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»Ice Age – Kollision Voraus!« in 3D

von Portrait von Deborah Helfrich Deborah Helfrich
Veröffentlicht am 28. Juni 2016

Oft stelle ich mir die Frage, wer bei zeitgenössischen animierten Filmen eigentlich das Zielpublikum ist? In Zeiten von Harry Potter, in denen Kinderbücher auch begeistert von Erwachsenen gelesen werden, verschwimmen stetig die Grenzen. Als ich es mir für das mittlerweile fünfte Abenteuer um die beliebten Ice Age-Helden Sid, Manni und Diego im Kinosaal gemütlich mache, bin ich von einer Schar von Kindern im Grundschulalter umgeben. Ich fühle mich trotzdem nicht deplatziert, obwohl es mir wegen der Ruhelosigkeit meiner jungen Platznachbarn oft nicht leicht fällt, der Story zu folgen.

Neue Abenteuer und alte Freunde
 

Die neuste Eiszeit-Geschichte beginnt sehr romantisch. Peaches (Annina Braunmüller), die Tochter von Mammut Manni (Arne Elsholtz), ist schwer verliebt in ihren Freund Julian und möchte ihn heiraten. Die bevorstehende räumliche Trennung von seinem erwachsenen Kind stimmt den liebevollen Vater sorgenvoll und auch eifersüchtig. Bevor er sich aber an den Gedanken von einer verheirateten Peaches gewöhnen kann, gilt es eine noch größere Katastrophe abzuwenden. Ein riesiger Meteorit rast auf die Erde zu und droht alles Leben zu zerstören. Zusammen mit seiner Familie, Sid (Otto Waalkes, siehe auch Otto-Gewinnspiel) und Diego (Thomas Fritsch) flieht Manni vor den Einschlägen kleinerer Meteoriten. Auf dem Weg zu einem sicheren Ort treffen sie einen ehemaligen Wegbegleiter, das clevere Wiesel Buck (Michael Iwannek). Der hat sich schon einen Plan ausgedacht, um den tödlichen Einschlag des herannahenden Meteorits zu verhindern. Gemeinsam wollen die Freunde die Zerstörung der Erde aufhalten. Sie haben aber nicht mit drei fiesen Dinosauriern gerechtet, die ihrem Erzfeind Buck eine Lektion erteilen und die Rettungsmission mit aller Kraft zu sabotieren versuchen.

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Galaktischer Scrat
 

Zugegeben, an dem ganzen Disaster ist mal wieder das freche Säbelzahn-Hörnchen Scrat schuld. Auf ewiger Verfolgungsjagd nach der heißbegehrten Eichel, landet es in einer Eishöhle. Dort gelangt das Chaostier unwissentlich in ein UFO, welches es mitsamt Eichel ins Weltall befördert. In Panik gedrückte Knöpfe und gedrehte Regler stellen allerhand mit Scrat und seiner Umgebung an. Auch der verhängnisvolle Meteoritenhagel wird letztendlich durch das hysterische Säbelzahn-Hörnchen ausgelöst. Die Szenen im UFO mit dem völlig überforderten Eicheljäger sind schreiend komisch anzusehen. Die Macher des Films haben sich einiges einfallen lassen, um bestimmte kosmische Begebenheiten mit Scrats verwirrten Raumschiffterror zu erklären.

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Fantastische Animationen
 

Neben der Handlung ist es natürlich wichtig zu erwähnen, wie »naturgetreu« die Charaktere animiert sind. Für jemand, der mit Disney-Klassikern, wie »Das Dschungelbuch«, »Aristocats« und »Bernard & Bianca« aufwuchs, ist der Fortschritt im Bereich der Animation immer noch überwältigend. Jedes einzelne Haar im Fell der tierischen Darsteller scheint echt zu sein und nicht am Computer erstellt. Ich verspüre den Drang meine Hand auszustrecken und den dreidimensional dargestellten, pelzigen Körper zu streicheln.

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Kritikpunkte
 

Gerade mit Blick auf die jungen Zuschauer, fällt mir auf, dass sich die Figuren oft so schnell bewegen, dass man sie gar nicht genau betrachten kann. Viele witzige Szenen kann man daher kaum genießen. Die pointierte Darstellung vieler spaßiger und slapstick-haften Anwandlungen der Helden wird in einer atemberaubenden Schnelligkeit vollführt und gehen somit gänzlich unter. Ich weiß, dass Animationsfilme heutzutage schon allein durch den technischen Fortschritt ein völlig anderes Tempo haben, aber wenn dabei die Visualität auf der Strecke bleibt ist keinem wirklich gedient. Weder dem Zuschauer noch der Personen, die so viel Arbeit in ihr Werk gesteckt haben.
Auffallend für mich war, dass bei »Ice Age – Kollison Voraus!« die Nebenschauplätze interessanter und witziger sind, als der Hauptplot. Dieser beginnt etwas schleppend mit Manni und seiner flügge werdenden Tochter Peaches. Als erwachsener Frau sind solche Handlungsstränge zur Genüge aus schlechten Rom-Coms bekannt. Kinder wissen mit diesem Thema nicht wirklich etwas anzufangen. Auch muss man im Jahre 2016 nicht befürchten, dass Geschlechterklischees auszusterben drohen. So beschweren sich Manni und Diego darüber, dass »die Weiber alle gleich sind« und zu guter Letzt vergisst der Eiszeit-Mammut sogar seinen Hochzeitstag. Wie soll’s auch anders sein? Kinder beeinflusst man so aber nicht zu einer genderneutralen Meinung.

Fazit
 

»Ice Age – Kollision Voraus!« ist ein Film nicht nur für ganz junge Kinofans. Der Hauptplot kommt schwer in Gang, was durch die witzigen Weltraumerlebnisse von Scrat und den Kapriolen der frechen Opossum-Brüder Crash und Eddie aufgelockert wird. Viele schöne Szenen sind zu schnell, als das man sie richtig genießen kann. Die Animation ist überwältigend und die Figuren lustig und liebenswert. Alles in allem ist der Film ein Spaß für Familien mit nicht zu kleinen Kindern.