Buchrezension: "Die alte Dame, die ihren Hut nahm und untertauchte"

von Portrait von Christina Schwärzler Christina Schwärzler
Veröffentlicht am 8. September 2014

„Die alte Dame, die ihren Hut nahm und untertauchte“, erinnert im ersten Moment vom Titel an das Buch „Der Hundertjährige, der aus dem Fenster stieg und verschwand“ von Jonas Jonasson. Geschrieben wurde das erstgenannte Buch allerdings von Leena Parkkinen, einer finnischen Autorin, die ihr Debüt mit dem Buch „Nach dir, Max“ feierte. Für ihr Werk „Die alte Dame, die ihren Hut nahm und untertauchte“ wurde die 1979 geborene Schriftstellerin mit dem Kalevi-Jäntti-Preis ausgezeichnet, dem wichtigsten Förderpreis für finnische Nachwuchsautoren.

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Ein Plymouth Fury ist auf den Straßen Finnlands unterwegs. Die Fahrerin Karen ist inzwischen 83 Jahre alt und mit einem festen Ziel vor den Augen unterwegs. Bei einem Tankstellenüberfall begegnet sie der noch sehr jungen schwangeren Azar. Eine gemeinsame Reise der zwei Frauen beginnt. Karen kehrt zurück zu der Insel, die sie damals nicht schnell genug verlassen konnte. Es gilt die Vergangenheit wieder aufzurollen und endlich die Wahrheit über einen Mordfall von vor 65 Jahren aufzuklären. Erinnerungen werden aus Kisten gepackt, neue Erkenntnisse kommen ans Tageslicht und sowie Karen als auch Azar tauchen gedanklich immer tiefer in ihr altes Leben zurück.

Die Kapitel des Buches teilen sich in Gegenwart und Vergangenheit  auf und vermitteln  dem Leser Eindrücke der jeweiligen Sicht der Protagonisten. Geschrieben in der dritten Person, erhält man zunächst Einblicke von Karens Gegenwart, die in den folgenden Kapiteln auch in der Vergangenheit erzählt werden. Doch auch die Protagonistin Azar gewinnt im Laufe des Buches an Bedeutung. Gegen Ende nehmen die verschiedenen Sichten und Zeiten des Geschehens zu, so dass besonders das vergangene Verbrechen von allen Seiten beleuchtet wird.

Durch das ständige Protagonisten Ping Pong und dem Wechsel zwischen Gegenwart und Vergangenheit der Personen, spinnt sich ein feines Netz mit vielen Details der Geschichte. Die Sprache ist bildlich erklärend und nimmt den werten Leser direkt mit auf die kleine Insel Fetknoppen, auf der vor 65 Jahren ein, für nicht alle geklärter, Mord geschah. Die Geschichte beinhaltet eine überraschende Wendung bei der ich für einen Moment ungläubig vor dem Buch saß, es weglegte, um es dann zwei Minuten später weiterlesen zu müssen.

„Die alte Dame, die ihren Hut nahm und untertauchte“, ist ein Buch, das die Bezeichnung fantastisch verdient. Ich war von der ersten Seite an vom Schreibstil überzeugt und konnte es kaum aus der Hand legen. Die Wechsel der verschiedenen Perspektiven und Zeiten ist spannend und mit jedem endenden Kapitel, sammelte ich ein weiteres Puzzlestück der Erkenntnis, um es dem großen Ganzen hinzuzufügen. Ein Buch das eine absolute Empfehlung wert ist und seit dem 25. August 2014 für euch in den Läden bereit liegt.