Sonderling Gurlitt? Talk bei Jauch: Zum Kunstfund-Krimi nach dem eigentlichen Tatort

von Portrait von Lina Wemhöner Lina Wemhöner
Veröffentlicht am 25. November 2013

Nach dem eigentlichen Tatort am gestrigen Abend in der ARD, folgten auch bei Günther Jauch einige Spekulationen um einen besonderen Fall: Der Münchener Kunstfund-Krimi um Cornelius Gurlitt. Spezialisten im Bereich Kunst und Kultur versammelten sich in geselliger Runde und diskutierten über den Kunsthändlersohn und den Umgang mit der NS-Raubkunst. Man muss tief in der deutschen Geschichte graben, um die Anfänge der Historie um den Kunstschatz zu finden und genauso weit muss man vermutlich in die Zukunft blicken, denn ein Ende der Geschichte und ihrer Aufarbeitung ist noch lange nicht in Sicht. Neben vagen Vermutungen, hilflosem Suchen und wilden Spekulationen, erhellte eine Frage beim gestrigen Talk immer wieder den Raum: Ist der Krimi um Gurlitt ein Einzelphänomen oder kann man diesen Fall als einen von vielen bezeichnen?

Der Fall Gurlitt erstaunte auch Jauchs Gäste, wie der Spiegel berichtet, nachdem sie das erste mal gehört haben, was zwei Jahre lang vor der Öffentlichkeit versteckt wurde. Neben dem anfänglichen Staunen, herrschte aber Einigkeit unter den Meinungen: Dieser Kunstfund war zwar ein ganz spezieller, aber kein Sonderling unter ihnen. Vielmehr sei zu betrachten, wie Deutschland mit eben dieser Raubkunst umgehe. Zu viel Diebesgut hänge noch in deutschen Wohnzimmern über den Sofas oder liege in Museen herum, so Publizist Michael Naumann. Zudem gebe es zu viele Bilder, ohne auffindbaren Besitzer, die unbeachtet in den Ämtern liegen, möglichst „ohne Publikumsverkehr“. Ein paar Fakten brachte Julius H. Schoeps, Professor für Politik und Neuere Geschichte, zu diesem Thema an. In Deutschland fehle ein Restitutionsgesetz, das rechtliche Rahmenbedingungen definiere. Da diese Gesetze nach 30 Jahren verjähren, bestehe nur noch die moralische Verpflichtung, von Nazis geraubte Kunst an rechtmäßige Erben zurückzugeben.

Doch bleibt anzunehmen, dass jeder die Moral anders aufgreift und definiert. So war die Talkrunde wieder mal einer Meinung, dass die moralische Selbstverpflichtung in eine „juristisch bindende Abmachung“ überführt werden muss. Denn auch Gurlitt sei, nach Angaben der Spiegel-Reporterin Özlem Gezer, in diesem Moment noch nicht bereit, Werke aufgrund seiner moralischen Verpflichtung zurückzugeben. „Er lebt nicht in dieser Zeit“, so die Eindrücke der Journalistin nach einem Treffen mit Cornelius Gurlitt.

Ein Fazit lässt sich aus der Sendung am gestrigen Abend sicher nicht ziehen. Es wurden einige Meinungen geäußert, die in großen Teilen übereinstimmten. Und auch auf die eigentliche Frage und den Titel der Sendung  "Der Milliardenschatz - wohin mit Gurlitts Bildern?" gab es demnach keine Antwort. Letztendlich ist bloß zu sagen, dass rund um das Thema NS-Raubkunst noch einiges aufzuarbeiten ist. Sowohl in der Justiz als auch in den Köpfen der Betroffenen.

Wer die gestrige Talkrunde verpasst hat, kann sie sich in der ARD Mediathek ansehen.