zuschauer mit der Drohung locken, dass es angesichts des Maya-Kalenders ja die letzte Bambi-Verleihung sein könnte. Aber wenn es uns am 21. Dezember wirklich in den Orkus reißt, so dachte Deutschland, sollte man die Zeit besser nutzen, als mit der frustrierenden ARD-Verleihung. Von den sechs Millionen Zuschauern im letzten Jahr, schalteten 3,4 Millionen gestern nicht zur ARD, sondern verfolgten das Jauch gegen Jauch-Special bei „Wer wird Millionär“ oder zu „The Voice Of Germany“. Die Süddeutsche resümiert:

Fast alles, was hier geschieht wirkt aufgesetzt, eitel und einstudiert. Egal, ob Johannes B. Kerner eine Laudatio auf die "Stillen Helden" hält oder Blacky Fuchsberger seinen guten Freund Hubert Burda für dessen Imperium lobt - was fehlt, ist Mut. Die Show offenbart, dass die deutsche Medienbranche zutiefst verunsichert ist - und sich insgeheim selbst nicht für voll nimmt.

Da spielt Oliver Pocher gelangweilt mit seinem Smartphone herum, Peter Maffay überreicht stoisch einen der Preise und Felix Baumgartner bekommt den gleichen Ehren-Preis verliehen wie vor ihm Kohl und Genscher - deutsche Helden sind heute Mangelware. Da muss man nehmen, was man kriegt! Geehrt wurde unter anderem Joachim Fuchsberger für sein Lebenswerk, seine Frau Gundula bekam den Überraschungs-Bambi und Ulrich Tukur wird zum besten deutschen Schauspieler gekürt. Der beste deutsche Film wurde „Türkisch für Anfänger“.

Die Liste der Preisträger laut Wikipedia:

Daniel Alter (Kategorie: „Integration“)

Steven Amstrup („Unsere Erde“ – US-amerikanischer Zoologe, der sich für den Schutz von Eisbären einsetzt)

Felix Baumgartner („Millenniums Bambi“)

Julius Brink und Jonas Reckermann („Sport“ – erste europäische Olympiasieger im Beachvolleyball)

Kirsten Bruhn („Sport“ – frühere Behindertensportlerin und Sommer-Paralympics-Siegerin)

Cro („Pop National“)

Céline Dion („Entertainment“)

Gundula Fuchsberger („Überraschungs-Bambi“)

Joachim Fuchsberger („Lebenswerk“)

Andreas Gabalier („Shootingstar“)

Salma Hayek („Film International“)

Martina Hill („Comedy“)

Tina K. („Zivilcourage“ – Schwester des im Oktober 2012 in Berlin zu Tode geprügelten Jonny K., die sich seitdem gegen Gewalt einsetzt)

Alina Levshin („Schauspielerin National“ – für den Film „Kriegerin“)

One Direction („Pop International“)

Ruth Pfau („Stille Helden“)

Türkisch für Anfänger („Film national“)

Mercan Türko?lu („Talent“ – Schauspielerin im Film „Dreiviertelmond“)

Ulrich Tukur („Bester Schauspieler National“)

Der Turm („Publikumspreis“)