Jan Ullrich auf EPO-Liste: Entlarvungen der Anti-Doping-Kommision schreiben Radsport-Geschichte

von Portrait von Marlon Kumar Marlon Kumar
Veröffentlicht am 25. Juli 2013

Du armer, armer Radsport wirst niemals den Ruf als Sport für Schwindler loswerden: Die beiden ehemaligen deutschen Radprofis Jan Ullrich und Erik Zabel sollen während der Tour de France 1998 mit EPO (Erythropoetin) gedopt gewesen sein. Die Anti-Doping-Kommission des französischen Senats veröffentlichte gestern eine 'Nachtest'-Liste aller enttarnten Fahrer, die 1998 das Skandalrennen der Tour de France bestritten. Grundlage dieser Untersuchung waren Analysen anonymisierter Epo-Nachtests von Proben der Frankreich-Rundfahrt. Diese wurden den getesteten Fahrern nun endlich zugeordnet. Die Liste umfasst über vier Dutzend Fahrer, darunter auch Marco Pantani.

Beide Fahrer hatten die Vorwürfe stets zurückgewiesen. Ullrich hat seinen Ruf als Schwindler mit der jüngsten Enthüllung  manifestiert. Der 39-Jährige hatte sich vor einem Monat - wir berichteten - zwar erstmals dazu bekannt, überhaupt in eine Doping-Affäre involviert zu sein, dies aber nur mit Eigenblut unter Behandlung des spanischen Arztes Eufemiano Fuentes. Epo Doping stritt er stets ab.

Bereits am 24. Mai 2007 hatte Erik Zabel gemeinsam mit Rolf Aldag ein Doping-Geständnis abgelegt, indem er behauptete, zwei Jahre vor dem eigentlichen Skandalrennen 'einmalig' Epo verwendet zu haben. Nach eigenen Aussagen, habe er es nicht vertragen und wieder abgesetzt. Für eine Stellungnahme nach der eklatanten Veröffentlichung waren weder Ullrich, noch Zabel zu erreichen. Erik Zabel gewann 1998 sein drittes Grünes Trikot. Ullrich musste sich ein Jahr nach seinem Sieg dem Italiener Marco Pantani, der ebenfalls auf der Liste steht, geschlagen geben.

Unter den Dopingsündern sind auch Mario Cipollini, Bobby Julich, der ehemalige französische Star Laurent Jalabert und Jacky Durand. Der Publikumsliebling Durand bestätigte die Anschuldigungen: "Ich gebe meine Taten zu", schrieb er auf der Homepage von Eurosport.

"Die 90er Jahre waren in Sachen Doping ein Massaker, wir Fahrer haben keinen Ausgang gefunden. Auf keinen Fall darf nun die heutige Profi-Generation für den Mist bestraft werden, den wir damals angestellt haben. Ich will, dass die Menschen wissen, dass der Sport heute viel sauberer ist.",

gab er kund. Wieder einmal wird der Radsport unmittelbar nach Ende er 100. Tour de France, bei der überraschenderweise kein Fahrer des Dopings angeklagt bzw. überführt wurde, von der zwielichtigen und korrupten Epo-Vergangenheit eingeholt. Vor wenigen Tagen warnte Ex-Profi Jörg Jaksche, der selbst 2007 eine Beichte ablegte, vor noch folgenschwereren Enthüllungen:

"Eventuell trifft es sogar noch aktive Fahrer. Wenn die Zahlen, die man so hört, stimmen, ist die Wahrscheinlichkeit groß."

Die komplette Liste der enttarnten Fahrer, ist hier einzusehen.