Paulsrekorder

Pop/Rock-Band aus Bremen

von Portrait von Steffen Kutzner Steffen Kutzner
Veröffentlicht am 25. Juni 2012

Erzähl' doch bitte ein bisschen von „Paulsrekorder“ - wer seid Ihr, woher kommt Ihr?

Hui...lange Geschichte. Ich versuch mal ne Kurzversion: Paulsrekorder gibt’s schon seit 2004. Ursprünglich kamen wir alle aus Bremen. Wir sind dann nach Jahren im Probenraum und norddeutschen Bühnen 2008 mehr oder weniger unvorbereitet in den Bundesvision Songcontest gestolpert und haben im selben Jahr noch unseren Plattenvertrag bekommen und unser erstes Album veröffentlicht. Stilistisch war das im weitesten Sinn Rock, New Wave, NDW. Alles ein bisschen aufgekratzt und bunter als normal. Nach 'ner Tour mit „MIA.“ und 'ner eigenen Tour haben wir uns erstmal 'ne kleine Auszeit genommen, uns anderen Projekten gewidmet und uns immer wieder mal getroffen, um zu schauen, wohin es musikalisch geht, Songs geschrieben etc. Dabei herausgekommen ist unser neues Album. Das ist weniger aufgedreht als die alten Sachen, fühlt sich irgendwie erwachsener an. Ich würde mal sagen deutschsprachiger Rock/Pop. Mal mehr, mal weniger.

Wie seid Ihr zu Eurer Berufung gekommen?

Der Klassiker: Sie ist zu uns gekommen. Wie wohl bei den meisten Musikern war das erstmal nur ein Hobby. Und dann merkten wir so langsam...huch, das, was wir da im Probenraum zusammenschrauben, gefällt nicht nur uns. Und dann kam eines zum anderen.

Euer zweites Album „Paulsrekorder“ erscheint am 20. Juli. Allerdings macht Ihr ja keinen Indie Rock oder New Wave mehr. Was macht Ihr jetzt - wonach klingt „Paulsrekorder“?

Wie schon gesagt, würd' ich mal sagen im weitesten Sinne deutschsprachiger Rock/Pop. Ab und zu blitzen noch die alten Paulsrekorder mit ihrer NDW-Affinität auf, aber manchmal ist es dann doch auch richtig Pop. Ich glaub so richtig „indie“ haben wir uns nie gefühlt.

Der anderen Bandname, der bis zum Ende im Rennen gewesen ist, war „Robert Hannover“. Gut, dass der sich nicht durchgesetzt hat...

Ein Album aufzunehmen ist wahrscheinlich eine tolle Erfahrung – ist es beim zweiten Mal noch so aufregend wie beim ersten Mal?

Manches ja, manches nein. Bestimmte Dinge sind immer gleich, die langweilen dann schon. Aber da wir mit einem anderen Produzenten zusammengearbeitet haben, waren andere Sachen und Herangehensweisen völlig neu. Das ist natürlich aufregend. Außerdem wird der Moment, in dem man das fertige Album nach monatelanger Arbeit in den Händen hält, wohl nie langweilig werden. Ich werd' mal die Väter in unserer Band fragen, ob man das ein bisschen mit dem Kinderkriegen vergleichen kann.

Was bedeutet Euer Bandname?

So 'ne wirkliche Bedeutung hat der nicht. Der Name ist aus einer Partylaune entstanden. Wir haben nach nem Bandnamen gesucht und fanden sowohl „Paul“ als auch „Rekorder“ gut. Aber beides zusammen fanden wir noch besser. Der anderen Bandname, der bis zum Ende im Rennen gewesen ist, war „Robert Hannover“. Gut, dass der sich nicht durchgesetzt hat...

Nach dem Bundesvision Song Contest 2008 ist Eure Single „Anna“ direkt in die Charts gegangen. Wer ist Anna?

Anna ist eine Ex-Freundin von mir. Der Song ist quasi wirklich so passiert. Aber Anna heißt in Wirklichkeit nicht Anna. Aber schon ähnlich...

Paulsrekorder

Wie sieht Euer Alltag aus?

Nachdem wir im Ritz frühstücken waren, lassen wir uns immer per Limousine quer durch die Stadt fahren und trinken dabei Champagner bis wir abends in irgendeinen schicken Club einfallen, den wir natürlich ganz exklusiv für uns und unsere Freunde gemietet haben. Am nächsten Tag geht’s dann wieder von vorne los. Quasi wie der Alltag bei jedem aussieht.

