Wer hat was aufgedeckt - und wann?

von Portrait von Steffen Kutzner Steffen Kutzner
Veröffentlicht am 12. Mai 2012

Die umstrittene „Bild“-Zeitung wurde wegen der Berichterstattung über die Wulff-Affäre mit dem Henri-Nannen-Preis ausgezeichnet. Aber wer hat denn nun tatsächlich welche Informationen „enthüllt“? Offenbar war es Filmproduzent Groenewold selbst, der im Januar zugab, dem ehemaligen Bundespräsidenten Wulff einen Urlaub finanziert zu haben. Hat die „Bild“ überhaupt irgendwas enthüllt? Der „Spiegel“ berichtet:

Nicht „Bild“ enthüllte diese Finanzierung, sondern Groenewold selbst. Schon am 24. Januar hatte er dem in dieser Sache recherchierenden NDR über seine Anwälte Auskunft geben lassen - und der Sender hat noch am selben Tag darüber berichtet. Groenewold hat mit dieser Begründung eine einstweilige Verfügung gegen die „Bild“-Berichterstattung erwirkt und verlangt eine Gegendarstellung. Das Landgericht Berlin, in der Branche nicht als allzu pressefreundlich bekannt, hat ihm in beiden Verfahren Recht gegeben. mehr...

„Bild“ stand nie für seriösen Journalismus, aber sich zu einem der renommiertesten Journalisten-Preise Deutschlands zu lügen, ist schon dreister als üblich - sogar für das selbstgefällige Revolverblatt. Die „SZ" lehnte ihren Preis bei der Vergabe am Freitag sogar ab. Begründung: Sie wollte nich zusammen mit der „Bild" ausgezeichnet werden. Was sagt es über uns als Nation aus, dass die „Bild“ noch immer die auflagenstärkste Tageszeitung Deutschlands ist? Zum 60. Geburtstag hat sich Bild vorgenommen, an jeden deutschen Haushalt eine Ausgabe zu schicken. Wer unnötigen Papiermüll vermeiden möchte, kann auf www.alle-gegen-bild.de ein einfaches Formular ausfüllen und das „Geschenk“ ablehnen. Sinn der Aktion: einen möglichst großen logistischen Mehraufwand zu schaffen. Bisher haben schon über 200.000 Haushalte abgelehnt.

Bild mogelt sich zum Henri-Nannen-Preis