Hopfen und Malz für Frauen: Der Trend geht zum Craft-Bier

von Portrait von Andreas Broede Andreas Broede
Veröffentlicht am 25. Juni 2014

Frankreich gilt seit jeher das Land der Weintrinker. Deutschland dagegen ist in der ganzen Welt bekannt für seine Biere - und das sprichwörtliche Reinheitsgebot. Während der Bierkonsum jedoch seit 2006 kontinuierlich rückläufig ist, setzt sich hierzulande neben den bewährten Klassikern der deutschen Brautradition wie Pils, Weizen, Kölsch und Alt auch ein anderer Trend immer weiter durch: das Craft-Bier. Seit 2006 hat sich laut statista.com die Anzahl der Kleinbetriebe - Betriebe mit einer Produktionsmenge von maximal 10000 Hektolitern jährlich - von 911 auf 1021 im Jahr 2013 erhöht.

Urspünglich kommt der Crafting-Trend aus den USA, wo sich bereits in den 1970er und 1980er Jahren so genannte Microbrewer entschlossen, Alternativen zu dem Einheitsangebot der großen amerikanischen Brauerei-Konzerne zu entwickeln. Dabei legten sie zur Abgrenzung zu der industriellen Produktion der Konzernriesen großen Wert auf den traditionell-handwerklichen Aspekt der Bierherstellung. Daher rührt auch der Name Craft Beer - Handwerksbier. Mit Kraft hat er nichts zu tun.

Die Klein- und Kleinstbrauereien stellen ihre Produkte meist nur in geringen Mengen her, das lässt ihnen viel Freiheit zum Experimentieren. Als "Nischenanbieter", so faz.net über die Berliner Hausbrauerei "Hops und Barley", "müssen sie nicht jeden zufriedenstellen" - im Gegensatz zu den bekannten Mainstream-Biermarken, die den deutschen Markt beherrschen. Was beim Experimentieren herauskommt, sind ausgesuchte Biersorten, die für jeden noch so exquisiten Geschmack etwas bieten. Die Individualität hat natürlich ihren Preis. Die Handwerksbiere sind deutlich teurer als das Sortiment der Großkonzerne. Aber zum täglichen Konsum sind die Craft-Biere nicht unbedingt gedacht, eher als stilvolles Genußmittel.

 

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Als solches sind sie gerade auch für Frauen interessant, denn dass Frauen nichts als Sekt trinken, am Cocktail nippen, oder, wenn es hart auf hart kommt, nur Bailey's mögen, diese Vorstellung kann man getrost ins Land der Fantasie verweisen. Tatsächlich richten sich manche der Craft-Biere ausdrücklich auch an Frauen, wie beispielsweise das fränkische Holladiebierfee. "Wir haben beim Bier ja nur vier Zutaten, aber bei jeder haben wir versucht, genau das rauszukitzeln, was Frauen schmeckt", so Gisela Meinel-Hansen, die Geschäftsführerin der Familienbrauerei Georg Meinel aus Hof, gegenüber zeit.de. Ihre Eigenkreation Holladiewaldfee ist zwar ein "Mädchenbier", aber mit sechs Prozent Alkoholanteil kann es dennoch als ausgewachsenes Starkbier durchgehen. Die Assoziation mit Kraft-Bier hat also durchaus ihre Berechtigung - "Brauen-Power" titelte die Zeit.