Sandy Solo
Musiker und Produzent
Veröffentlicht am 9. Oktober 2012
Was macht Deine Arbeit aus – wie sieht Dein Alltag aus?
In der Regel stehe ich auf, schaue Nachrichten, checke meine E-mails und Termine, dann mache ich mich auf den Weg ins Studio. Meistens lege ich noch einen Zwischenstopp bei meinen Eltern ein um zu essen und zu sehen wie es ihnen geht. Im Studio angekommen mache ich dann entweder Beats oder nehme einen neuen Song auf. Meistens bin ich aber mit aufnehmen und mischen von lokalen Musikern beschäftigt. Damit verdiene ich eigentlich mein Geld. Ich hab das Glück, dass ich mir meine Arbeitszeit frei einteilen kann. Das heißt, ich kann mir auch mal einfach so einen oder zwei Tage frei nehmen. Dafür kann es aber auch sein, dass ich manchmal sonntags bis spät in die Nacht im Studio sitze und Überstunden schieben muss. Segen und Fluch.
Was ist bislang Dein bestes Projekt? Was machst Du aktuell?
"Aktuell habe ich mein Album “Besser als mein Ruf” fertiggestellt."
Mein bestes Projekt ist immer mein aktuellstes Projekt, weil ich jeden Tag versuche besser zu sein als am Tag zuvor. Aber davon abgesehen liegt mir mein “Coming to America” Album aus dem Jahre 2010 sehr am Herzen. Das war es, was ich schon mein ganzes Leben lang machen wollte. Ein Album mit Musikern, die ich auch privat viel höre und sehr schätze. Aktuell habe ich mein Album “Besser als mein Ruf” fertiggestellt. Sitze aber bereits wieder an neuen Beats. Ich arbeite zur Zeit verstärkt mit deutschen Künstlern zusammen und versuche gerade jedem einen Beat unterzujubeln. Aber ich habe auch wieder begonnen für einige amerikanische Künstler zu produzieren.
Wie kam es zu dem Albumtitel "Besser als mein Ruf"?
Viele Leute sagen mir immer wieder: “Mensch Sandy, du bist viel besser als dein Ruf”.
Das kam mit der Zeit. Viele reduzieren mich noch immer sehr stark auf meine “Feuer über Deutschland” Auftritte, obwohl diese bereits 4-5 Jahre zurück liegen. Das war ein großer Rapbattle, bei dem ich zwei Jahre in Folge verloren habe. Viele Leute sagen mir immer wieder: “Mensch Sandy, du bist viel besser als dein Ruf”. Diesen Satz habe ich in den letzten zwei Jahren bereits mindestens hundert Mal gehört. Irgendwann hat es sich dann ergeben, dass daraus der Albumtitel wurde. Es war einfach an der Zeit.
Wie viel Autobiographisches steckt in Deinen neuen Songs?
Autobiographisch würde ich es nicht nennen, aber es steckt sehr vieles Persönliches von mir drin. Ich habe immer noch Probleme damit, über einige Dinge meines Lebens zu berichten. Ich weiß nicht, ob ich schon bereit bin, das alles an die Öffentlichkeit zu bringen. Wer weiß, ob ich das jemals sein werde. Aber die Tendenz geht ganz klar in Richtung persönlich, authentisch und echt. Natürlich muss man aber manchmal auch Songs machen, die etwas weniger Inhalt haben und einfach nur unterhalten. Ich erzähle auch gerne Geschichten oder beleuchte Themen aus meiner persönlichen Perspektive.
Was sind Deine musikalischen Einflüsse? Was inspiriert Dich?
"...mein Herz gehört ganz klar dem New York Rap der 90er Jahre."
Also mein Herz gehört ganz klar dem New York Rap der 90er Jahre. Das wird man immer wieder aus meiner Musik raus hören. Aber ich niemand, der der Vergangenheit nachweint und sagt: „Früher war alles besser.” Vielleicht war es das, vielleicht auch nicht. Inspiriert werde ich von allem was ich sehe, höre und erlebe. Das kann ein Song sein, eine Erfahrung die ich gemacht habe, etwas das mir meine Freunde erzählen, einen Film den ich gesehen habe, ein interview mit Helmut Schmidt oder irgendetwas anderes. Manchmal kann es auch einfach nur das Wetter oder ein Gemütszustand sein. Meine private Musikpalette ist auch sehr breit. Ich höre alles, von Drake und Jim Jones über Termanology zu Action Bronson und wieder zurück.
