Darrick Carter

Spitzenkoch im Chino Latino

von Portrait von Karoline Sielski Karoline Sielski
Veröffentlicht am 25. November 2013

Gibt es etwas, das Sie niemals kochen würden?

So etwas dürfen Sie einen Koch nicht fragen (zwinkert). Ich würde alles Kochen, einfach nur um daraus zu lernen. Das ist übrigens ein Tipp, den ich allen Jungköchen geben möchte. Keine Angst zu haben etwas Neues auszuprobieren oder zu probieren. Nur so lernt man die verschiedenen Techniken und Aromen kennen und sie richtig einzusetzen. Natürlich ging dabei das eine oder andere Experiment in meiner Jugend daneben, aber es sind auch erstaunlich viele kulinarische Highlights daraus entstanden.

Was macht einen guten Koch aus? Und was bedeutet kreatives Kochen für Sie?

Die Frage, was einen guten Koch ausmacht, wird mir oft gestellt. Das Wichtigste ist, dass man seinen Job mit viel Leidenschaft, Herzblut und dem Willen erfolgreich zu sein, ausübt. Es bedarf viel Kraft, um mit den täglichen Herausforderungen, die einen Küchenchef zu tragen hat, fertig zu werden.

"Ein kreativer Koch hat die Freiheit Grenzen zu überwinden und zu tun, was er oder sie sich vorstellt – ein gutes Stichwort wäre hier „Think outside the box“!"

In meinen Augen übt jemand kreatives Kochen aus, der aufgeschlossen durchs Leben geht, dabei die Fähigkeit besitzt Kritik anzunehmen und sie in seiner Arbeit umzuwandeln. Ein kreativer Koch hat die Freiheit Grenzen zu überwinden und zu tun, was er oder sie sich vorstellt – ein gutes Stichwort wäre hier „Think outside the box“!

Fällt Ihnen spontan eine besonders kuriose Anekdote aus dem Küchenalltag ein?

Die beste Anekdote ist alles ein Paar Momente stehen und liegen zu lassen, darüber zu lachen und dann wieder mit neuem Elan weiter zu machen.

Wie sieht bei Ihnen zu Hause ein perfektes Dinner aus? Was wäre Ihr Favorit für einen perfekten Abend?

Das perfekte Dinner ist natürlich, wenn ich meine Liebsten um mich herum habe, also meine Familie und Freunde. Nichts ist schöner als gemeinsam den Tag Revue passieren zu lassen. Ich schätze diese Augenblicke sehr, denn als Chefkoch eines 4-Sterne Hotels ist es üblich mit seinem Team viele Stunden in der Küche zu verbringen.

Gekrönt wird dieses Beisammensein von einem saftig gebraten Hühnchen. Ich sage dass, weil dieses Gericht einfach zuzubereiten ist. Die Kunst dabei, ist es jedoch den perfekten Braten zu schaffen, schön saftig, zart und genau auf den Punkt gebracht.

"...es gibt nichts Schöneres als im Traum Inspiration zu finden."

Träumt man als Koch eigentlich oft vom Essen?

Aber natürlich, es gibt nichts Schöneres als im Traum Inspiration zu finden. Hier kann man alles ausprobieren und die tollsten Kreationen schaffen. Diese fließen dann natürlich auch in meine Arbeit ein. Generell gesagt, ist die Kulinarik für mich das Leben und das Leben wiederum die Kulinarik. In allem was ich tue, Tag ein Tag aus, steckt meine Leidenschaft zum Kochen.

Bitte erzählen Sie etwas über ihre früheren Tätigkeiten in ihre Heimat in Michigan. Welche zentralen Erfahrungen nahmen Sie aus der USA mit? Was ist der gravierendste Unterschied zu Europa, Deutschland?

Eigentlich sind wir gar nicht so verschieden. Es kommt jedoch auf die zur Verfügung stehende Vielfalt der Zutaten und die Jahreszeiten hier in Europa und Deutschland an. Allerdings auch darauf, was erlaubt ist zu importieren und exportieren.

