Pascal Finkenauer

Singer/Singwriter

von Portrait von Karoline Sielski Karoline Sielski
Veröffentlicht am 1. April 2013

Pascal Finkenauer, Du beschreibst Dich selbst schon mal als euphorisch melancholisch, richtig? Wie gehst Du musikalisch mit diesem scheinbaren Widerspruch um?

Ehrlich gesagt hat das jemand geschrieben und es ist dann aufgrund dieser Widersprüchlichkeit in dem Infotext zur Platte gelandet, da es die Stimmung des Albums ganz gut einfängt. So ein Alles und Nichts, ein Drängen Hin Zu, In Bewegung Sein, Lebendigkeit Suchen, aber trotzdem von einer Art melancholischer Stimmung umgeben. Sich selbst zu beschreiben finde ich schwierig. Melancholie hat, für mich zumindest, auch einen positiven, lebensbejahenden Aspekt, der sich lediglich der Endlichkeit, Vergänglichkeit, Unausweichlichkeit eines Moments oder einer Situation bewusst ist. Musikalisch gehe ich so damit um, dass ich mache, worauf ich Lust habe, deswegen kommt es wie es kommt und ist abwechslungsreich.

"Melancholie hat, für mich zumindest, auch einen positiven, lebensbejahenden Aspekt, der sich lediglich der Endlichkeit, Vergänglichkeit, Unausweichlichkeit eines Moments oder einer Situation bewusst ist."

Was möchtest Du hauptsächlich mit Deiner Musik transportieren?

Im Grunde geht es mir beim Schreiben zuerst darum, dass es sich für mich gut und lebendig anfühlt und ich etwas zur Seite legen kann. Wenn es dann später beim Hören für einen anderen ebenso aufgeht ist das schön.

Beim Schreiben habe ich sehr viel an Konzerte und die direkte Bühnensituation gedacht. Einfach mal einen Part noch länger spielen, ausbrechen lassen, ekstatisch sein. Ich mag Konzerte, die Idee, dass da viele unterschiedliche Menschen gemeinsam einen Moment erleben und den miteinander teilen, vielleicht auch gemeinsam komplett loslassen, dass kann sich eben verdammt gut anfühlen.

Dein neues Album heißt "Pascal Finkenauer". Was war bei der Produktion die größte Hürde für Dich?

Es gab erstaunlicherweise keine Hürde. Ich habe mit tollen Leuten arbeiten dürfen und eine tolle Band bei mir. Die ganze Produktion lief extrem angenehm, da alle anderen und ich ziemlich genau wussten wohin die Reise gehen sollte. Die Platte klingt nur wieder anders als das, was ich vorher gemacht habe. Eine Art Neuanfang, daher auch der etwas simple Titel.

Das Leben kommt einem manchmal dazwischen. Wie beeinflusste Deine eigene Geschichte Deine Songs? Erzähl uns bitte etwas mehr hierzu.

Das Leben kommt einem ja ständig dazwischen. Das bockige Ding.

"Das Leben kommt einem ja ständig dazwischen. Das bockige Ding."

Ich gehe gern durch die Gegend, in den letzten zwei Jahren war ich viel nachts unterwegs, diese Stimmungen sind in die Stücke eingeflossen. Künstliches Licht, Betonwände, Umherlaufen, Rausch, Rückzug, Zweifel, Dämmerung.

Du schreibst Deine eigenen Texte - hast Du ein lyrisches Vorbild?

Nein, aber ich interessiere mich für Lyrik und vieles andere natürlich auch. Man muss so viel wie möglich aufnehmen, umdenken, bearbeiten. Das alles fließt dann in die eigenen Sachen, aber das ist ja bei jedem so, der irgendwie kreativ arbeitet.

Was bedeutet Sprache für Dich, vielleicht im Gegensatz zur Musik?

Kommunikationsmittel. Im Grunde genau wie Musik. Bedient sich nur unterschiedlicher Form. Ich interessiere mich aber sehr für das Aufbrechen von alltäglichen Kommunikationsmustern. Wenn es nicht mehr ausreicht nur zu sagen z.B. „ich liebe Dich“, oder „es geht mir ok“,  sondern man weiter ausholen muss, um eine Stimmung zu beschreiben, wenn es die Grenzen sprengt sozusagen.

"Ich interessiere mich aber sehr für das Aufbrechen von alltäglichen Kommunikationsmustern."

Wenn Du tatsächlich nur noch einen Tag zu leben hättest - was würdest Du dann tun?

Vermutlich einen langen Spaziergang machen - wenn es nicht regnet. Wenn es regnet, ins Bett legen und abwarten –  im besten Fall nicht allein.

Glaubst Du an Schicksal oder Zufall? Natürlich wollen wir auch einen Grund wissen.

Ich denke Entscheidungen, die man irgendwann trifft, führen einen irgendwann an bestimmte Orte, oder in bestimmte Situationen. Das ist aber vielleicht ein wenig zu einfach gedacht.

Welchen Tipp würdest Du einer verlorenen Seele mit auf den Weg geben?

Wie definierst Du „verlorene Seele“? Da weiß ich nicht, was ich dazu  sagen soll...

Okay. Was war bislang Dein tollstes musikalisches Erlebnis?

Da gibt es tatsächlich zu viele Erinnerungen, um sich für einen Moment zu entscheiden. Aber in Bezug auf die neue Platte, war die erste gemeinsame Probe mit den Jungs, mit denen ich dann auch die Platte eingespielt habe, ein toller Moment. Wir waren alle schon befreundet, hatten aber, zumindest in dieser Konstellation, noch nicht zusammen gespielt. Wir haben mit dem Stück „Offen“ angefangen und uns eine halbe Stunde lang in einen Rausch gespielt. Ab da war klar, dass es Spaß macht mit uns, und diese Arbeit haben wir bei den Aufnahmen zur Platte beibehalten. Soweit möglich alles live einspielen, unmittelbar bleiben

Als Wahl-Hamburger - wo gehst Du hin, wenn Du einen richtig tollen Tag oder Abend verbringen willst?

Ich bin gern draußen. Die Luft hier ist gut, durch die Nähe zum Wasser. Das hilft mir den Kopf klarzukriegen.

Welche Ecke in Hamburg kennt Deines Wissens kein Mensch - vollkommen zu Unrecht? Und wie hast Du diesen Ort kennengelernt?

Es gibt da einen Ort, an dem ich gerne bin, aber an dem bin ich sehr gerne, weil ich dort für mich bin und wenn ich das jetzt verrate, dann bleibt der Ort ja vielleicht nicht mehr der Ort, der er vorher war...

Was möchtest Du Musikfreunden an dieser Stelle noch von Dir mitteilen?

Ich hoffe wir sehen uns auf den Konzerten!

Pascal Finkenauer