Gibt es irgendwelche einschneidenden Erlebnisse, die Deine Persönlichkeit stark geprägt haben?
Ja. Privat sind in den letzten 2 Jahren viele Sachen passiert. Meine Familie wurde von Schicksalsschlägen nicht gerade verschont. Aber darüber möchte ich nicht gerne reden. Das hat mich jedenfalls persönlich sehr geprägt.
Sandy Solo - 2 Videos
Was ist das Lustigste, was Dir in Deiner Musikergeschichte jemals passiert ist?
"...als zwei Männer in Lack und Leder Outfits im Motorradfahrer Stil vor uns standen..."
Da gibt es viele kleine Geschichten. Alleine mit denen könnte ich hier Seiten füllen. Es gab mal eine lustige Begegnung. Wir waren in Mannheim auf einem B-Boy Jam eingeladen. Der Club, in dem die Veranstaltung statt fand war dafür bekannt, dass dort öfter so genannte “Schwulen-Partys” (so bezeichnen sie es selbst) stattfanden. Mein DJ und ich chillten gerade vor dem Eingang, als zwei Männer in Lack und Leder Outfits im Motorradfahrer Stil vor uns standen und fragten, was hier heute für eine Veranstaltung wäre. Wir antworteten, dass hier heute B-Boys wären. Die zwei schauten sich grinsend an und gingen rein. Erst einige Sekunden später sind wir auf den Gedanken gekommen, dass sie wahrscheinlich nicht an B-Boys sondern an Bi-Boys dachten. Als uns der Gedanke kam, mussten wir über diese Verwechslung herzhaft lachen.
Mit welchem berühmten Musiker würdest Du gerne mal auf der Bühne stehen?
Jay-Z.
Wenn du einen anderen Beruf hättest wählen müssen, welcher wäre das?
"Als kleines Kind wollte ich immer Müllmann werden..."
Ich besitze eine Künstlerseele und wäre dann wahrscheinlich Schauspieler oder Maler geworden. Aber das ist wohl eher eine Berufung, als ein Beruf. Als kleines Kind wollte ich immer Müllmann werden, weil ich das Auto und die orangefarbenen Anzüge so toll fand. Vielleicht wäre ich das geworden.
Sandy Solo, erzähl uns doch bitte etwas über Dich selbst – wo wurdest Du geboren, wo lebst Du im Moment?
Ich wurde in Heilbronn (bei Stuttgart) geboren und lebe dort auch. Dazwischen habe ich knapp drei Jahre in Stuttgart gewohnt. Ich bin irgendwie mit Heilbronn verwurzelt. Selbst wenn ich eines Tages für 10 Jahre auswandern würde, so würde ich immer wieder hier her zurück kommen. So geht es fast jedem hier. Diese Stadt gehört zu uns wie ein Arm oder ein Bein.
Was gefällt Dir an Deiner Stadt am besten?
"Meine Stadt ist wie das Leben. Hier gibt es schöne Orte und dunkle Ecken."
Meine Stadt ist wie das Leben. Hier gibt es schöne Orte und dunkle Ecken. Man kann hier Spaß haben oder auf die Schnauze fallen. Ich kenne hier einfach alles. Man lebt und atmet diese Stadt. Aber so wird es wahrscheinlich jedem mit seiner Heimatstadt gehen.
Hast Du eine Lieblings-Location in Deiner Stadt?
Ich habe aufgehört großartig auszugehen, weil ich nirgendwo mehr meine Ruhe habe. Egal mit wem und wo ich bin, spätestens nach 10 Minuten kommt jemand auf mich zu und quatscht mich an. Deshalb chille ich nur noch privat oder bin im Studio. Der einzige Ort in Heilbronn, wo ich immer hingehen werde, ist das “La Taverna”. Dort gibt es die beste Pizza auf der Welt. Wer einmal in Heilbronn ist, sollte da auf jeden Fall mal essen gehen.
