Von guter schlechter Action - „2 Guns“ ist nichts für Fans

von Portrait von Steffen Kutzner Steffen Kutzner
Veröffentlicht am 26. September 2013

Es ist schade, dass Tony Scott letzten Sommer von einer Brücke gesprungen ist. Er schien die neue Nische von Denzel Washington gefunden zu haben. Und er war bereit, Washington in dieser Nische fett und rund zu füttern. Schlag auf Schlag kamen seichte, aber sehr unterhaltsame Actionfilme wie „Déjà Vu“, „Die Entführung der U-Bahn Pelham 123“ und „Unstoppable“. Scott und Washington, sie waren das neue Traumpaar Hollywoods – zumal die Fans von Denzel Washington dankbar sein konnten, dass er seine stagnierende Karriere zumindest ein bisschen vorantrieb. Immerhin war er seit 2002 nicht mehr für den Oscar nominiert gewesen – die längste Pause seit der ersten Nominierung 1988! Zwar gibt es für Tony-Scott-Filme üblicherweise keine Oscars, erst recht nicht für die Darsteller, aber immerhin war der coolste Bad Motherfucker seit „Pulp Fiction“ in tollen Rollen auf der großen Leinwand zu sehen! Aber jetzt, da Scott nicht mehr am Leben ist, scheint es um Denzel Washington geschehen zu sein.

Zugegeben, für „Flight“ gab es nochmal eine Nominierung und sie wäre wieder verdient gewesen, aber „Safe House“ ist am Publikum vorbeigegangen und morgen wird es ganz bitter für die Fans – dann startet „2 Guns“ in den deutschen Kinos: Der Trailer verspricht eine derb abgedroschene Buddy-Komödie mit uralten Witzeleien, faden Sprüchen und dem ältesten Konflikt der Welt: Zwei gegensätzliche Cops, die zusammenarbeiten müssen.

Von guter schlechter Action - „2 Guns“ ist nichts für Fans

Dass solche Filme überhaupt noch gemacht werden, ist erschreckend. Auf „Bad Boys 3“ freuen wir uns seit zehn Jahren, zugegeben, aber das Duo Smith/Lawrence ist Action-Kult; das Duo Washington/Wahlberg ist das keinesfalls. Und wenn man sich die letzten Action-Arbeiten von Mark Wahlberg ansieht, läuft es einem kalt den Rücken herunter. Der Witz: „Contraband“, diese pubertäre Fehlzündung, stammt ebenfalls vom isländischen Regisseur Baltasar Kormákur. Kormákur, der bisher fast jeden seiner Filme selbst produzieren musste, ist eigentlich gar nicht für schlechte Action bekannt. In „Die kalte See“ beispielsweise will ein Familienvater seine Memoiren schreiben und muss sich dafür mit seiner Familie auseinandersetzen; in „101 Reykjavik“ geht es um einen selbstverliebten Tunichtgut und in „The Deep“ versucht ein Fischer, auf einem gekenterten Boot im eisigen Nordmeer zu überleben. Das klingt nach Plots von Hemingway und Tennessee, nicht nach billigen Actionkomödien. Besonders schlimm an „2 Guns“ wird jedoch sein, dass alle wissen, dass Denzel Washington (2 Oscars, 4 weitere Nominierungen) und auch Mark Wahlberg (2 Oscar-Nominierungen) sehr gute Schauspieler sind und sich eigentlich nicht für Filme wie „2 Guns“ hergeben müssten. Das macht einen Film zwar nicht gleich schlecht, aber für Fans macht es einen Unterschied, zumal auch Regisseur Baltasar Kormákur es eigentlich viel besser kann. Das bedenke, wer sich an der Kinokasse entscheiden muss. Gute schlechte Actionfilme zu machen, ist nämlich eine hohe Kunst – die nur Tony Scott in Perfektion beherrschte.

Der Kinostart von „2 Guns“ wurde vom 3. Oktober auf den 26. September vorgezogen. In den USA konnte „2 Guns“ beim Publikum übrigens punkten. Aber gilt das auch für das traditionell um Einiges anspruchsvollere europäische Publikum?