Nekst86

Musiker

von Portrait von Karoline Sielski Karoline Sielski
Veröffentlicht am 22. August 2012

Was macht Deine Arbeit aus – wie sieht Dein Alltag aus?

Ich verbringe aktuell die meiste Zeit damit, neue Songs zu schreiben. Das kann ich aber auch erst seit kurzem wieder machen, da wir ja vorher unheimlich viel mit der neuen EP „786“ zu tun hatten. Da sah mein Alltag so aus, das ich ziemlich viel unterwegs war und mich um die Veröffentlichung gekümmert habe, Interviews machen durfte und natürlich auch einiges an Papierkram erledigen musste. Mir ist es sehr wichtig, nicht nur als Musiker zu agieren sondern auch intensiv im Hintergrund an einem Release mitzuarbeiten.

Wie kamst Du zum Rappen?

Ich bin sehr früh mit HipHop in Verbindung gekommen. Eigentlich fing es an mit Gedichte schreiben, Songs mitrappen und freestylen und ging dann in Texte schreiben und aktiv rappen über. Das Schreiben ist dabei sehr wichtig, wahrscheinlich würde ich heute auch Texte oder Songs schreiben, wenn ich nicht zu HipHop gefunden hätte. Doch „Gott sei Dank“ kam es so.

Woher kam die Inspiration zu Deinem Song "Kalt"?

"Ich schreibe sehr aus dem Bauch heraus..."

Es gibt nicht immer einen ausschlaggebenden Grund einen Song zu schreiben. Ich schreibe sehr aus dem Bauch heraus und oft sind das Dinge, die mein Unterbewusstsein ans Tageslicht bringt, wenn ich gerade den Stift in der Hand habe. In der aktuellen Videosingle zu "Kalt" verarbeite ich Erfahrungen aus meiner Jugend, die mich oft runtergezogen haben. Der Song hat mir geholfen, mich selbst zu reflektieren. Wenn Dinge erstmals bewusst werden, die man durchlebt, ist das ein ganz großer Schritt mit seiner Zukunft anders bzw. besser umzugehen. Bei "Kalt" beschreibe ich eine Situation meines Lebens, die ich ändern möchte.

Nekst86

Mit welchem bekannten Musiker würdest Du gerne mal zusammen auftreten?

Wenn ihr nach bekannten Musikern fragt, dann würde mir spontan Philipp Poisel einfallen. Ich hab neulich sein Konzert in Berlin besucht und bin großer Fan. Das hat absolut nichts mit Rap-Musik zu tun, aber seine Texte sprechen mir aus der Seele. Ich finde aber, es gibt auch sehr viele gute Musiker, die man noch nicht so gut kennt. Ich habe viele Leute in meinem Umfeld, mit denen ich noch viel Musik zusammen machen möchte.

Was ist bislang Dein bestes Projekt?

"7inch hat vorher für Künstler wie Xavier Naidoo, Kool Savas, Die Firma und anderen Größen produziert. Deshalb kann ich auch mit stolz behaupten "786" ist mein bestes Projekt..."

Mein bisher aufregendstes musikalisches Projekt, war mein letzten Album "Auf der Suche nach Morgen". Wir haben aus dem nichts heraus etwas sehr schönes erschaffen. Dabei entstand mein erstes richtiges Albumcover, mein erstes richtiges Musikvideo, meine erste TV-Premiere, erste Interviewtermine und vieles mehr. Das war schon Wahnsinn. Wie eine Art Startschuss. Dann kam der Produzent 7inch auf mich zu und schlug das "786" Projekt vor. Wir haben sechs Songs zusammen gemacht auf denen er produziert und ich geschrieben und gerappt habe. 7inch hat vorher für Künstler wie Xavier Naidoo, Kool Savas, Die Firma und anderen Größen produziert. Deshalb kann ich auch mit stolz behaupten "786" ist mein bestes Projekt, denn ich habe wunderbare Produktionen für meine Songs bekommen und konnte gleichzeitig die Erfahrungen vom letztem Album nutzen. Diesmal erschien mein neues Projekt sogar auf CD und nicht nur Digital wie beim letzten Mal. Also wieder ein erstes Mal.

Erzähl uns doch bitte etwas über Dich selbst – wo wurdest Du geboren, wo lebst Du im Moment?

"Und Berlin bleibt in der Herzmitte."

Ich wurde 1986 in Berlin-Pankow geboren. Ich bin dort mit meinen Eltern und meinem vier Jahre älterem Bruder aufgewachsen. Als ich zehn Jahre alt war sind meine Eltern mit mir an den Rand von Berlin gezogen. Ich wuchs den Rest meiner Jugend in Zepernick - kurz vor Bernau auf. Als Teenie und HipHop-Fan habe ich es hier gehasst. Ich hatte ständig Stress mit jedem und allem. Als ich 19 war bin ich dann auch so schnell wie es ging wieder nach Pankow zurück gezogen. Vor ein paar Monaten hat es mich aber wieder hierher zurück verschlagen. Ich habe in Zepernick eine ruhige Wohnung gefunden und bin etwas weiter weg vom ganzen Stress. Mein Auto bringt mich aber binnen 20 Minuten in die Stadtmitte. Und Berlin bleibt in der Herzmitte.