Ne, mal ohne Quatsch. Wir sind ziemlich diszipliniert und normal. Bis auf die Tatsache, dass sich der ganze Tag um Musik (oder die Familie) dreht und man vielleicht etwas mehr zwischen irgendwelchen Städten hin- und herreist, versuchen wir 'nen ganz normalen Arbeitstag zu haben, wie jeder andere auch. Rock 'n' Roll gibt’s nur auf Tour. Aber das ist ja eh ein Ausnahmezustand.

Woher kommt Eure Inspiration? Versammelt Ihr Euch im Studio, klimpert ein bisschen herum und dann kommt die Eingebung?

Während unser altes Album textlich eher ein Rückblick war, ist das neue eher 'ne Momentaufnahme. Sachen, die uns eben im Moment persönlich bewegen und damit auch inspirieren.

Ja, das kann tatsächlich auch mal so passieren. Wichtig ist immer, dass man einen „Kristallisationspunkt“ hat, an dem dann der Song wachsen kann. Das kann eine Studioklimperei genauso sein wie ein Textfetzen oder eine Melodie-Idee. Manchmal fließt es auch und man schreibt 'nen Song alleine, bastelt das Demo dazu zu Hause am Computer und man muss es dann im Studio quasi nur noch verfeinern und gut aufnehmen. Häufig sind es textlich ja auch Dinge, die einen grade bewegen. Während unser altes Album textlich eher ein Rückblick war, ist das neue eher 'ne Momentaufnahme. Sachen, die uns eben im Moment persönlich bewegen und damit auch inspirieren.

Wie schwierig war es, als neue Band Fuß zu fassen?

Das kann ich gar nicht beantworten, weil ich denke, dass dieser Prozess noch gar nicht zu Ende ist. Selbst wenn wir jetzt unser zweites Album veröffentlichen sind wir noch mitten drin. Und letztendlich hat man das eh nicht so richtig in der Hand. Das passiert eher von selbst...oder eben auch nicht.

Was ist Euer nächstes Projekt?

Jetzt steht erstmal das Album an und alles, was damit zusammenhängt im Vordergrund. Dann denken wir natürlich an eine Tour. Mal sehen, was da sonst noch so kommt...

Wie würdest Du Eure Musik und Eure Auftritte beschreiben?

Mich nervt es grade unfassbar, dass so viele Leute rumheulen, wie schlecht es ihnen doch geht, während sie quasi mit der anderen Hand grade wieder quittieren, dass sie das Paket von „Amazon“ mit irgend 'nem überflüssigen Schnickschnack drin erhalten haben.

Wie gesagt, die alten Sachen sind eher Rock/New Wave/NDW während die neuen im Vergleich dazu eher poppiger sind. Ich „befürchte“, dass sich das auf die Auftritte gar nicht auswirken wird und unsere Gitarristen trotzdem ständig von der Bühne purzeln, weil das Adrenalin mit ihnen durchgeht...aber alles andere wäre auch langweilig.

Wenn Du einen anderen Beruf hättest wählen müssen, welcher wäre das?

Keinen! Ich hab tatsächlich das 1. Staatsexamen gemacht und hätte Lehrer für Musik und Geschichte werden können, aber das hab ich der Musik zu liebe gelassen. Und ich bereue es keine Sekunde. Aber mal nachdenken. Man kann sich so schwer irgendwas vorstellen, was nicht mit Kreativität in irgendeiner Form zu tun hat. Also vielleicht sowas wie Regisseur, Grafiker.

Mit was kommst Du gar nicht zurecht – sei es beruflich oder privat?

Mich nervt es grade unfassbar, dass so viele Leute rumheulen, wie schlecht es ihnen doch geht, während sie quasi mit der anderen Hand grade wieder quittieren, dass sie das Paket von „Amazon“ mit irgend 'nem überflüssigen Schnickschnack drin erhalten haben. Und ich spreche hier nicht von den Menschen, denen es wirklich schlecht geht. Ich versteh das dann einfach nicht, dass man nicht sieht, dass es einem verglichen mit anderen Menschen - von Menschen in sogenannten Dritte-Welt-Ländern ganz zu schweigen - echt super geht.

Gibt es noch etwas, das Du unbedingt mitteilen möchtest?

Vielleicht: Seid zufrieden, wenn es euch gut geht. Und: Hört unbedingt mal in unser neues Album rein!