Thomas Baumgärtel
Künstler
Veröffentlicht am 25. April 2012
Was treibt Dich besonders an?
"Jeder geht mit der Spraybanane so um, wie er mit der Kunst umgeht!"
Thomas Baumgärtel: Der Wunsch nach Freiheit! Ich will aber auch extreme Reaktionen bei den Betrachtern erzeugen und den Leuten somit einen Spiegel vorhalten - ich benutze die gesprühte Banane, das bisschen gelbe und schwarze Farbe, wie meinen selbst entwickelten psychologischen Test: 'Jeder geht mit der Spraybanane so um, wie er mit der Kunst umgeht!' Ich versuche mit meiner Kunst das seelische Funktionieren herauszustellen und mir selber begreiflich zu machen.
Am Anfang gab es Proteste auf Grund deiner Aktionen - seit Jahren jedoch wird dein herausragendes Schaffen ausgezeichnet und deine Leistungen werden gewürdigt. Was sagst Du Leuten, die mit Deinen Werken überhaupt nichts anfangen können?
Thomas Baumgärtel: Ich empfehle den Leuten entweder einen Vortrag von mir oder eine umfangreiche Ausstellung. Die mit meinen Werken überhaupt nichts anfangen können, sind meistens die Leute, die nur meine Spraybanane kennen und die glauben, ich würde seit 25 Jahren nichts anderes machen.
Was war Dein bisher skurrilstes Erlebnis als Künstler?
"...wurde ich beim Sprühen einer Friedensbanane am Eingang des Museums von Dirkektor Krankenhagen körperlich angegriffen."
Thomas Baumgärtel: Ausgerechnet bei der Eröffnung der Ausstellung "Tanz um die Banane" in Hamburg 2003 wurde ich beim Sprühen einer Friedensbanane am Eingang des Museums von Dirkektor Krankenhagen körperlich angegriffen. Noch bei den Eröffnungsreden der Ausstellung parallel zum Irak-Kriegsbeginn kritisierte Krankenhagen, wie schlimm der Angriffskrieg und die Aggression von Bush wäre... Oder sehr skurril war, dass mir eine Polizeistreife mit Blaulicht Schutz vor dem Verkehr beim illegalen Besprühen der Plastik "Ruhender Verkehr" von Wolf Vostell gab, nachdem ich die Polizei überzeugt hatte, dass das eine wichtige Kunstaktion sei.
Erzähl uns doch bitte etwas über Dich selbst – wo wurdest Du geboren?
Thomas Baumgärtel: In Rheinberg am Niederrhein am Rande des Ruhrgebiets.
Was macht Deine Arbeit aus – wie sieht Dein Alltag aus?
Thomas Baumgärtel: Seit einem Jahr bin ich mit dem Riesenumzug meines Ateliers beschäftigt. Die 20 LKWs mit Kunst - darunter 100 Schränke und unzählige Kisten - müssen neu sortiert und eingerichtet werden.
Was ist Dein nächstes Projekt?
Thomas Baumgärtel: Die Kunstmesse in Karlsruhe, für die ich noch ein paar neue Bilder fertig bekommen will.
Wenn Du einen anderen Beruf hätten wählen müssen, welcher wäre das? Oder welche andere Berufswahl wäre eine Alternative für Dich?
Thomas Baumgärtel: Da ich parallel zu meinem Kunststudium damals auch Psychologie auf Diplom studiert hatte war damals auch ein alternativer Traumberuf von mir Gruppentherapeut zu werden.
Was hat Dich auf die Banane gebracht? Für alle, die dich noch nicht kennen sollten - erzähl uns bitte etwas mehr zu deinem Hintergrund.
Thomas Baumgärtel: Die Geschichte mit der Banane am Kreuz zu meiner Zivildienstzeit in einem katholischen Krankenhaus kennen doch langsam alle! Können wir nicht über meine Werke und meine aktuelle Kunst sprechen?!
Deine Werke gibt es überall zu sehen - letztes Jahr hast Du erfolgreich das 25-jährige Jubiläum gefeiert. Wie war das für Dich?
"...die Banane ist bis heute eben doch mein wertvollstes Werkzeug in meinem langen Kampf um die Freiheit der Kunst geblieben."
Thomas Baumgärtel: Auch nur ein kleines Jubiläum eben! Es gibt Wichtigeres als Jubiläen! Aber die Banane ist bis heute eben doch mein wertvollstes Werkzeug in meinem langen Kampf um die Freiheit der Kunst geblieben.
Gibt es einen Ort, an dem Du bisher am Liebsten die Spraybanane platziert hast?
Thomas Baumgärtel: Am Oberlandesgericht Köln und am Guggenheim Museum in New York.
"Alles kann Banane (sprich KUNST) werden!"
Wie lautet Dein Lebensmotto?
Thomas Baumgärtel: Alles kann Banane (sprich KUNST) werden!
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Wie würdest Du Dich selbst beschreiben?
Thomas Baumgärtel: Ich bin ziemlich ausdauernd, zielstebig, habe Spass an meiner Arbeit.
Mit was kommst Du gar nicht zurecht – sei es im Beruf oder privat?
Thomas Baumgärtel: Bisher bin ich noch mit allem zu recht gekommen. Am schwersten fällt mir Arbeit abzugeben und früh genug zu delegieren.
Was würdest Du tun, wenn Du nur noch einen Tag zu leben hättest?
Thomas Baumgärtel: Ich würde den letzten Tag mit meiner Familie im Bett oder auf dem Sofa verbringen und den Gedanken verdrängen, dass morgen Schluss ist.
Welche magische Kraft hättest Du gerne, wenn Du eine wählen könntest?
Thomas Baumgärtel: Leute mit einem Satz von Ideen überzeugen zu können oder Unsichtbar-Sein, um unerkannt Sprühen zu können, wo ich will, oder die Gedanken anderer lesen zu können.
Wer oder was ist Dir im Leben am Wichtigsten?
Thomas Baumgärtel: Meine Familie!
Gibt es etwas, für das Du Dich besonders engagierst?
Thomas Baumgärtel: Für die Erziehung meines Kindes, für die Freie Kunstszene und hier und da für die Kölner Jugend.
"Hast du das neue Fassadenwandbild in Köln am Hbf in der Marzellenstrasse gesehen?"
Gibt es noch etwas, dass Du unbedingt mitteilen möchtest?
Thomas Baumgärtel: Hast du das neue Fassadenwandbild in Köln am Hbf in der Marzellenstrasse gesehen?