Diese großen Neuerungen der IFA 2013 sind völlig nutzlos

von Portrait von Steffen Kutzner Steffen Kutzner
Veröffentlicht am 6. September 2013

Bei der Internationalen Funkausstellung (IFA) in Berlin geht es in diesem Jahr erneut um die Zukunft des Home-Entertainments. Während im letzten Jahr noch ganz viele 3D-Brillen verteilt wurden und alles auf die baldige Dreidimensionalisierung der heimischen Flimmerkiste ausgelegt war, geht es 2013 nur noch um Schärfe: Zentrales Thema sind Ultra-HD-Fernseher. Viermal so hochauflösend wie bisher sind die neuesten Modelle. Dummerweise sind die Fernseher gänzlich nutzlos: Voll zur Geltung kommt der Ultra-HD-Effekt erst ab zwei Metern Bildschirmdiagonale. So einen Fernseher kann sich zum einen kaum jemand leisten (ab 20.000 Euro) und wer ihn sich leisten kann, sollte idealerweise nicht mehr als zwei Meter davon entfernt sitzen, sonst kann das Auge die höhere Schärfe ohnehin nicht wahrnehmen.

Keine Filme für 4K-Fernseher

Ein zweites Problem für die 4K-Fernseher: Sie mögen so hochauflösend sein, wie sie wollen – es gibt praktisch keine so hochauflösenden Filme. Zwar kann man BDs und DVDs hochskalieren, aber wo eine elitäre Auflösung von 4096 x 2304 Pixeln herrscht, ist fast jedes Ergebnis enttäuschend. Sonys Videodienst „Video Unlimited“ soll bis Ende 2013 immerhin 70 Filme in 4K liefern können. Aber nur in den USA. Die tolle Technik muss also noch etwas reifen.

Kompaktkameras mit WLAN

Kompaktkamera-Hersteller wie Canon und Casio haben sich auch etwas grandios Sinnloses einfallen lassen: Seit jedes herkömmliche Smartphone eine eingebaute X-Megapixel-Kamera vorweisen kann, sind die Fotoapparate praktisch sinnlos geworden. Deshalb, so dachten sich die findigen Fotofreunde, bauten sie eine WLAN-Funktion in ihre Kameras ein, sodass der Nutzer die eben gemachten Bilder direkt bei Facebook oder in eine Cloud hochladen kann. Der Haken: Auch das kann jedes Smartphone. Schon lange. Das mühsam erarbeitete Verkaufsargument ist schon seit Jahren entwertet. Schade.

Agentenspielzeug: Die Galaxy Gear Smart-Uhr

Eine schicke, fragwürdige Spielerei ist auch die neue Smart-Watch Galaxy Gear von Samsung: Die Uhr hat einen Touchscreen, ist mit ein paar Apps versehen, kann Fotos machen und - natürlich - kann man mit ihr auch telefonieren. Man muss nur die Uhr ans Ohr halten und kann dann in das im Armband verbaute Mikrofon sprechen. Klingt albern? Sieht auch so aus! Zumal natürlich jeder das Gespräch mithören kann und man den Anderen in lauter Umgebung unmöglich verstehen und gleichzeitig mit ihr sprechen kann, denn dafür ist der Lautsprecher in der Uhr viel zu klein.

Diese großen Neuerungen der IFA 2013 sind völlig nutzlos

Immerhin: Unauffällig mit der Armbanduhr Fotos zu machen, ist dann nicht mehr nur Agenten überlassen. Ein Gadget wie aus einem Micky-Maus-Heft - nur für Erwachsene. Der Preis für diese fragwürdige Erfindung wurde bisher noch nicht bekannt gegeben. Fest steht dagegen, dass man zu der Uhr ein entsprechendes Telefon braucht. Natürlich von Samsung, denn sonst funktioniert die Uhr nicht. Wozu dann irgendwer per Lautsprecher mit der Uhr reden sollte, wenn das Telefon sowieso in der Hosentasche steckt? Man weiß es nicht. Samsung gibt wieder Rätsel auf. (Allerdings arbeitet auch Apple an einer Smart-Watch.)

Die nutzloseste Erfindung der IFA 2013

Noch nutzloser als ein 4K-Fernseher oder ein internetfähiger Fotoapparat ist eine Waschmaschine von Samsung, die man fernsteuern kann – von unterwegs. Per Smartphone kann der geneigte Nutzer also während er in der Schlange beim Hertie steht, seinen Vollwaschautomat WF-12F9E6P4W starten. Über eine App kann die gewünschte Temperatur und auch der Waschgang ausgewählt werden. Das ist toll, aber leider völliger Schwachsinn, denn da die Waschmaschine die Wäsche nicht von selbst einsammeln kann, muss man sie wie immer vorher selbst in die Trommel werfen – und warum sollte man, nachdem man auch das Waschpulver schon eingefüllt hat, nicht gleich selbst auf den Startknopf drücken? Fragen über Fragen, die bei Samsung auch niemand beantworten kann. Warum man stattdessen diese Fernsteuerung nicht in einen Ofen gebaut hat, ist unklar – so könnte man ihn wenigstens schon mal vorheizen, während man an Herties Kasse seine Tiefkühlpizza bezahlt.