Nicht clever: Der Killer lauert auf dem Parkplatz

von Portrait von Steffen Kutzner Steffen Kutzner
Veröffentlicht am 2. August 2012

Irre sind meist unterhaltsam. Besonders Irre, die ehrenamtlich Killer sind. Das trifft auf den schweigsamen und namenlosen Bösewicht von „ATM - Tödliche Falle“ aber nur bedingt zu. Denn wo Norman Bates, Hannibal Lecter und Ghostface doch innerhalb der Logik ihres perfiden Plans sinnvoll gehandelt haben, macht der Killer in „ATM“ eine Menge Dinge, die darauf hinweisen, dass er nicht so ganz auf dem Damm ist.

Die Handlung ist simpel: Drei Kollegen wollen nach einer Betriebsfeier noch schnell etwas essen gehen und heben dafür Geld ab. Als sie aus der Kabine zurück zum Auto gehen wollen, stellt sich ihnen ein unheimlicher Vermummter entgegen, der sie in der Kabine gefangen hält. Gegen die Kälte ankämpfend, versuchen sie Pläne zu schmieden, wie sie den Fremden überlisten können.

Die Handlung von „ATM“ ist nicht neu - Opfer gefangen, Killer wartet draußen. Aha. Dann muss die Innovation eben künstlich geschaffen werden, auch wenn das im Laufe der 86 Minuten einige schwerwiegende Fragen zur Logik des Films aufwirft: Warum betritt der Killer nicht einfach die Kabine und tötet alle? Wieso glauben die drei, in einer beheizten Kabine zu erfrieren, während der Killer drei Stunden bei -20° Celsius auf dem Parkplatz steht, ohne zu zittern? Und warum zahlen sie im Restaurant nicht einfach mit Karte? (Diese Idee wird im Film aufgegriffen und dümmlich erklärt: die Pizzastube, in die die Protagonisten noch wollen, nimmt angeblich nur Bargeld - klar, in einem Land, in dem nur Penner noch Bargeld nehmen, hat ein Restaurant keine Möglichkeit, Kartenzahlungen zu akzeptieren!) Die wichtigste Frage ist aber: Warum hält der fiese Killer seine Opfer auf einem öffentlichen Parkplatz fest, wo jederzeit jemand vorbeikommen kann? Im Laufe des Films fallen mehrere Passanten dem Killer zum Opfer, die einfach zur falschen Zeit am falschen Ort waren. Abgeschiedene Orte sind doch des Psychokillers Spielwiese! Nur dort kann er sich ungestört ausleben! Stattdessen verwendet der Mörder in „ATM“ viel Zeit und Intellekt darauf, die Reichweiten und toten Winkel umliegender Kameras auszuloten, damit ihn keiner sehen kann. Clever? Wohl kaum. Immerhin fällt die Erklärung, warum von den drei Opfern keiner ein Mobiltelefon zur Verfügung hat, nicht ganz so konstruiert aus, wie der Rest des Films.

Gewinnspiel zum Film: ATM - Tödliche Falle

Besonders überflüssig ist ein sinnfreier psychotischer Schock, in den die attraktive Kollegin im Laufe des Films verfällt. Das Ende scheint nahe, sie redet nur noch wirres Zeug. Aber dann, wie aus dem Nichts, erholt sie sich nach einer Minute und ist wieder topfit. Macht Sinn? Nein, nicht wirklich. Im Ganzen ist zu „ATM“ nicht sehr viel zu sagen - der deutsche Untertitel „Tödliche Falle“ ist sagenhaft sinnlos, die Synchronisation ist ziemlich mies, die Handlung stellenweise sehr hanebüchen und die Dialoge besonders zu Beginn arg gestelzt. Die ersten 20 Minuten über langweilt man sich zu Tode, weil es derselbe blöde Müll ist, mit dem Figuren in solchen Filmen immer eingeführt werden. Ein „Feuerwerk“ pseudo-spritziger Seitenhiebe des besten Freundes, eine blonde Kollegin mit prallen Vorzügen, die unbedingt noch angesprochen werden muss bevor sie den Arbeitgeber wechselt und natürlich der anfangs feige Held, der im Laufe des Films zum Master Of Destruction mutiert. Immerhin verschwendet „ATM“ nicht viel Zeit darauf, absurde Fluchtpläne zu erwägen - nach 20 Filmminuten sind die drei Kollegen gefangen und nach 10 weiteren Minuten sind die Möglichkeiten, Hilfe zu holen oder Alarm zu schlagen, erschöpft. Immerhin gibt es hin und wieder doch einige ganz spannend gewordene Schockeffekte. Und das Ende ist auch gar nicht übel. Die Frage ist, wie viele Zuschauer bis zum Ende dran bleiben...

Die Hauptrollen sind unpopulär besetzt - Brian Geraghty kennt man aus „The Hurt Locker“ oder „An American Crime“ und seinen besten Freund, Josh Peck, hat man vielleicht als dicken Fiesling im beendruckenden „Mean Creek“ oder in der Serie „Drake & Josh“ gesehen. Der Frauenanteil von „ATM“ wird von Alice Eve gestellt, die man in „Sex And The City 2“ oder in „Men In Black 3“ gesehen hat. Regisseur des Films ist David Brooks, der abgesehen von einem 9-minütigen Kurzfilm noch nicht Regie geführt hat. Bleibt zu hoffen, dass er noch dazulernt.

Als Bonusmaterial bietet die DVD lediglich ein paar Trailer sowie den Trailer zu „ATM“. Wie immer beim Verleiher „Universum“, gibt es ein Wendecover. „ATM“ kommt am 3. August 2012 in den Handel.

Stadtmagazin.com verlost einmal die Blu-ray und einmal die DVD „ATM“. Einfach bis zum 19. August 2012 folgende Frage unter dem Stichwort „ATM“ per Mail an gewinnspiel@stadtmagazin.com beantworten: Brian Geraghty hatte eine seiner ersten wichtigen Rollen in einem Kriegsfilm mit Jake Gyllenhaal und Jamie Foxx in den Hauptrollen, der den Irakkrieg in den 90ern thematisierte. Wie hieß der Film?

Einsendeschluss ist der 19. August 2012. Teilnahme ab 18 Jahren. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.