Was gefällt Dir an Deiner Stadt am besten?

"Berliner sein bedeutet Patriot sein."

Berliner sein bedeutet Patriot sein. Ich finde es wahnsinnig krass wie man sich hier untereinander bekriegen kann, aber wenn man in einer fremden Stadt ist würde man jeden Berliner bis zum Schluss verteidigen. Egal ob man ihn mag oder nicht. Mich fasziniert dieser Zusammenhalt. Ich mag die direkte Art des Berliners, die Unkompliziertheit und natürlich auch die Größe der Stadt. Berlin ist das größte Dorf der Welt. Jeder kennt hier jeden und trotzdem kann man unerkannt bleiben.

Hast Du eine Lieblings-Location in Deiner Stadt?

Es gibt den kleinen Hot Dog-Mann in der Kastanienallee mit der besten Käsesaucen der Stadt inklusive frischen Tomatenstücken. Generell halte ich mich gern dort auf, wo es gutes Essen gibt. Natürlich nicht zu vergessen das Café Übereck im Prenzlauer Berg. Meine Lieblingskneipe, in der ich mich versuche regelmäßig mit meinen Jungs zu treffen.

Wenn Du mit Freunden ausgehen willst, wie stellst Du Dir einen perfekten Abend vor? Wo würdest Du hingehen?

Kino! Ich liebe Kino und am besten wäre ein Abend mit einem tollem Film, wo wir mit mindestens 12 Leuten einreiten und danach was schönes Essen gehen. Und ich spreche nicht von einem exklusiven Fisch-Resteraunt, sondern dort hin wo es richtig große Portionen gibt, die mich zum Platzen bringen können.

Wie lautet Dein Lebensmotto?

"Ich mag Bescheidenheit und so versuche ich, so leise wie es geht, nach dem Glück zu streben."

Ich muss jetzt so ein Zitat nennen, oder? "Wer viel will, muss viel tun!" - Ich versuche eigentlich so wenig wie möglich über Dinge zu reden, die ich tun will und mache dann ganz heimlich mein Ding. Ich mag Bescheidenheit und so versuche ich, so leise wie es geht, nach dem Glück zu streben.

Wie würdest Du Dich selbst beschreiben?

"Ich brauche oft Abstand und oft Nähe."

Ich bin ein sehr durchwachsener und nachdenklicher Mensch. Ich brauche oft Abstand und oft Nähe. Ich bin gern alleine, aber auch gerne mit vielen Menschen zusammen. Kompliziert und einfach. Also kurz gesagt: Widersprüchlich. Was man konkret sagen kann ist, dass ich sehr ehrgeizig bin und rote Haare habe.

"Kompliziert und einfach. Also kurz gesagt: Widersprüchlich."

Was regt Dich gehörig auf?

Ganz alte Menschen, die noch Auto fahren, aber nicht mehr laufen können. Wenn mich jemand anlügt und sich dabei zu dumm anstellt und Eltern, die direkt neben dem Kinderwagen rauchen.

Was berührt Dich?

"Wenn ich mich in einem Song selber wieder finde, bekomme ich Gänsehaut."

In den meisten Fällen gute Musik, die mit Herz und Seele gemacht worden ist. Wenn ich mich in einem Song selber wieder finde, bekomme ich Gänsehaut.

Was würdest Du tun, wenn du nur noch einen Tag zu leben hättest?

Gute Frage! Vielleicht ein Abschiedskonzert geben? Viele vergessen ja auch, das man noch Sachen packen muss und so. Man weiß ja

nicht, wie das Wetter dort ist.

Welche magische Kraft hättest Du gerne, wenn Du eine wählen könntest?

Der Klassiker: Unsichtbar sein. Das wär cool. Oder Spinnenfäden aus den Handgelenken schießen zu können!

Gibt es zusätzlich etwas, für das Du dich besonders engagierst?

Nichts, was ich so stark betreibe wie die Musik. Ich fotografiere noch sehr gern in meiner Freizeit, aber eigentlich hat sonst alles mit Musik zu tun.

Gibt es noch etwas, dass Du unbedingt mitteilen möchtest?

Natürlich. Für alle, die sich jetzt Fragen: Wo bekomme ich diese „786“ EP her? Es gibt eine exklusive und limitierte CD-Version mit Instrumentals und einem Fan-Poster. Holt euch die CD auf meiner Website www.786ep.de oder über iTunes und Co. als Download. Danke!