Fayzen

Musiker

von Portrait von Karoline Sielski Karoline Sielski
Veröffentlicht am 3. Juni 2013

Fayzen, wer klär uns bitte  wie Du zur Musik gefunden hast? Den Castingshow-Weg bist Du nicht gerade gegangen...

Ich hab schon mit neun Jahren angefangen Klavier zu spielen. Meine Lehrer haben mich immer gehasst, weil ich die Stücke immer nach meinem eigenen Geschmack variiert habe. Irgendwann habe ich angefangen heimlich Gedichte in der Schule und überall zu schreiben. Meine Kumpels durften davon natürlich nichts erfahren. Mit 13 hätte es dafür ordentlich eins auf die Mütze gegeben.

Als ich dann so ca. 15 war gab es eine Rap-Crew. Der durfte unser Schuljahrgang manchmal beim Improvisieren zuhören. Nachdem ich da mehrmals war, habe ich irgendwann all meinen Mut gesammelt und bin ans Mikrophon gegangen.

Eigentlich war das nicht üblich als Außenstehender. Ich hab auch nie ein Feedback von denen bekommen. Irgendwann nach Monaten und gemeinsamen Freestyle-Sessions kamen die mit einem Pullover an, auf dem hinten der Crew Name drauf stand und vorne Fayzen. Da fing eigentlich alles an. Dank diesen Jungs bin ich erst auf die Idee gekommen aus Worten Musik zu machen um dadurch eine neue Ebene zu öffnen.

"Auch wenn das kitschig klingt würd ich auf den "jeder ist glücklich Knopf" drücken. Mit dem Alter schleicht sich nämlich so langsam der Verdacht ein, dass das die Lösung gegen das meiste Übel unseres kaputten Planeten wäre."

Inwieweit hat Deine Familie Deinen Lebensweg beeinflusst oder geebnet?

Meinen Eltern habe ich sehr viel zu verdanken. Obwohl wir nie viel Geld hatten ermöglichte mir mein Vater den Klavierunterricht. Und obwohl meine Mutter keinen Führerschein hatte, hat sie mich mit meiner Schwester auf dem Arm jeden Freitag mit öffentlichen Verkehrsmitteln von Eidelstedt nach Mundburg gebracht, damit ihr Sohn auf ein paar Tasten rumklimpern kann.

Was gibt Hamburg Dir persönlich musikalisch her? Was verbindet Dich mit der Stadt, wenn Du an Deine Persönlichkeit denkst?

Hamburg ist eine Großstadt und gleichzeitig ein Dorf. Das gibt mir irgendwie Ruhe, ohne, dass ich Angst hab irgendetwas zu verpassen (lacht). Das beschreibt mich auf einer absurden Art ganz gut.

Du veröffentlichst Dein neues Album "Meer". Was gefällt Dir selbst am besten an der Platte?

Ich gebe auf dieser Platte alles Preis. Denn nur das macht für mich Sinn. Ich will wissen wer ich bin und ich hoffe die Poesie hilft mir dabei.

Das Musikvideo zu Deiner neuen Single "Rosarot" ist recht cineastisch. Was war beim Videodreh die vielleicht größte Herausforderung für Dich?

Wir hatten für die meisten Szenen sehr wenig Zeit. Bei der Einstellung in der ich fliege hatte ich grosse Probleme. Das war die letzte Einstellung. Kim Frank, der Regie gemacht hat, war schon total verzweifelt, weil ich es nicht mehr geschafft habe mein Bein zu heben, da ich einfach total fertig war und Krämpfe hatte. Aber irgendwie hats dann geklappt und ich konnte fliegen (lächelt).

Fayzen

Mit welchem großen Musiker würdest Du gerne mal jammen, wenn Du die Gelegenheit dazu hättest?

Oh da gibt es viele. Ich sag heute mal mit Cäthe, Mia Diekow und Helge Schneider.

Welche Lebensweisheiten nimmst Du Dir zu Herzen? Was für ein Mensch willst Du sein, wenn Du alt und grau bist?

Ein glücklicher Mann.

Welche Alben, Filme oder Bücher haben Dich geprägt? Wie spürt man das vielleicht in Deiner Musik?

Ich bin ein grosser Eric-Emanuell Schmitt Fan. Der schreibt tolle Bücher! Seine Werke haben immer etwas Schönes und gleichzeitig etwas sehr Rührendes. Das hat mich immer sehr fasziniert.

Oh ja, er ist super, besonders "Hotel zu den zwei Welten" (lächelt). Was macht für Dich einen Künstler aus?

Jemand der etwas so macht, wie er es auch machen würde, wenn es dafür kein Geld gäbe, ist für mich ein Künstler.

Hast Du einen soziale Ader? Und was würdest Du in Deutschland ändern wollen, wenn das per Knopfdruck ginge?

Auch wenn das kitschig klingt würd ich auf den "jeder ist glücklich Knopf" drücken. Mit dem Alter schleicht sich nämlich so langsam der Verdacht ein, dass das die Lösung gegen das meiste Übel unseres kaputten Planeten wäre.