CD Kritik: EMMA6 mit bildgewaltigem neuen Album "Passen"

von Portrait von Marlon Kumar Marlon Kumar
Veröffentlicht am 15. August 2013

Morgen veröffentlicht die Heinberger Pop-Rockband Emma6, bestehend aus den Brüdern Henrik sowie Peter Trevisan und Dominik Republik ihr zweites Studioalbum "Passen", auf dem sie Erlebnisse und emotionale Traumata metaphorisch reflektieren. Schmerz, Trauer, Leidenschaft und Liebe bieten in ihrem poetisch melancholischen Gefühlschaos weiten Spielraum für Interpretationen. Bildgewaltig ist nicht nur das malerisch verwaschene Album-Outlet, dessen dichter Wald die traurig romantische Stimmung des Tonträgers auffängt, sondern auch die Texte der Mittzwanziger, die für Dauer der Album-Produktion in einer WG in Hamburg lebten.

Denn die Jungs von EMMA6 erzählen mit ihren Songs kleine, poetische Anekdoten und Geschichten, die manchmal herbe ins Schwarze treffen. So zum Beispiel ihr Song "Wie es nie war":

"Kann ein Herz aus Gold sein, wenn es einfach rostet? [...] Wenn ich ehrlich bin zu mir, es geht mir beschissen, es ist nicht leicht zu sehen, dass es bleibt, wie es nie war, wo du bist und was du machst, das will ich gar nicht wissen, was bei dir jetzt passiert, ist mir so egal"

Der Erzähler zeichnet ein melancholiches Abbild einer gescheiterten Beziehung, die von unerfüllten Wünschen und Sehnsüchten zerfressen wurde. 'Das es so bleibt, wie es nie war', impliziert, dass der Partner schon damals nicht die Erwartungen erfüllt hat - oder erfüllen konnte, da man seine Erwartungen an eine Person selbst in der Hand hat- und, dass man sich danach sehnte, etwas Bestimmtes von ihm zu hören oder charakterliche Züge vermisste. Es bleibt eben so, 'wie es nie war', und das macht alles noch schmerzhafter. Obwohl der Erzähler konstatiert, ihm sei das Leben dieser Person nun egal, fühlt er sich 'beschissen', was wiederum bedeutet, dass es ihm nicht egal ist. Eine verworrene, gefühlsgeladene Interpretation, die die tatsächlichen, schwer definierbaren Gefühle, die eine Trennung mit sich bringt, widerspiegelt. Anders ausgedrückt: Der Song bringt die Flaute im Magen auf den Punkt.

CD Kritik: EMMA6 mit bildgewaltigem neuen Album "Passen"

Auch die Songs "Traum" und "Passen" formulieren Illusionen und Wünsche, die mit schönen Metaphern geschmückt und verstärkt werden. Die Instrumente sind angenehm im Ohr, der Sound ist frisch, sinnlich und ruhig - die Texte wohlgeformt und rhythmisch:

"Wir treiben auseinander, denn wir spielen gut und schlecht, wir sind falsch und echt wie Holz und Blech. Wir rennen hin und her, wir streuen hin und her und könnten jetzt passen."

Der Song "Traum" projiziert einen Film vor unser geistiges Auge (wir sind Opfer des sogenannten Kopfkinos). Er ist teils eine von schönen Drums angetrieben Hymne an vergessene romantische Ideale wie Wanderslust und harmoniert mit dem Album-Cover:

"Ist es nur ein Traum, ein volles Haus und ein leerer Raum. Bin kurz allein dann spring ich raus, plötzlich einen Rucksack auf meinen Schultern und ich lauf"

"Ich hab die Band zuerst gekannt" ist mehr Rock als Pop und unterscheidet sich klanglich von den anderen Tracks am stärksten. Auch die ersten zwei Minuten von "Drehen wir uns im Kreis" passen mit futuristisch synthetischen Elektro-Beats nicht zu dem Rest des Albums und erinnern an eine Daft Punk Produktion. Nichtsdestrotz ist das Album für Musikliebhaber deutschsprachiger Texte ein Ohrenschmaus und entlockt sicherlich die ein oder andere wunderbare Erinnerung, die man schon längst - aus Selbstschutz oder wegen eines ausgeprägten Kurzzeitgedächtnisses - verdrängt hatte.

Emma6 - Tourdaten 2013:

11.9. Krefeld, Kulturfabrik
12.9. Dortmund, FZW
13.9. Münster, Sputnik Cafe
14.9. Kaiserslautern, Kammgarn
16.9. Frankfurt, Nachtleben
17.9. Stuttgart, Universum
18.9. München, Backstage Club
19.9. Leipzig, Moritzbastei
20.9. Erfurt. Museumskeller
21.9. Dresden. Beatpol
23.9. Berlin. Comet
24.9. Hamburg. Knust
27.9. Hannover. Lux
28.9. Bremen. Lagerhaus
1.10. Köln. Stadtgarten