Heartmut Nauß

Gründer von schraubergott.com

von Portrait von Steffen Kutzner Steffen Kutzner
Veröffentlicht am 20. Juni 2012

Erzähl doch bitte etwas über Dich selbst.

Ich wurde 1966 in Karlsruhe geboren, bin ohne Vater aufgewachsen und mit neun Jahren in die Umgebung von Düsseldorf verpflanzt worden. Habe in Erkrath die Schule abgeschlossen; es folgten Zivildienst und eine Lehre als Druckvorlagenhersteller. Danach Selbstständigkeit als Print-Produktioner. Seit 26 Jahren bin ich im Bereich Werbung unterwegs und seit über 13 Jahren Unternehmer im Bereich Werbetechnik. Sportlich war ich schon immer sehr engagiert. Über Tischtennis und Fußball zum American Football. Erst „Hilden Hurricanes“, dann „Düsseldorf Panther“ bis zur Nationalmannschaft. Vize-Europameister 1987 in Finnland. Heute lebe ich mit meiner Familie – meiner Frau, meiner Tochter und unseren zwei Hunden – in einer ehemaligen Windmühle in Kaarst.

Du stehst hinter dem Online-Magazin schraubergott.com. Was ist das Ziel des Magazins – was vermittelt es und wen spricht es an?

Wenn Schraubergott ein Ziel hat, dann zu zeigen, dass „der Deutsche“ auch absolut cool und lässig sein kann.

Das Magazin mache ich im Grunde für mich, die sogenannte Ich-Zielgruppe. Ich wollte nach all den Jahren hundertprozentiger Dienstleistung mal etwas nur für mich machen. Das Schöne dabei ist, dass es viele Männer gibt, die etwa das gleiche Alter und/oder ähnliche Interessen haben. „Schraubergott“ wird in der Regel von Männern ab 35 gelesen und geliebt. Wir halten ein bestimmtes Niveau und sind damit für viele Männer interessant. Insbesondere auch für Familienväter, Selbstständige und intelligente (nicht intellektuelle) Menschen. Dabei bewegen wir uns auch weitestgehend jenseits der üblichen Meldungen, die jeden Tag auf die Leute niedergehen - die paar Unternehmen, die die Nachrichten sozusagen „machen“ sind ja nicht „das Internet“. Man sollte ohnehin nicht alles glauben, was man vorgesetzt bekommt.

Ein wirkliches Ziel gibt es bei „schraubergott.com nicht. Wir wollen unterhalten und auf wenig Raum viele Themen bereitstellen. Unsere Themen, oder wenn man so will: meine Themen. Wenn Schraubergott ein Ziel hat, dann zu zeigen, dass „der Deutsche“ auch absolut cool und lässig sein kann. Ja, mein Herr, German Style, eben. Unverkrampft und mit Wortwitz; nicht unbedingt aktuell, aber nachhaltig. Es geht uns nicht um den schnellen Effekt - es geht uns um Inhalte, die Du auch noch nach Wochen anschauen kannst ohne der Meinung zu sein, dass Du etwas verpasst hast.

Wir bieten an, missionieren aber nicht - wir sind keine Extremisten. Unser Publikum und auch wir selbst kommen aus der zweiten Reihe; wir haben Spaß an der Sache, wissen aber auch, dass das Leben aus mehr als dem einen Thema besteht. Auch die Welt der Hobbies und Neigungen. Nach dem Schema: Ja, wir mögen Oldtimer – wir fahren sie aber auch. Mit dem Oldtimer zum Italiener, dort einen hervorragenden Wein und dann zur Tattoo-Convention nach Dortmund ... so in etwa.

Unser Publikum und auch wir selbst kommen aus der zweiten Reihe; wir haben Spaß an der Sache, wissen aber auch, dass das Leben aus mehr als dem einen Thema besteht.

Womit verbringst Du mehr Zeit – Schrauben oder Schreiben?

Eher damit, den ganzen Laden zusammenzuhalten und weiter zu entwickeln. Sowohl Schreiben als auch Schrauben können andere besser als ich. Hin und wieder gelingt mir auch mal ein guter Text, aber nicht immer und auch nicht auf Abruf. Ich bespiele die Gemeinde bei Facebook und bringe mich in der Organisation ein. Geschraubt habe ich nie viel. Das habe ich den „Göttern“ überlassen. Ich fahre seit 25 Jahren Harley (bzw. Motorrad), genauso lange, wie ich selbstständig bin. Selbst und ständig. Da blieb keine Zeit fürs Schrauben. Ich denke, ich habe mehr Werkstätten gesehen, als die meisten. Daher erkenne ich einen Schraubergott, wenn ich ihn sehe.

Du gibst regelmäßig Seminare, um den Teilnehmern wieder Skills für Männer beizubringen. Warum können heutzutage so viele einen Anlasser nicht mehr von der Lichtmaschine unterscheiden?

Es geht uns bei den Seminaren ja nicht nur um Fahrzeuge; damit sind wir gestartet. Den Männern von heute sind noch viel mehr Skills abhanden gekommen als die Zuordnung von Autobauteilen. Die Männer stehen täglich den rasanten technischen, medialen und sozialen Entwicklungen gegenüber. Jeder diese Faktoren beeinflusst sein Arbeitsleben. Um diesen einigermaßen zu begegnen, investiert er viel Zeit und Aufwand. Das fehlt an anderen Stellen – wo bleibt die Familie und der Spaß? Die Prioritäten haben sich verschoben. Dabei ist eine Menge männliche Energie verlorengegangen. Wir erschaffen diesen Freiraum wieder. Wir geben diesen Fragen Freiraum, wir helfen, zeigen und lehren.

