Moritz Baumstieger

Autor und Journalist

von Portrait von Steffen Kutzner Steffen Kutzner
Veröffentlicht am 30. August 2012

Erzähl doch bitte etwas über Dich selbst.

Ich wurde vor 30 Jahren in München geboren – und nach einigen Abstechern nach Norden und Süden lebe ich dort jetzt wieder, zusammen mit meiner Freundin. Im Norden (Köln) habe ich Politik- und Islamwissenschaften studiert, im Süden (Kairo und Jerusalem) dann geguckt, in wie weit die Realtität etwas mit dem zu tun hat, was mir im Hörsaal vorgesetzt wurde. Dazwischen habe ich in München die Deutsche Journalistenschule besucht.

Du hast in Köln Arabisch gelernt und bist  danach mit einem VW-Bus nach Kairo gefahren. Ging kein Flieger dort hin? Oder war das eine Selbstfindungsreise?

Zwischen Studium und Journalistenschule hatte ich ein dreiviertel Jahr Zeit – das war einfach die ultimative Gelegenheit, ein bischen durch die Welt zu bummeln und sich anzuschauen, was zwischen den zwei Flughäfen liegt, die  normalerweise Start – bzw. Endpunkt so einer Reise sind.

Als würde jemand an einem Mischpult ganz langsam den Regler von Köln-West nach Nahost ziehen...

Du hast gelernt, dass man während des Ramadan auch nicht rauchen darf, es an der israelischen-ägyptischen Grenzstation keinen Kopierer gibt und man in Syrien Visa durch Fingerschnippen verlängern kann. Was war das denkwürdigste Ereignis auf dieser Reise?

Neben vielen Anekdoten wie den oben genannten war es – auch, wenn sich das jetzt ein wenig verträumt anhört – die Erkenntnis, dass Kulturen sich nicht an Landesgrenzen halten, sondern langsam ineinander übergehen. Als würde jemand an einem Mischpult ganz langsam den Regler von Köln-West nach Nahost ziehen...

Wann hast Du gemerkt, dass Schriftstellerei etwas für Dich sein könnte? Gab es da so etwas wie ein Schlüsselerlebnis?

Das habe ich eigentlich relativ früh gemerkt. Schon in der Grundschule bin ich immer zu ganz großer Form aufgelaufen, wenn man im Deutschaufsatz einfach drauflosdichten konnte. Und dass ich einen großen Hang dazu habe, die Realität in meinen Erzählungen ein wenig „abzurunden“, davon können meine Freunde und Familie ein sehr langes Lied singen.

Moritz Baumstieger

Am 2. Juli ist Dein Roman „Sülze hilft gegen alles außer Heimweh“ erschienen. Dein Protagonist zieht der Liebe wegen nach München und wird kurz darauf verlassen. Auch Du lebst derzeit in München. Wie autobiografisch ist das Buch?

Ich denke, dass sich die Anteile von Autobiografischem und Fiktion ungefähr die Waage halten dürften. Natürlich werde ich oft gefragt, was wahr ist und was nicht. Dann versuche ich immer, mich irgendwie aus der Affäre zu ziehen. Denn: Manche Dinge habe ich mir zwar ausgedacht. Sie beschreiben München aber hoffentlich fast besser als die Realität.

„Sülze hilft gegen alles außer Heimweh“ ist Dein Debüt als Belletristiker. Sonst bist Du hauptsächlich für Zeitungen und Zeitschriften tätig gewesen. Wieso plötzlich der Roman?

Das war im Prinzip einfach eine Fortsetzung meiner bisherigen Arbeit mit anderen Mitteln. Ich habe immer gerne Kolumnen geschrieben, was eine gute Übung war, um Figuren mit wenigen Pinselstrichen eine Identität zu verleihen und sie lebendig zu machen. Das konnte ich nun im Roman noch weitertreiben – und nebenbei mal all das über meinen Wohnort loswerden, was ich schon immer mal sagen wollte.

Liest Du die Kritiken zu Deinem Roman?

Nur, wenn sie gut sind – zumindest würde ich das gerne so halten. Leider muss ich das aber immer erst herausfinden, also lese ich alle.

Eine Fortsetzung wäre gut denkbar, mir spuken da auch ein paar Ideen im Kopf herum.

Was ist Dein nächstes Projekt? War „Sülze hilft gegen alles außer Heimweh“ nur ein Abstecher, oder willst Du mehr Belletristik schreiben? Vielleicht sogar eine Fortsetzung?

Eine Fortsetzung wäre gut denkbar, mir spuken da auch ein paar Ideen im Kopf herum. Jetzt will ich mich aber erst mal wieder auf den Journalismus konzentrieren, was nicht ganz leicht ist, weil es tatsächlich noch eine andere Buchidee gibt. Die ist noch topgeheim, macht aber das mit dem Konzentrieren schwierig.

Die Inselfrage: Welche fünf Bücher würdest Du mitnehmen?

Schwer zu sagen. Eigentlich würde ich auf eine einsame Insel ja am liebsten Bücher mitnehmen, die ich noch nicht kenne – man hat ja recht viel Zeit dort und da wäre es ja doof, Sachen zu lesen, die ich schon halb auswendig kann. Andererseits wäre natürlich noch doofer, fünf Bücher dabei zu haben, die mir am Ende nicht gefallen. Auf jeden Fall würde ich ein dickes Wörterbuch mitnehmen, um alle die tollen Vokabeln zu lernen, die ich noch nicht kenne, ob auf Englisch oder Französisch, das müsste ich mir noch überlegen. Und ein Ratgeber zum Überleben in der Wildnis käme auch noch mit in den Koffer (falls man auf so eine Insel mit einem Koffer reist).

Was liest Du grade privat?

Anlässlich des aktuellen Hermann-Hesse-Jubliäums ist mir aufgefallen, dass ich da wohl etwas in meiner Jugend versäumt habe. Der Bücherstapel ist angerichtet. Angefangen habe ich allerdings noch nicht.

Was gefällt Dir an München besonders?

Der Biergarten am Viktualienmarkt, mein Stamm-Eck in meiner Stammbar, meine Freunde, die Seen außenrum und der Schweinsbraten.

Gibt es noch etwas, das Du unbedingt mitteilen möchtest?

Ja. Aber das steht alles in meinem Buch. Also: Kaufen!