"Menschen 2013" auf ZDF: Banalitäten und Markus Lanz' verbitterter Kampf mit der Moderation

von Portrait von Lina Wemhöner Lina Wemhöner
Veröffentlicht am 9. Dezember 2013

Wir hatten uns schon so gefreut. Nachdem Günther Jauchs Jahresrückblick „Menschen, Bilder, Emotionen 2013“ am vorherigen Sonntag kläglich gescheitert ist, setzte das TV-Publikum auf Markus Lanz. „Menschen 2013“ hieß die besagte Sendung und versprach viel Potenzial für den gestrigen Sonntagabend auf ZDF. Doch leider mussten wir auch hier eher mit spaßigem Entertainment und flachen Interviews anstelle von gesellschaftspolitisch relevanten Themen, wie die Bundestagswahl oder auch die brisante Regierungsbildung, vorlieb nehmen. So konnte der „Wetten, dass..?“-Moderator auch an diesem Abend keine positiven Schlagzeilen verbuchen.

Begrüßt wurden von Markus Lanz sowohl prominente als auch nicht prominente Gäste, die nach ZDF-Angaben „als außergewöhnliche Persönlichkeiten mit Ihren Geschichten geprägt haben“. Da hätten wir dann zum Beispiel Bastian Schweinsteiger, Til Schweiger, Heino und eine nette britische Dame, die an einer Bushaltestelle tanzend gefilmt wurde. Es scheint uns beinahe ein überwältigendes Jahr gewesen zu sein?

Ganz besonders wurden in der gestrigen Show Themen wie Preisverleihungen und Fußball abgearbeitet. Hier beglückten Lanz die Gesichter der Schauspielerin Ruth Maria Kubitscheck, Fernseh-Ikone Didi Hallervorden und Jungschauspieler Max von der Groeben. An dieser Stelle konnte Lanz ganz ruhig bleiben und seine altbewährten Fragen offenbaren - wie war es denn nun, die Goldene Kamera überreicht zu bekommen? Es folgten das Solo eines Achtjährigen, der durch ein Fußball-YouTube-Video Ansehen genoss, und eine ausführliche Bewertung der Erfolge des FC Bayern Münchens und der Frauennationalelf. Denn der deutsche Fußball sei 2013 „das Maß aller Dinge“ gewesen, faselte der Gastgeber, wie die Frankfurter Rundschau berichtet.

Wie dem auch sei - nachdem Lanz den Übergang von Heino, der eindeutig den „radikalsten Imagewandel des Jahres“ vollzog, zum Bürgerkrieg in Syrien und den Terroranschlägen in Boston und London absolut versemmelte und in quasi einem Atemzug vom neuen deutschen Liedergut zu eindeutig brisanteren Themen wechselte, folgte der interessanteste Aspekt des Abends:

So bat Markus Lanz Semiya Simsek, Tochter des von der rechtsradikalen NSU-Bande ermordeten Blumenhändlers aus Nürnberg, ins Studio. Doch man bemerkte schnell, der Moderator wusste nicht so recht, wie er die Situation handhaben sollten und verlor sich in dem eigentlich so wichtigen Gespräch mit einer bemerkenswerten Frau, dazu auch Spiegel online.

Es scheint, als wäre der Gastgeber nicht bereit, sich auch mit bedrückenden Themen auseinanderzusetzen. Denn direkt nach dem Auftritt Simseks folgte ein Schnitt: „Zum Schluss wollen wir versöhnlich werden“, so der ZDF-Moderator. Ein heiterer Musik-Mashup folgte und alle waren sie wieder glücklich - besonders Lanz, der mit singenden Passanten in einer Fußgängerzone sicher mehr anfangen konnte als mit gesellschaftspolitischer Relevanz.