Matthew McConaughey in einem gradlinigen Gerichts-Thriller

von Portrait von Steffen Kutzner Steffen Kutzner
Veröffentlicht am 4. Dezember 2011

Wenn man sich einen Film mit Matthew McConaughey ansieht, weiß man, dass keine cineastische Epiphanie zu erwarten ist. Seine beste Rolle hatte er vor inzwischen über 15 Jahren in „Die Jury“. Seitdem macht er mal mehr, mal weniger schlechte Filme, wie „Die Herrschaft des Feuers“ oder „Surfer Dude“, in denen er gern seinen trainierten Körper entblößt. In letzter Zeit sieht man ihn häufig in romantischen Komödien wie „Der Womanizer“, „Wie werde ich ihn los in 10 Tagen“ und „Ein Schatz zum Verlieben“. Auch in „Der Mandant“ wird man keinen oscarverdächtigen Gesichtsausdruck von Matthew McConaughey zu sehen bekommen. Stattdessen ist „Der Mandant“ ein gradliniger, solider Gerichts-Thriller mit Ryan Phillippe („Eiskalte Engel“), William H. Macy („The Cooler“) und Oscar-Gewinnerin Marisa Tomei („Alfie“).

Mick Haller (Matthew McConaughey) ist ein zwielichtiger Anwalt, der sein Büro auf dem Rücksitz seines Autos hat und die kleinen Ganoven L.A.'s vor dem Knast bewahrt. Aber dann wird er von Louis Roulet (Ryan Phillippe), einem Sohn reicher Eltern engagiert. Der behauptet, dass er von einer Prostituierten reingelegt wurde - die verklagt ihn wegen Vergewaltigung und versuchtem Mord. Aber bei seinen Ermittlungen entdeckt Haller einige Parallelen zu anderen Mordfällen. Und es scheint immer mehr so, als habe Roulet den Verteidiger von der Straße nicht grundlos engagiert. Ein perfides Spiel steckt hinter all dem und Haller muss nicht nur versuchen sich selbst, sondern auch seine Ex-Frau (Marisa Tomei) und seine Tochter zu retten.

Die Geschichte ist nicht neu, die Umsetzung ist es auch nicht. Dafür kann sich der Cast sehen lassen: In Nebenrollen sind Josh Lucas („Poseidon“), John Leguizamo („Moulin Rouge!“), Frances Fisher („Titanic“), Bryan Cranston („Malcolm Mittendrin“) und Michael Peña („Million Dollar Baby“) zu sehen. Regisseur Brad Furman hat bisher lediglich einen wenig erfolgreichen Actionfilm namens „The Take“ gedreht, steigert sich aber jetzt deutlich – und übt sich in diskreter Regie. Dieser Tage macht Hollywood ja gern auch aus kleinen Geschichten großes Spektakel; nicht so „Der Mandant“. Es ist eine relativ ruhige Geschichte und Furman versucht auch nicht, aus ihr mehr zu machen, als sie ist. Da hört man wenig musikalische Untermalung, da sieht man lange Einstellungen mit zurückhaltender Kameraführung. Die Schauspieler sind und bleiben bei „Der Mandant“ die Hauptattraktion. Matthew McConaughey bleibt zwar wie immer austauschbar und wird ständig von Macy, Phillippe und Co. an die Wand gespielt, macht seinen Job aber trotzdem überzeugend.

Von der Best Breakthrough Performance zum „Surfer Dude“

Seine Karriere startete Matthew McConaughey mit einem Werbespot für Bier, schaffte den Durchbruch in Hollywood aber ebenfalls mit einem Gerichts-Thriller: „Die Jury“. Dieser auf einem Roman von John Grisham basierende Film von 1996 hatte ebenfalls einen beeindruckenden Cast. Auch das Budget von 40 Millionen Dollar war gleich hoch, allerdings erzielte „Die Jury“ wesentlich höhere Einnahmen. Samuel L. Jackson wurde für seine Leistung für einen Golden Globe nominiert und McConaughey erhielt einen MTV Movie Award in der Kategorie „Best Breakthrough Performance“. Drei Jahre später rief sein Nachbar wegen nächtlicher Ruhestörung die Polizei. Die kam und hörte merkwürdige Musik aus dem Haus: McConaughey spielte Bongo-Trommeln. Außerdem war er nackt und hatte Marihuana auf dem Tisch liegen. Die Anklage wegen Drogenmissbrauchs wurde fallen gelassen; er zahlte aber 50 Dollar Strafe wegen nächtlicher Ruhestörung. Zu dieser Zeit war seine Karriere auf dem Höhepunkt – er spielte mit Harvey Keitel in „U 571“, mit Jodie Foster in „Contact“ und mit Morgan Freeman und Anthony Hopkins in „Amistad – Das Sklavenschiff“. Er wurde sogar lange für die Rolle des Jack in „Titanic“ gehandelt, bevor DiCaprio zusagte. Seitdem sind die großen Blockbuster jedoch weitestgehend ausgeblieben. 2005 spielte er in „Sahara – Abenteuer in der Wüste“ in einem groß beworbenen Abenteuerfilm, der jedoch ein finanzielles Desaster wurde. In nächster Zeit starten gleich zwei Projekte mit Matthew McConaughey, in denen er vielleicht doch eine gewisse schauspielerische Leistung zu Tage fördern könnte: In „The Paperboy“ spielt er an der Seite von Zac Efron („High School Musical“), Nicole Kidman („Unterwegs nach Cold Mountain“) und John Cusack („Zimmer 1408“) in einem Thriller um einen verurteilten Mörder und in „Mud“ steht ihm Reese Witherspoon („Walk The Line“) zur Seite. Der Film handelt von zwei Jugendlichen, die einem Flüchtigen helfen, von einer Insel zu entkommen. Ob die beiden Filme die einst recht vielversprechende Karriere des Texaners wieder beleben können, bleibt abzuwarten.

„Der Mandant“ ist jetzt auf DVD und Blu-ray erhältlich. An Bonusmaterial bietet die DVD Featurettes, Interviews und Trailer. Einen Regiekommentar gibt es leider nicht, dafür ein Wendecover.

Genau das, was man erwartet - Der Mandant