Ergün Isildar

Theaterschauspieler - Bühnenregisseur - Bühnenbildner

von Portrait von Arzu A. Kayvani Arzu A. Kayvani
Veröffentlicht am 24. September 2012

Ergün, erzähle uns doch ein wenig von Dir. Wo kommst Du her, wo lebst Du heute, was machst Du so?

Ich wurde am 27. Juli 1956 in Ankara geboren. Kurz nach meiner Geburt haben sich meine Eltern getrennt und ich bin mit meiner Mutter in ihre Heimat Istanbul gezogen. Den Großteil meines Lebens habe ich hier verbracht. Weil meine Mutter berufstätig war, musste ich die Grund- und Mittelschule häufig wechseln. Als sie dann zum zweiten Mal geheiratet hat und wir nach Besiktas gezogen sind, habe ich das dortige Internat des Besiktas Jungengymnasiums besucht. Mein sehr reiches gesellschaftliches Leben begann dort und an dieser Schule habe ich auch Deutsch gelernt. Es wurden eine Vielzahl schulischer Aktivitäten geboten, an denen ich gerne teilgenommen habe. So hatte ich auch meine erste Begegnung mit dem Theater. Nach meinem Abitur habe ich am Istanbuler Konservatorium studiert und bin 1976 dem Ensemble des Städtischen Theaters Istanbul beigetreten. 

Das Theater scheint Deine Welt zu sein. Wie kam das? Wie hat alles begonnen?

Weil meine Mutter immer gearbeitet hat, hat mich meine Großmutter großgezogen. Sie ist immer mit mir in den Gülhane Park gegangen und ich durfte mir dort immer Puppentheater und die Schattenspiele von Karagöz und Hacivat angucken. Und zu Hause habe ich dann die gesehenen Szenen nachgespielt. Ich denke daher rührt mein schauspielerisches Talent :-) Später haben mich die Jahre auf dem Gymnasium und die dortigen Aktivitäten und mein Theaterleben in den 70’ern dorthin geführt, wo ich heute stehe. 

"Mein Theaterleben in den 70'ern hat mich geprägt"

Was war Dein bisher schönstes Projekt?

Es sind immer die allerersten Projekte mit dem höchsten Adrenalinausstoß. Meine ersten Bühnenerfahrungen am Gymnasium (Das Stück "Kamin" von T.Özakman) und meine erste professionelle Regiearbeit ("Die erste Heirat" von Pavel Nilin am Städtischen Theater Istanbul) stehen da ganz vorne für mich. Ich schätze aus der Sicht meines Publikums waren es die Projekte „Der Trödelladen“ (Eskici Dükkân? ) von O. Kemal und „Eine Geschichte für den Neugierigen“ (Meraklisi için Öyle Bir Hikaye) von Sait Faik.

Gab es Momente, wo Du dachtest "Ich mache etwas anderes!"?

Es ist nur natürlich für den Menschen, ab und an „ach wäre doch..“ zu sagen. Ich aber hatte diesen Moment nie.

Mit wem würdest Du gerne einmal arbeiten?

Hier in der Türkei gibt es kaum Gelegenheiten, mit einem Kollegen außerhalb des eigenen Ensembles zu arbeiten. Vor lauter Arbeiten kommt man überhaupt nicht dazu, sich einmal ein Stück eines anderen Kollegen anzusehen. Das macht eigentlich nur der, der wirklich Durst danach hat, sich weiter zu entwickeln und fortzubilden. Ich möchte gerne mit jedem meiner Kollegen arbeiten und ich bin sicher, wir könnten viel voneinander lernen

.

"Vor lauter Arbeiten kommt man nich dazu, selbst einmal ins Theater zu gehen"

Wie sieht für Dich ein perfekter Abend mit Freunden aus?

Ich liebe die Unterhaltung und den Gedankenaustausch mit Freunden. Und wenn es in Form eines Spiels ist, bin ich begeistert.

Wenn Du eine magische Kraft aussuchen könntest, welche wäre das?

Ich wäre gerne ein Magier, der den Menschen ihren Egoismus vor Augen führt, indem er durch Zauberei spielerisch den Wert des Geldes relativiert. Etwa würde ich bei dem, der mit seinem vielen Geld um sich wirft, dieses an seinen Fingern festkleben lassen.

Wann hast Du Dich das letzte Mal richtig geärgert?

In der letzten Zeit sind über unserem Theater dunkle Wolken aufgezogen, darüber habe ich mich sehr geärgert.

Wo hast Du Deinen schönsten Urlaub verbracht?

Meinen schönsten Urlaub habe ich mit meiner Familie auf einer „Blauen Tour“ in Bodrum verbracht. 

"Ich habe keine Tabus"

Was würdest Du niemals essen?

Ich esse alles. Ich habe auch sonst keine Tabus.

Möchtest Du uns noch etwas Wichtiges mitteilen?

"Wenn Ihr im Leben keinen Sinn seht, dann lebt Ihr auch nicht“ Aus diesem Grunde sind wir als der Mittelpunkt unseres eigenen Lebens auch für die Freude in unserem Leben selbst verantwortlich.