"Eines der coolsten Dinge in Deutschland ist, dass man hier berechtigt ist, ein Bier auf der Straße zu trinken, und das finde ich toll. Nichts ist schöner als ein frisches Kölsch nach der Arbeit im Biergarten zu genießen."

Eines der coolsten Dinge in Deutschland ist, dass man hier berechtigt ist, ein Bier auf der Straße zu trinken, und das finde ich toll. Nichts ist schöner als ein frisches Kölsch nach der Arbeit im Biergarten zu genießen.

Was ist für Sie persönlich typisch kölsch? Wie haben Sie die Kölner und die Stadt Köln bislang kennengelernt? Was gefällt Ihnen besonders?

"Mir gefällt an Köln ganz besonders die Lebensfreude der Kölner! Die Stadt an sich ist ein gastronomischer Kochtopf..."

Typisch Kölsch ist für mich das Gericht “Himmel & Äd” oder “Reibekuchen mit Apfelmus”. So etwas Faszinierendes gibt es in Amerika nämlich nicht. Mir gefällt an Köln ganz besonders die Lebensfreude der Kölner! Die Stadt an sich ist ein gastronomischer Schmelztopf – eine Mischung aus den verschiedensten Geschmäckern mit vielen tollen Restaurants und Bars, die zum Verweilen und Genießen einladen. Aber auch die Kultur und die damit verbundene Geschichte der Stadt ist faszinierend!

Was reizt Sie besonders an der Küche im Chino Latino?

Fasziniert hat mich am Chino Latino, dass dieses Konzept verschiedene Einflüsse aus Asien und Lateinamerika miteinander verschmelzen lässt und daraus neue kulinarische Werke entstehen.

Was bringen Sie dort neu mit ein?

Ich hoffe, dass ich ins Chino Latino meine französisch amerikanischen sowie lateinamerikanischen Techniken einbringen kann, um diese Einflüsse mit den Asiatischen zu verschmelzen.

Darrick Carter - mit Ihnen hat das Chino Latino im Kölner Rheinauhafen einen neuen Spitzenkoch gewonnen! Wie kommt es zu ihrem Wechsel in die Domstadt? In der Region haben Sie ja bereits gearbeitet - und zwar in mehreren renommierten Restaurants.

Meine Heimatstadt wird auch als „rock city“  oder „hockey town“ bezeichnet. Ich habe viele Musikveranstaltungen als auch die Detroit Redwings Eishockeyspiele besucht. Zu meinen weiteren Hobbies zählt die Vogel- bzw. Wasservogeljagd.

Ich glaube, was mich wirklich geprägt hat und was ich mitnehmen kann, sind die vielen unterschiedlichen kulturellen Einflüsse, welche die USA ausmachen sowie die vielen ethnischen Nahrungsmitteln, die in den USA angebaut werden. Außerdem, habe ich einen „offenen Geist“ mit nach Deutschland gebracht. Es ist wichtig gewissen Dingen, Kulturen aber auch der Cuisine offen entgegen zu treten, sie anzuerkennen und von ihnen zu lernen.

"Außerdem, habe ich einen „offenen Geist“ mit nach Deutschland gebracht."

Meine Vorfahren kommen aus Deutschland, Michigan ist voll von deutschen Auswanderern. Ich glaube in Wirklichkeit wollte ich die ganzen Geschichten über Deutschland, die mir meine Vorfahren erzählt haben, selbst herausfinden und prüfen, ob sie stimmen.

Der größte Unterschied zwischen den USA und Deutschland ist sicherlich die Freundlichkeit der Menschen. Als ich das erste Mal nach Deutschland kam, sagte ich zu jeder Person auf der Straße „Hallo“, die waren allerdings ziemlich irritiert und dachten sicherlich ich sei verrückt. In Deutschland ist es wohl nicht üblich, fremde Menschen  auf der Straße einfach so zu grüßen.