Wie sieht Dein Alltag aus?

In den Grundzügen wie der Alltag eines Ehemanns, Vaters und Unternehmers. Ich habe ja noch mein klassisches Unternehmen. Allerdings bestimmt das Projekt „Schraubergott“ doch weitestgehend meinen Tagesablauf. Ich habe das Thema Internet unterschätzt. Eine Community zu managen, bedeutet 24/7. Das Internet hat keine Öffnungszeiten. Will meinen, ich platziere die erste Nachricht bevor ich meine Tochter zu Schule bringe, die zweite nachdem ich mit den Hunden draußen war und die letzte, bevor ich ins Bett gehe.

Wie schwierig ist es, eine Seite wie schraubergott.com zu etablieren?

Sehr schwierig. Ich habe gedacht, dass es im Internet etwas schneller gehen würde als im richtigen Leben. Falsch gedacht. Gras wächst nicht schneller, wenn man daran zieht – auch nicht im Internet. Es hilft auch nicht, wenn ich es 24 Stunden am Tag beobachte. Gras hat seine Geschwindigkeit. So ist es auch mit dem Online-Business. Wir wachsen mit Schraubergott stetig und nachhaltig. Wir etablieren einen Baustein nach dem anderen. Nicht aus Zwang, sondern aus Spaß.

Heartmut Nauß

Unterscheiden sich Deine Leser von den durchschnittlichen Abonnenten von bspw. „Auto Motor Sport“?

Unser Leser kauft sich keinen Testsieger. Er möchte etwas, das zu seiner Persönlichkeit, zu seinem Stil und zu seinem Leben passt. Für uns ist das Auto nicht das Leben, sondern Teil eines Lebensstils. Wir sind eher Auto Motor und Stil. Sport ist immer Wettbewerb ... größer, schneller, besser – nicht unser Ding. Bei uns geht es um Unterhaltung und Spaß, wenn es in die Tiefe gehen soll oder muss, gibt es andere Quellen.

Was bedeutet das Schrauben und Reparieren für Dich?

Abschalten und Meditation, wenn ich Zeit habe, und purer Stress, wenn etwas zum falschen Zeitpunkt, im falschen Moment daher kommt.

Was ist Dein nächstes Projekt?

Unser Schraubergott-Shop und Schraubergott-TV. In unserem Onlineshop geht es nach dem gleichen Prinzip wie auch auf der Seite. Was wir mögen, kommt rein. Qualität und Nachhaltigkeit zuerst. Deshalb haben wir auch eine kleine Kollektion auf die Beine gestellt. Wir haben ein echtes Schrauberhemd entwickelt. Kein Merchandising-Dreck, sondern echte deutsche Wertarbeit mit Stil. Schraubergott-TV soll zeigen, dass wir es mit Kleinstmitteln schaffen können, feine Inhalte wie Interviews und Dokumentationen sehenswert für unsere Fans zu drehen.

Wie lautet Dein Lebensmotto?

Für uns ist das Auto nicht das Leben, sondern Teil eines Lebensstils.

Locker bleiben.

Das bessere Argument gewinnt.

Welches war Dein erstes eigenes Auto und welche Erinnerungen verknüpfst Du damit?

Fiat 850 Limousine. Mir war und ist Musik im Auto immer wichtig gewesen. Deshalb war das Radio damals teurer als das Auto. Der Motor wurde immer zu heiß und irgendwann explodierte der Kühler (bzw. der Überlauf). Das war genau beim Grenzübergang nach Holland. Der Grenzer brachte aufgrund der Detonation sein Gewehr in Anschlag. Dann sah er, wie das ganze Wasser unter dem Auto rauslief – er hatte Spaß und wir durften dann unseren Fiat nach Holland reinschieben.

Wenn Du einen anderen Beruf hättest wählen müssen, welcher wäre das?

Der Weg ist das Ziel. Ich bin froh, dass ich meinen Weg gestaltet habe und gestalten kann. Das gilt insbesondere für den Beruf.

Was wolltest Du werden, als Du ein kleiner Junge warst?

Gras wächst nicht schneller, wenn man daran zieht

Anerkannt, egal wie und durch was.

Mit was kommst Du gar nicht zurecht – sei es beruflich oder privat?

Intoleranz, Ignoranz, Dummheit und die Immunität, aus Fehlern zu lernen.

Stones oder Beatles?

Beide OK, eher Stones. Ich bin aber mit den Toten Hosen aufgewachsen. Hab sie in der Teestube in Hilden gesehen, war unter der Rheinbrücke dabei und auch mal in der Westfalenhalle in Dortmund, die volle Bandbreite. Wohnzimmer und Stadion beides geht – immer! Übrigens haben die Hosen und wir heutzutage unsere Büros im gleichen Gebäude!

Gibt es noch etwas, das Du unbedingt mitteilen möchtest?

„Schraubergott“ lebt davon, dass es eine breite Fanbase hat. Es wäre schön, wenn uns die Leute auf unserer Seite und auf Facebook besuchen und uns weiterempfehlen, online und offline. Wer meint, er könne was für uns tun, sei es schreiben, fotografieren, sponsorn oder was auch immer, schickt sein Ansinnen bitte an: paralleluniverse@schraubergott.com.