Wenn Du mit Freunden ausgehen willst, wie stellst Du Dir einen perfekten Abend vor? Wo würdest Du hingehen?
"Essen im Waldorf Astoria, dann mit der Limo in die Stadt. Ein paar Drinks in Jay-Z´s 40/40 Club und dann zu einem NBA Basketball Spiel."
Rein fiktiv und ohne Budget Limit würde ich mit meinen Jungs nach New York fliegen. Essen im Waldorf Astoria, dann mit der Limo in die Stadt. Ein paar Drinks in Jay-Z´s 40/40 Club und dann zu einem NBA Basketball Spiel. Danach noch in einen angesagten Club und bevor der Kater kommt sitzen wir schon im Flugzeug Richtung Heimat. In der Realität genügt es mir vollkommen mit meinen Jungs zu chillen. Gutes Essen zu genießen und einen guten Film zu sehen. Ein witziger Abend ohne Stress.
"Nicht gestern, nicht morgen, sondern hier und jetzt."
Wie lautet Dein Lebensmotto?
Nicht gestern, nicht morgen, sondern hier und jetzt.
Wann hattest Du das letzte Mal so richtig Angst?
Ich werde ständig von Ängsten geplagt. Das gehört mittlerweile zu meinem Leben. So richtig Angst hatte ich aber vor ein Paar Monaten als das Schicksal mal wieder zugeschlagen hatte. Zum Glück ist die Sache noch irgendwie “gut” ausgegangen. Sofern man das so sagen kann.
Wie würdest Du Dich selbst beschreiben?
Sehr aufmerksam, immer höflich, sehr herzlich, ständig hilfsbereit, aufopfernd, völlig unegoistisch, etwas eitel und penibel was meine Optik betrifft, etwas melancholisch an regnerischen Tagen, besserwisserisch, sehr witzig und alles in allem ein sehr guter Freund auf den man immer zählen kann.
Was würdest Du tun, wenn du nur noch einen Tag zu leben hättest?
Dann würde ich alle meine Freunde einladen. Wir würden Whiskey trinken, alte Fotos anschauen und uns Geschichten von früher erzählen. So würde man das Leben noch einmal Revue passieren lassen.
Welche magische Kraft hättest Du gerne, wenn Du eine wählen könntest?
Dann würde ich gerne auf Wunsch Gegenstände mit meiner Hand heranziehen können. Ich hasse es nämlich, wenn die Fernbedienung einige Meter von mir entfernt liegt.
Gibt es zusätzlich etwas, für das Du dich besonders engagierst?
"Ich würde später, wenn mein Leben gefestigt ist, gerne etwas für Kinder und arme Menschen machen."
Also ich bin ein wahnsinniger Filmfreak. Ein Cineast. Ich beschäftige mich mit allem was mit Film zu tun hat. Ich sauge es wie ein Schwamm in mich auf. Privat habe ich momentan leider keine Zeit mich für andere Sachen zu engagieren. Ich würde später, wenn mein Leben gefestigt ist, gerne etwas für Kinder und arme Menschen machen. Das ist etwas, für das ich mich engagieren will, wenn ich in meinen 50ern bin. Da werde ich die gleiche Energie investieren, die ich jetzt in meine Musik stecke.
Gibt es noch etwas, dass Du unbedingt mitteilen möchtest?
"Peace, Love, Unity and having Fun."
Ich würde mich freuen, wenn Hip Hop wieder etwas sozialer werden würde und zu seinem Ursprungsmotto zurückkehren würde, das da war: “Peace, Love, Unity and having Fun”. Besonders in Deutschland würde ich mir das wünschen. Momentan ist Hip Hop bzw. Rap hier national etwas ungemeinschaftlich.
Dann hoffe ich noch, dass die Leute nach meinem Album Ausschau halten, dass man ab dem 19. Oktober umsonst im Internet herunter laden kann.
Ich danke für die Zeit und das Interview. Peace.