Simone Bauer

Autorin

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Veröffentlicht am 9. August 2013

Du bist ja noch sehr jung, wann hast Du mit dem Schreiben begonnen und wieso?

Ich habe mit 14 angefangen, Kurzgeschichten für meine Freunde zu schreiben. Das waren eigentlich nur lustige Anekdoten, bis ich ziemlich schnell auch damit losgelegt habe, Gefühle zu verarbeiten und richtige, längere Geschichten zu spinnen. Mit 18 habe ich dann mit dem Musikjournalismus angefangen. Der Wunsch, ein Buch zu veröffentlichen, war aber irgendwie schon immer da.

Was hat dich dazu bewegt dieses Buch zusammenzustellen und wieso hast du genau 33 Stories ausgewählt?

Die "33"-Serie gehört zu meinem Verlag, Schwarzkopf & Schwarzkopf. Ganz heimlich habe ich aber noch ein paar kürzere Geschichten mehr dazu gepackt (lacht) Die Idee kam mir, als ich im Winter des letzten Jahres mein Taubertal-Ticket erstanden hatte und ich schon ganz sehnsüchtig war.

Ich konnte es gar nicht mehr aushalten und es war noch so lange hin!

Da waren dann so viele Erinnerungen in mir an frühere Festivals und ich hatte noch einige andere witzige Geschichten von Freunden und Bekannten im Kopf, dass ich mir dachte, hey, lass das mal aufschreiben!

Wie hat es Dir gefallen die Geschichten anderer aufzuschreiben, anstatt selbst ein (fiktives) Werk zu kreieren?

Es hat auf jeden Fall beides etwas. Wenn du Interviews führst, hast du natürlich den Mehrwert, mit Freunden - oder Idolen, ich habe ja auch mit Julia Viechtl von Fertig, Los! und Sandy Beach von den Teaserettes gesprochen - Kaffee zu trinken. Die freuen sich, weil sie in Erinnerungen schwelgen können, und du bist richtig bewegt von den gemeinsamen Stunden, wenn du nach Hause gehst. Fiktiv zu arbeiten ist ja doch etwas einsam - dafür verbringst du mit den Charakteren allerdings länger Zeit als nur ein paar Stunden und kannst eine ganz eigene Welt kreieren.

Welche Geschichte ist Deine Lieblingsgeschichte und wieso?

Meine eigene mag ich natürlich gerne. Hatte ich mich sehr auf das Taubertal gefreut, war es dann aber ein Wochenende mit riesigem Herzschmerz. Das aufzuschreiben, hat mir sehr geholfen beim Verarbeitungsprozess. Ansonsten mag ich Lias Geschichte sehr gerne, die mit 16 ihren Traumtypen auf Rock im Park kennengelernt hat - und ihn nach einer stürmischen Nacht nie wieder gesehen hat ...

War Dein erstes Festival Dein Bestes ? Oder wird es bei jedem Mal schöner?

Mein erstes war auf jeden Fall sehr romantisch-verklärt, konnte ich doch zum ersten Mal meine Jugendliebe Rod von den Ärzten sehen (lacht) Jedes Festival hat etwas für sich - Highlights, aber genauso auch Tiefpunkte. In einem Moment tanzt man vergnügt in der Sonne und sieht seine Lieblingsband, im nächsten regnet es und man muss sich aus der ersten Reihe ziehen lassen, um nicht zerquetscht zu werden ...

Du schreibst, dass die spezielle Festival-Atmosphäre nur entsteht wenn eine fünfstellige Besucherzahl erreicht wird. Magst du große Festivals lieber als kleinere?

Wenn es ganz genau nach mir ginge, würde ich meine Lieblingsbands ausschließlich in sehr kleinen, sehr intimen Clubs sehen (lacht) Diese spezielle Festival-Atmosphäre profitiert aber auf jeden Fall von der Größe und der Anonymität. Da lässt man sich eher noch mehr gehen, da werden dann alle Gesetze aufgehoben. Das ist auf jeden Fall spannend.

Besonders interessant ist es zu lesen, wie sich die Meinungen der einzelnen Festivalgänger über die Jahre verändern. In welcher Phase steckst du gerade? Glaubst Du, in ein paar Jahren wirst Du anders über Festivals denken?

Ich bin nach sechs Jahren jetzt so gesättigt, dass ich eher einen Kick brauche, wie ein Festival außerhalb Deutschlands.

Ansonsten veröffentlicht meine Lieblingsband Placebo bald ein neues Album - ich bin sehr gespannt, wie es sich das nächstes Jahr live auf Festivals entfalten wird! Solange es Bands gibt, die mir so sehr am Herzen liegen, werde ich noch lange auf Festivals fahren und diese genießen. Fraglich ist nur, ob man sich das finanziell wirklich noch so lange leisten können wird ... Kommerziell gesehen wird das preis-/leistungstechnisch in den nächsten Jahren sicher noch schwierig.

Warst du schon Mal auf einem Festival in einem anderen Land? Glaubst Du die Atmosphäre auf „deutschen Festivals“ unterscheidet sich von der in anderen Ländern, oder denkst Du es handelt sich dabei um ein weltweit gleiches Phänomen?

Ich war einmal kurz davor, das Glastonbury zu besuchen - und ein britisches Festival wie das Glastonbury oder das Leeds/Reading stehen definitiv noch auf meiner Liste. Immerhin ist England die Geburtsstätte des Rock'n'Rolls! Meine liebe Freundin Alex erzählt in "Matsch-Memoiren" ihr Erlebnis in New York, aber Veranstaltungen in New York sind natürlich einzigartig - viel gigantischer, die Mentalität ist da natürlich eine andere. Betrachte ich mir Coachella so, geht es da ja auch mehr um Mode und Event als Schlamm und Alkohol. Wenn wir rüber zu den Nachbarn schauen, also Österreich und Schweiz, ist der Unterschied zu deutschen Festivals auf jeden Fall nicht so groß, das bestätigt auch mein Buch. Auch im dänischen Roskilde und auf dem holländischen Pinkpop soll laut meiner Freunde der uns gewohnte Festivalspirit vorherrschen. Auf jeden Fall wird weltweit immer jeder sein Festival finden können, wenn er nur sucht.

Simone Bauer

Glaubst Du es ist gut, dass das Leben auf Festivals zeitlich beschränkt ist? Was hältst Du von der Idee das Leben dauerhaft wie auf einem Festival zu gestalten?

Auf jeden Fall! Ich warne immer davon, nach fünf Tagen den Absprung nicht zu finden! Manchmal macht schon ein Tag alleine so fertig, dass man wochenlang schlafen will und nichts essen kann (lacht) Das ist wie ein ziemlich langer Kater und in der Zeit danach kriegt man nichts auf die Reihe. Insofern ist es gut, dass man diese Tage hat, an denen man ausbricht, aber dazwischen sollte man dann doch am normalen Leben teilnehmen. 

Welche Tipps gibst Du Festival-Jungfrauen mit?

Sonnencreme, Sonnenbrille und ein Hut oder ein Tuch als Schutz sind genauso essentiell wie Gummistiefel - man sollte also auf jeden Fall vor der Abfahrt den Wetterbericht checken, sonst kommt man todkrank zurück! Ansonsten habe ich immer Süßigkeiten in der Hosentasche, falls man mal in der Menge eingekeilt ist und länger an keine Lebensmittel kommt - und Ohropax! Tinitus ist kein schönes Souvenir.