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Wie Glasscherben den Frieden im Kölner Friedenspark zerstören

von Portrait von Deborah Helfrich Deborah Helfrich
Veröffentlicht am 30. Juni 2017

Einige Wege des Kölner Friedensparks glitzern im Sonnenschein, als ob sie mit Edelsteinen gesprenkelt sind. Es sind aber keine Diamanten oder Smaragde, sondern Glasscherben. Ich gehe mit meiner Hündin Pauline dort oft morgens spazieren, weil hier eine Freilauffläche für Hunde geboten wird. Das freie herumlaufen ist mittlerweile kaum mehr möglich, da die Gefahr von aufgeschnittenen Hundepfoten sehr hoch ist. Freilaufflächen für Vierbeiner sind rar gesät. Glasscherben auf Fußwegen nicht. Dass der Friedenspark durch die Verschmutzung mit scharfen Glasscherben einen Spaziergang mit Hund zum »Gang auf einem Minenfeld« macht, ist daher besonders ärgerlich.

Foto: Deborah HelfrichFoto: Deborah HelfrichHündin Oki mit verletzter Pfote

Die neue Feierkultur außerhalb von Bars und Kneipen
 

Der Brüsseler Platz in Köln scheint als Vorbild für eine neue Feierkultur zu stehen, bei der es die Leute abends in die Parks oder auf öffentliche Plätze zieht. Auch der Friedenspark wird von vielen Menschen als solch ein Treffpunkt genutzt. Die Vorteile für das feierfreudige Partyvolk sind offensichtlich. Es gibt keine Altersbeschränkung, kein Eintrittspreis oder Mindestverzehr. Die Wahl der Musik und der Getränke liegen bei einem selbst. Dazu kann man rauchen, ohne dafür seinen Platz im Lokal verlassen und ein angeregtes Gespräch unterbrechen zu müssen. Auch hat man die Möglichkeit im Supermarkt gekauften Alkohol in rauen Mengen konsumieren zu können, was erheblich billiger ist, als im Lokal-Ausschank. Die Nachteile dieser Gelage haben hauptsächlich die naheliegenden Einwohner durch eventuelle Lärmbelästigung und andere Nutzer dieser Plätze durch die starke Verschmutzung.

Foto: Deborah HelfrichFoto: Deborah HelfrichGlasscherben auf der Steintreppe im Friedenspark

Zu kleines Pfand oder gedankenlose Zerstörwut
 

Pfandflaschen sind für viele Menschen, die am Existenzminimum leben eine willkommene Einnahmequelle. Die Softdrink-Marke »Fritz Kola« hat sich mit weiteren Getränkemarken zusammengetan und die Initiative »Pfand gehört daneben« gegründet. Es soll die Konsumenten dazu bewegen, die Pfandflaschen nicht in den Mülleimer zu werfen, sondern sie daneben zu stellen. Da Glasflaschen nur 8 Cent Pfand einbringen, kümmert sich kaum einer darum, einzelne Flaschen wieder zurückzubringen. Im besten Fall werden Sie irgendwo abgestellt oder eben achtlos in die Mülltonne geworfen. In einwandfreiem Zustand können sie zumindest einem guten Zweck dienen und einer Person noch ein paar Cent mehr in die magere Geldbörse spülen.

Foto: Deborah HelfrichFoto: Deborah HelfrichInitiative »Pfand gehört daneben«

In diesem Zusammenhang könnte man das Zerbrechen der Flaschen als einen missgünstigen Akt gegenüber etwaigen Pfandflaschensammlern sehen. Auf der anderen Seite gibt es wohl einen neuen Zeitvertreib unter den Jugendlichen, nämlich das Austrinken von Flaschen in einem Zug, um sie dann an einer Wand kaputtzuwerfen.

Foto: Deborah HelfrichFoto: Deborah HelfrichVon Glasscherben übersäter Weg im Friedenspark

Altes Problem ohne neue Lösung
 

Es ist ja nicht so, als ob die Situation mit zerbrochenem Glas in Parks, auf Gehwegen und Plätzen neu wäre. Die Höhe des Pfandgeldes zeigt sofort, dass Glas keinen großen Wert hat in unserer Gesellschaft. Es zerstört die Umwelt nicht, wie Plastik. Deshalb hat es wohl keine Priorität dafür zu sorgen, dass man nicht bei jedem zweiten Schritt in eine Glasscherbe tritt. Trotzdem muss die Stadt viel Geld ausgeben, um die Straßen und Parks von kaputten Glas zu säubern.

Quelle: Twitter Deborah Helfrich (@debo_sagt)Quelle: Twitter Deborah Helfrich (@debo_sagt)

Falls sie es denn tut. Im Friedenspark wurden mittlerweile die größeren Glasstücke von der nebenan liegenden AWB entfernt.

Quelle: Twitter Stadt Köln (@Koeln)Quelle: Twitter Stadt Köln (@Koeln)

Die zahllosen kleineren Scherben auf den Wegen stellen aber immer noch eine Gefahr dar. Auch wird wohl nichts getan, um diese Art von Feiern zu unterbinden. Es ist nichts dagegen einzuwenden, sich im Sommer abends an einem schönen Platz zu treffen und gemeinsam etwas zu trinken. Wenn dieser Platz dann aber für andere Leute – und ihre Tiere - nicht mehr nutzbar ist, sollte man vielleicht endlich mal nach einer Lösung suchen. Die Lust aufs Feiern wird man nicht abstellen können, aber man kann etwas an der sinnlosen Zerstörung von Glasflaschen tun. Die Erhöhung des Pfandgelds für Glasflaschen wäre schon mal ein Anfang!