Krönender Abschluss: Mit b.16 endet die aktuelle Spielzeit des Ballett am Rhein

von Portrait von Nina Loose Nina Loose
Veröffentlicht am 4. Juli 2013

Während die Deutsche Oper am Rhein kurz vor der Sommerpause steht, feiert ein letzter Ballettabend in dieser Spielzeit 2012/2013 seine Premiere. „Afternoon of a Faun“, „Without Words“ und „Nacht umstellt“ – so die Titel der drei gesonderten Choreografien, die Ballettdirektor Martin Schläpfer am 5. Juli als „b.16“ auf die Düsseldorfer Opernbühne bringt. Im Rahmen der vertrauten Ballettwerkstatt – ein vor Publikum geführtes Fachgespräch der Beteiligten mit anschließender Probe – verrieten er und Hans van Manen Einzelheiten über ihre stetige Zusammenarbeit und die Genese ihrer jeweiligen choreografischen Beiträge zu „b.16“.

Kennen tun sich die beiden Choreografen seit den frühen achtziger Jahren, seit Martin Schläpfer in seiner Jugend van Manens „Große Fuge“ tanzte, ein zeitloses Stück, das – obwohl 1971 kreiert – noch immer ins Repertoire internationaler Compagnien gehört. Im Frühjahr 2014 wird es auch vom Ballett am Rhein aufgeführt werden. Heute begegnen sich van Manen und Schläpfer, einst Meister und Schüler, künstlerisch auf Augenhöhe, einander respektierend, voneinander lernend und in Freundschaft verbunden. Dies spürt man, wenn Martin Schläpfer den Niederländer einen „der wenigen, wirklich großen Choreografen“ unserer Zeit nennt. Und wenn umgekehrt dieser bedeutende Neuerer des klassischen Balletts sein Ingenium spielerisch von sich weist: „Es geht nicht ohne Musen, nein. Man muss doch inspiriert sein durch die Tänzer.“

Für „b.16“ steuerte Hans van Manen seine 2010 entstandene Kreation „Without Words“ bei, die in Gestalt eines Kammerspiels, besetzt mit drei Männern und einer Frau um das Thema Verlangen kreist. Ebenfalls klein besetzt, dabei ein Klassiker des 20. Jahrhunderts, ist das Pas de deux „Afternoon of a Faun“ von dem Amerikaner Jerome Robbins. Wer sich in der Tanzgeschichte auskennt, weiß, es rekurriert auf Nijinskys skandalumwittertem Opus „L’après-midi d’un faune“ aus dem Jahr 1912. Robbins übertrug die Geschichte 1953 gleichnishaft auf zwei junge Tänzer, die erst unschuldig, bald erotisch interagieren, um letztlich jeder für sich in narzisstische Kontaktlosigkeit zu verfallen.

Das finale und längste Stück des Abends, „Nacht umstellt“ stammt von Martin Schläpfer selbst. Wohlwissend, dass die Musik Schuberts manchen als heilig gilt, verleiht Schläpfer dessen „Unvollendeter“ durch andere Kompositionen einen – wenn man so will – gebührenden Rahmen. Seine aparte Titelwahl begründet der Choreograf damit, dass er persönlich sich Franz Schubert eher als einen Einzelgänger oder Nachtschwärmer ausmale, dass eben „dieses Schubertige“ mehr mit der Nacht als dem Tag korrespondiere. Wie für Martin Schläpfer üblich ist die Uraufführung von „Nacht umstellt“ jenseits des klassischen Balletts anzusiedeln. Er beweist darin wieder technischen Wagemut sowie den ausdrücklichen Willen, seine Compagnie in einem modernen Look erscheinen zu lassen. 2010 hatte sich das Ensemble unter Schläpfers Direktion neu formiert und konnte seither mit den von ihm arrangierten Ballettabenden überregionale Erfolge verbuchen. Nicht zuletzt, weil seine Kunst neben der vergangenen Grandeur des Tanzes vor allem dessen Modernität feiert. Das findet auch Hans van Manen, der am Ende des Werkstattgesprächs, in Richtung von Martin Schläpfer erklärt: „Du hast den Spitzenschuhen ein neues Leben gegeben.“