Tobias Mann

Comedian

von Portrait von Karoline Sielski Karoline Sielski
Veröffentlicht am 18. April 2012

Erzähl uns doch bitte etwas über Dich selbst – wo wurdest Du geboren?

Tobias Mann: In Mainz. Ich bin Mainzer. In Mainz geboren und wohne noch immer in Mainz.

Wie bist du zu Deiner Berufung gekommen?

"Ich fand das ‚Tohuwabohu‘, das Spektakel, einfach toll..."

Tatsächlich bei der Mainzer Fastnacht – da hatte ich mein Debüt. Ich war damals 11 und meine Eltern hatten mich zu einer Sitzung mitgenommen. Ich fand das ‚Tohuwabohu‘, das Spektakel, einfach toll, der Saal, die Stimmung – und das alles nur, weil jemand auf der Bühne steht und in ein Mikrofon spricht. Das wollte ich auch machen und habe mich darum bemüht, im nächsten Jahr sofort mit dabei zu sein. Ich war dann erst mit einem Duo unterwegs, dann spielte ich noch in der Schulband, dann in einer A-cappella Band, mit der ich immer noch auftrete („Aca&Pella“, Anm. d. Red.), und später dann solo.“

Was macht Deine Arbeit aus – hast du überhaupt einen typischen Alltag?

Tobias Mann: Der typische Alltag ist so, dass er untypisch ist. Radio, Fernsehen, Bühnenprogramm, gerne auch Papa und Ehemann – da kommt schon viel zusammen mittlerweile.

Wann kommen Dir die besten Ideen?

"Wenn man vor dem leeren Word Dokument sitzt – das finde ich schlimm"

Tobias Mann: Wenn ich gar nichts mache. Das klingt vielleicht komisch, ist aber so. Wenn man vor einem leeren Word Dokument sitzt ... das finde ich schlimm und führt oft zu nichts. Etwas anderes tun, ein Buch lesen, fernsehen oder so - und dann kommt auf einmal die Idee. „Durch den Wind“, mein aktuelles Programm, rührt auch daher. Ich habe gemerkt, dass ich den ganzen Tag nur noch den Schlagzeilen hinterhergerannt bin. Das bringt einen völlig durcheinander. Es hat mich dazu gebracht, mich selbst zu beobachten und hatte tatsächlich auch irgendwie eine therapeutische Wirkung für mich.

Auch in Deinem neuen Programm - Du zählst Dich bekanntlich nicht mehr zur Generation der „digital natives“.

"ich als „Digital Dummy“ muss dann bei meinen Eltern als IT-Berater fungieren."

Tobias Mann: Ja, ich gehöre schon zur älteren Fraktion, ich bin ein „Digital Dummy“. Und dann kommt noch die Generation meiner Eltern, das sind die „People who should never touch a computer at all“ – kurz PWSNTACAA. Und ich als „Digital Dummy“ muss dann bei meinen Eltern als IT-Berater fungieren – das ist ganz schlimm für mich.

Tobias Mann

Was ist Dein nächstes Projekt?

"...ich bin eigentlich auf Dauertour."

Tobias Mann: Oh, es passiert derzeit recht viel. Die Leute sagen immer zu mir „Du bist doch gerade auf Tour, oder?“. Das ist zwar wahr, aber eigentlich bin ich auf Dauertour – das ganze Jahr überall in Deutschland. Und wenn ich mal nicht live spiele, mache ich z.B. die Urlaubsvertretung für Volker Pispers bei seiner WDR 2 Radiokolumne. Weiterhin schreibe ich gerade ein Buch, das bald veröffentlich werden wird und auch beim Fernsehen kommt sicherlich bald wieder ein neues Projekt.

2011 wurde die letzte Sendung von „Mann an Bord“ ausgestrahlt – wie war das für Dich?

Tobias Mann: Traurig, sehr, sehr traurig. Was allerdings sehr geholfen hat war die Tatsache , dass das Team und ich mit unserer Trauer um die Sendung nicht alleine waren. Die Zuschauer haben auf der WDR Website ein rührendes Kondulenzbuch mit Lobeshymnen auf die Sendung angelegt. Die Show war einfach wie ein Baby, das nicht mehr weiter groß gezogen wurde. Gerade hatten wir den Dreh raus, es kam der richtige Pfiff rein, aber dann waren dem Sender letztlich die Quoten zu niedrig.

Wenn Du einen anderen Beruf hättest wählen müssen, welcher wäre das? Oder welche andere Berufswahl wäre eine Alternative für Dich?

Gitarrist in einer Rockband – ohne Frage. Aber eigentlich bin ich mit meiner Berufswahl ganz zufrieden.

Wie lautet Dein Lebensmotto?

