Filmkritik "Der Hundertjährige, der aus dem Fenster stieg und verschwand": Eine herrlich absurde Krimikomödie

von Portrait von Lina Wemhöner Lina Wemhöner
Veröffentlicht am 15. Februar 2014

„Nichts ist unmöglich“ will uns diese herrlich absurde Krimikomödie aus Schweden sagen. Doch was ist es, das die nordischen Filme so authentisch macht? Sind es die völlig skurrilen Geschichten und die so kreativen Ideen? Definitiv: Ja! Auch dieser durchweg sympathische Film mit dem Titel „Der Hundertjährige, der aus dem Fenster stieg und verschwand“ ist ein prädestiniertes Beispiel für die gekonnte Produktion und Schauspielerei der skandinavischen Filmindustrie. Der Film basiert auf dem gleichnamigen Buchbestseller (2011) von Jonas Jonasson, der mit diesem Debütroman einen großen internationalen Erfolg verbuchen konnte. 32 Wochen hielt sich dieses Meisterwerk auf Platz 1 der Spiegel-Bestsellerliste und wurde in mehr als 30 Ländern mit über sechs Millionen verkauften Exemplaren gewürdigt. Der schwedische Regisseur Felix Herngren nahm sich nun der schwierigen Aufgabe an und verfilmte das Bestsellerwerk. Herausgekommen ist ein durchweg gelungenes Roadmovie, das durch seinen skurrilen Charme und hervorragender schauspielerischer Leistung glänzt - Eine Erzählung, die zwischen der Vergangenheit und der Gegenwart springt und das hundertjährige Leben eines Mannes voller absurder Ereignisse so wunderbar erzählt.

„Es ist, wie es ist und es kommt, wie es kommt.“ (Allan Karlsson)

Allan Karlsson (Robert Gustafsson) hat Geburtstag. Er wird 100 Jahre alt. Doch anstatt sich auf die geplante Geburtstagsfeier zu freuen, verschwindet er lieber kurzerhand aus dem Altersheim und macht sich in seinen Pantoffeln auf den Weg zum örtlichen Busbahnhof. Raus aus der Langeweile und rein in ein neues Abenteuer, das ist Allans Ziel! Während seiner Reise kommt er zu einem riesigen Vermögen, findet neue Freunde und trifft auf Gauner, Ganoven und Kriminelle, bevor er sich mit Elefantendame Sonja auf den Weg nach Bali macht. All das ist für Allan aber schon lange nichts Besonderes mehr, hat er doch die letzten 100 Jahre maßgeblich dazu beigetragen das politische Geschehen in der Welt unbewusst auf den Kopf zu stellen…

Für Allan Karlsson ist es eindeutig zu früh, sich auf die faule Haut zu legen und sein 100-jähriges Leben Revue passieren zu lassen. Wie ein unbekümmertes Kind lässt er sich von dem Geschehen treiben und macht sich nicht viele Gedanken um das Morgen. Eine wichtige Aussage, die dieser Film und auch Regisseur Herngren vertreten:

„Sich nicht um die Zukunft sorgen, seinem Bauchgefühl vertrauen und sich keine Sorgen über die Probleme von gestern machen.“

Allerdings ist ein 100-jähriges Leben lang und in dieser großen Zeitspanne kann viel passieren. Die Geschichte springt immer wieder zwischen Gegenwart und Vergangenheit und lässt den Zuschauer an Allans skurrilen Erlebnissen und Begegnungen teilhaben. Ob Stalin, Franco oder weitere Charaktere der politischen Weltbühne – Allan kennt sie alle. So rettete er Franco das Leben und half Oppenheimer bei der Entwicklung der Atombombe. Aus dieser Umdeutung der Weltgeschichte und den immer wiederkehrenden absurden Situationen entwickelt sich der Charme des Filmes, der sich zu einer humoristischen Glanzleistung entwickelt, ohne die Geschichte ins Alberne oder Lächerliche zu ziehen.

Verantwortlich für die angenehme Wirkung ist gewiss auch Schauspieler Robert Gustafsson, der Allan nicht als Witzfigur darstellt, sondern ihn mit kindlicher Leichtigkeit durch das Leben wandern lässt. So lässt ihn ein Koffer mit 50 Millionen Euro ebenso kalt, wie eine Bekanntschaft mit Einstein, der sich allerdings später als der dumme Bruder des Genies Albert Einsteins entpuppt.

Filmkritik "Der Hundertjährige, der aus dem Fenster stieg und verschwand": Eine herrlich absurde Krimikomödie

Nicht zu vergessen ist, dass es sich bei diesem Film um eine Krimikomödie handelt. Wir haben es also mit Gaunern und Leichen zu tun. Man könnte meinen, dass der Plot des Filmes eigentlichen einen brillanten Thriller wiedergeben könnte, dennoch kommt Allans Geschichte ganz ohne Gewaltexzesse aus. Der Film ist niemals brutal erzählt und lässt das Geschehen trotz der zahlreichen Leichen niemals zu einem „Tatort“ werden.

Trotz der vielen einzelnen Episoden und dem immer wiederkehrenden Wechsel zwischen Vergangenheit und Gegenwart ergibt der Film ein wunderbares Ganzes. In typisch skandinavischer Manier lädt uns der Film auf eine unterhaltsame Reise ein -  gemeinsam mit dem Protagonisten Allan Karlsson. „Es ist, wie es ist und es kommt, wie es kommt“ – dieses Motto beschreibt das Leben eines 100-Jährigen und dessen Aufstieg von einem einfachen Sprengstofftechniker zu einem hochspezialisierten Atombombenbauer. Ein besonderer Film, für den sich ein Kinobesuch sicherlich lohnt!

Ab 20. März 2014 startet der Film in allen deutschen Kinos. Außerdem wird „Der Hundertjährige, der aus dem Fenster stieg und verschwand“ bei den diesjährigen 64. Internationalen Filmfestspielen in Berlin (06. Februar – 16. Februar 2014) als Berlinale Special zu sehen sein.