Sinan Akkus
Schauspieler, Regisseur, Drehbuchautor, Filmproduzent
Veröffentlicht am 26. Oktober 2012
Sinan, erzähle uns doch zunächst ein bisschen über Dich. Wo kommst Du her, wo lebst Du heute, was machst Du so?
Ja, wo komme ich her? Ursprünglich aus dem Osten der Türkei. Bin aber seit meinem 3. Lebensjahr in Deutschland. Da war ich bis vor 13 Jahren in Kassel, wo ich also auch zur Schule gegangen bin usw. Heute lebe ich mit meiner Familie in Köln, schreibe fleißig Drehbücher und hoffe, dass ich nächstes Jahr meinen nächsten Kinofilm drehen kann. Das hängt allerdings noch von der Finanzierung des Filmes ab.
Film ist Dein Leben, so wie es scheint. Aber Du bist vielseitig und kannst alles: Regisseur, Schauspieler, Produzent, Autor. Hilft Dir das bei der Arbeit, z.B. als Autor oder Schauspieler, oder erschwert es, sich nur auf einen Aspekt zu konzentrieren?
Es ist immer besser, von allem etwas zu wissen. Das erleichtert die Arbeit. Ich kann mich als Regisseur viel besser in einen Schauspieler versetzen und umgekehrt. Ich habe zwar meine Kurzfilme selber produziert, aber ich bin jetzt kein Produzent der lange Filme produziert. Aber, Produzent klingt immer geil - als hätte man Geld (*lacht*)
Wie ist es Dir lieber, wie ist es einfacher? Nur als Schauspieler gebucht zu werden und zu spielen? Oder macht es Dir mehr Spaß, alles in der Hand zu haben und vom Skript bis zum Darsteller selbst mitzuwirken?
Mein Schwerpunkt liegt nicht in der Schauspielerei. Es war sogar nur mal ein Ausrutscher, dass ich in der 1.Staffel von Stromberg mit gespielt habe. Aber es war einer der interessantesten Ausrutscher, die ich hatte.
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"Produzent klingt immer geil. Als hätte man Geld!"
Was war bisher Dein schönstes Projekt?
Mein schönsten Projekt war definitiv mein Kinofilm „Evet, ich will“. Vielleicht liegt das aber auch daran, dass es bisher mein einziger Kinofilm war. Aber, ich glaube, dass mein nächster Kinofilm „3Türken und 1Baby“ mein schönstes Projekt werden wird.
3 Türken und ein Baby? Das verspricht lustig zu werden. Wie hast Du Dich bei Deiner ersten Auszeichnung gefühlt? Ich glaube, das war 2001.
Auszeichnungen sind etwas großartiges. Ich kann mich zwar nicht mehr so genau erinnern, aber vermutlich war es irre. Mittlerweile habe ich 27 Preise und Auszeichnungen. Aber ein guter Spruch von Billy Wilder hat mich völlig ernüchtert: „Auszeichnungen und Preise sind wie Hämorrhoiden. Früher oder später bekommt sie jedes Arschloch.“ Ich freue mich aber trotzdem über Preise, vor allem, wenn sie mit Preisgeld verbunden sind.
"Auszeichnungen und Preise sind wie Hämorrhoiden. Früher oder später bekommt sie jedes Arschloch."
Hat man es in Deutschland als türkischstämmiger Schauspieler bei der Rollenauswahl schwer?
Ja, man hat es bei der Rollenauswahl schwer, denn es gibt keine Rollenauswahl, sondern man ist froh, wenn es überhaupt eine Rolle gibt. Für Türken gibt es nur einen Bruchteil an Rollen, die es für Deutsche gibt. Dazu muss man aber auch sagen, wir leben hier in Deutschland und es wäre auch komisch, wenn das deutsche Fernsehen nur von Türken bespielt werden würde.
Mit wem würdest Du gerne einmal arbeiten?
Ich würde gerne einmal mit dem türkischen Schauspieler „Sener Sen“ arbeiten. Dann würde ich Woody Allen gern mal über die Schulter schauen und super gern in einem Film von Helge Schneider mitspielen.
Du lebst jetzt in Köln. Was ist das Tolle an Deiner Stadt?
Das tollste an Köln ist, dass es eine Großstadt ist, aber alle Vorzüge eines Dorfes bietet. 90% des Lebens spielt sich in einem Radius von 2 Kilometern ab, was das Leben einfach schön macht. Man kann schnell mal einen Kaffe trinken oder über die Ehrenstraße schlendern oder am Aachener Weiher ne Bionade auf der Wiese trinken. In welcher Großstadt kann man das schon?
Wohin würdest Du einen Gast ausführen, der zum ersten Mal in Köln ist? Was würdest Du ihm auf jeden Fall zeigen?
In diesem Punkt herrscht Mangel in Köln. Schokoladenmuseum? Nicht wirklich. Den Kölner Dom haben alle schon in der 4.Klasse gesehen, weil sie mit der Schule einen Ausflug zum Kölner Dom gemacht haben. Es will auch keiner in ein Museum, wenn er/sie schon mal in Köln ist. Daher bleibt nur noch Zons. Das ist ein kleines Örtchen Richtung Düsseldorf. Also, rein ins Auto und in Zons chillen: Kaffee trinken, spazieren gehen und diesen kleinen Ort bewundern.
"Meine Rolle in Stromberg war mein interessantester Ausrutscher"
Wann hast Du Deine letzte gute Tat vollbracht?
In dem ich heute morgen aufgestanden bin. Ach so und eben hab ich die Küche aufgeräumt. (Das mit der Küche ist gelogen - Anm. d. Ehefrau)
Ich hab's mir ohnehin gedacht :-) Wann hast Du Dich das letzte Mal bis auf die Knochen blamiert?
Das weiß ich leider nicht mehr. Das gute am Altern ist ja, dass man sich nicht mehr so oft blamiert oder es macht einem nichts mehr aus.
Gibt es noch etwas Wichtiges, was Du uns unbedingt mitteilen möchtest?
Was will ich der Leserschaft noch unbedingt mitteilen? Ja, da fällt mir was ein: Seid alle lieb zueinander, ärgert Euch nicht und vor allem, lasst Euch nicht ärgern.
Ich nehme es mir zu Herzen und bedanke mich ganz herzlich für das nette Interview. Viel Glück mit Deinem neuen Projekt und danke für den Tipp mit Zons :-)