"Humor das einzig probate Mittel."

Tobias Mann: Ach, so einen in Stein gemeißelten Satz habe ich nicht. Mein Credo ist, grob gesagt, dass Humor das einzig probate Mittel ist, um diese verrückte Welt überhaupt noch ertragen zu können.

Wie würdest Du Dich selbst beschreiben?

"...eine Mischung aus hanebüchenem Blödsinn und ernsthafter Gesellschaftskritik"

Na, ich bin im Grunde ein durchweg humorvoller Mensch. Es ist jetzt aber nicht so, dass ich dadurch den lieben langen Tag lache. Das geht ja auch gar nicht, aber der Humor ist schon allgegenwärtig, auch in meiner Familie. Ich hab auch meine ernsteren, nachdenklichen Phasen. Die politischen Anliegen in meinem Programm kommen ja schon von irgendwoher. Nachhaltigkeit, die negativen Aspekte des Fortschritts und, und, und -  vor allem seitdem ich Vater bin sind mir diese Themen unheimlich wichtig. Dinge, die mich ärgern, die mich aufregen – all das bringe ich, natürlich humoristisch, auf die Bühne. So ist mein Programm eine Mischung aus hanebüchenem Blödsinn und ernsthafter Gesellschaftskritik. Das ist eine Mischung, an der ich großen Spaß habe und die beim Publikum auch zumeist gut ankommt.

Mit was kommst Du gar nicht zurecht – sei es im Beruf oder privat?

"Es ist so unglaublich frustrierend und unproduktiv im Stau zu stehen."

Tobias Mann: Ich leide etwas unter dem Transfer zu den Auftrittsorten. Es ist so unglaublich frustrierend und unproduktiv im Stau zu stehen, auf verspätete Flüge zu warten oder Anschlusszüge zu verpassen. Da kann ich auch mal kurzzeitig meinen Humor verlieren. Gottseidank finde ich ihn in der Regel schnell wieder.

Dann würdest Du sicher, wenn Du nur noch einen Tag zu leben hättest, nicht in einem Auto oder Flugzeug sitzen wollen.

Tobias Mann: Ganz sicher nicht. Ich würde mir wahrscheinlich noch schnell die Filme anschauen, die ich unbedingt noch sehen möchte. Ich bin zwar ein absoluter Filmfreak, dennoch fehlen mir noch einige Klassiker, die ich noch anschauen muss.

Welche magische Kraft hättest Du gerne, wenn Du eine wählen könntest?

"...die tollste Superkraft wäre ein absolut objektiver Blick auf die Welt."

Tobias Mann: Das ist eine gute Frage ... mmm ... da muss ich drüber nachdenken. (Ist kurz still) Für mich die tollste Superkraft wäre ein absolut objektiver Blick auf die Welt. Und wenn ich dann noch anderen Menschen diesen Blick weitergeben könnte – das wäre doch toll. So könnte man völlig unbeeinflusst von persönlichen Befindlichkeiten Probleme lösen.

Gibt es zusätzlich etwas, für das Du Dich besonders engagierst?

Tobias Mann: Ja, es gibt einige Benefiz-Projekte, um die ich mich immer mal wieder kümmere. Ich habe z.B. schon ein paar Auftritte für die mobile Kinderkrankenpflege der Johanniter gemacht und hie und da auch für entsprechende Einrichtungen gespendet. Wenn ich helfen kann, mache ich das gerne.

Gibt es noch etwas, dass Du unbedingt mitteilen möchtest?

"...man sollte nie aufhören, als kritischer Bürger Fragen zu stellen."

Tobias Mann: (Überlegt) So kompliziert der ganze Mist mit der Finanzkrise ist, man sollte nie aufhören, als kritischer Bürger Fragen zu stellen. Menschen neigen nämlich dazu, zu kapitulieren, wenn es zu komplex wird, was tatsächlich ausgenutzt werden kann und wird. Ach ... und noch etwas: Man sollte unbedingt das neue Deichkind Album anhören oder sie live sehen!

Wen würdest Du uns empfehlen?

"...ich rufe gleich bei Lanz an..."

Tobias Mann: Ihr stellt große Fragen! Wen würde ich empfehlen? Nehme ich da jetzt jemand unbekannten, der es verdient hätte, oder einen bekannten Menschen? Hm. Vielleicht, im Hinblick auf meine letzte Antwort zur Wirtschaftskrise: Wolfgang Schäuble. Und dazu dann Volkers Pispers - mit ihm im Streitgespräch. Das wäre super - ich rufe gleich bei Lanz an und sage, dass die das machen sollen!

(Ich lache) Mach das. Danke für das Interview!

Tobias Mann: Ich danke dir. Bis bald!