ILO-Bericht zur Zwangsarbeit: Milliardenprofite mit Zwangsarbeit und sexueller Ausbeutung

von Portrait von
Veröffentlicht am 20. Mai 2014

Am 20. Mai stellte die ILO (Internationale Arbeiterorganisation) einen Bericht zur weltweiten Zwangsarbeit in Genf vor. Mit Zwangsarbeit werden weltweit Profite in höhe von 150 Milliarden Dollar erreicht. Betroffen sind 21 Millionen Männer, Kinder und Frauen. Den höchsten Profit erwirtschaftet die Zwangsprostitution. Mehr als die Hälfte der Zwangsarbeiter sind Frauen und Mädchen.

Die Sonderorganisation der Vereinten Nationen bringt in ihrem Bericht erschreckende Zahlen zutage. Den größten Sektor der Zwangsarbeit macht dabei das Rotlichtmilieu aus: 99 Milliarden Dollar werden durch sexuelle Ausbeutung und Zwangsprostitution erwirtschaftet. Beinahe 21 Millionen Menschen leisten weltweit laut ILO Zwangsarbeit. Davon sind 55 Prozent weiblich, 5,5 Millionen davon sind Kinder. Die meisten Betroffenen erhalten kein Geld für ihre Arbeit.

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Als Zwangsarbeit definiert die ILO unfreiwillige Arbeits- oder Dienstleistungen an, die unter Androhung von Strafe ausgeübt werden. „Moderne Sklaverei“ ist laut ILO die Ausbeutung von Menschen, die keine andere Wahl haben, als in ihrer derzeitigen Situation zu arbeiten.

Der ILO-Chef Guy Ryder bezeichnet Zwangsarbeit als "böse, aber extrem profitable Praxis", die unbedingt ausgelöscht werden muss. Vor allem im privaten Sektor müsse Zwangsarbeit strikter bestraft werden.

Von den 21 Millionen Betroffenen arbeiten 18,7 Millionen für private Auftraggeber. Die meisten Zwangsarbeiter gibt es im asiatisch-pazifischen Raum mit 11,7 Millionen Zwangsarbeitern. 3,7 Millionen Betroffene leben in Afrika, 1,8 Millionen in Lateinamerika und der Karibik. In den Industriestaaten gibt es zwar „nur“ 1,5 Millionen Betroffene, doch in diesen Ländern bringen sie besonders viel Geld ein. Am profitabelsten ist die Ausbeutung in den Industriestaaten inklusive der EU- Staaten: Hier werden laut Studie 34 400 Dollar pro Opfer und Jahr erwirtschaftet.

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Aber auch andere Sektoren wie die Landwirtschaft und die Immobilienbranche sind Orte der Zwangsarbeit: 34 Milliarden Dollar werden laut ILO im Bauwesen, Fabriken, dem Bergbau und bei deren Zulieferern mit Zwangsarbeit erwirtschaftet. 9 Milliarden Dollar werden in der Land- und Forstwirtschaft sowie die Fischerei gemacht. 8 Milliarden Dollar stammen aus privaten Haushalten, die ihren Beschäftigten gar keinen oder viel zu geringen Lohn zahlten.

Die Konventionen gegen Zwangsarbeit stammen aus den 1930er Jahren. Die ILO-Expertin Corinne Vargha mahnte, dass diese Konventionen in der heutigen Zeit obsolet sind und dringend erneuert werden müssen. Ryder betonte "Wir müssen der Tatsache ins Gesicht sehen, dass mehr als die Hälfte aller Opfer von Zwangsarbeit Frauen und Mädchen sind, vor allem in der kommerziellen sexuellen Ausbeutung.“ Ihnen müssten Regierungen und Strafverfolgungsbehörden ihnen stärker helfen. Männer und Jungen bräuchten gezielte Unterstützung.