Michael Gantenberg

Schriftsteller

von Portrait von Steffen Kutzner Steffen Kutzner
Veröffentlicht am 20. März 2013

Erzähl doch bitte etwas über Dich selbst.

Ich wurde 1961 in Bochum geboren, lebe jetzt mit Frau und Kind und diversen Tieren in Soest. Ich habe Soziologie studiert, aber schnell gemerkt, dass die Welt keinen Soziologen wie mich braucht. Ich habe dann für ein paar Jahre noch geglaubt einer dieser Wunderärzte werden zu wollen, den alle Patienten mindestens so schick und kompetent finden wie Dr. House. War ich nicht. Und ich danke noch immer der zentralen Vergabestelle für Studienplätze, dass sie für mich keinen Platz in einem medizinischen Hörsaal gefunden haben.

Mitte März ist Dein neuer Roman „Jochen oder Die Nacht des Hasen“ erschienen. Worum geht es darin?

Es geht um den Versuch die Welt zu retten. Und das aus der Perspektive eines Hasen, der sich zu Recht fragt, warum Hasen nicht die Probleme haben, die Menschen jeden Tag zu lösen versuchen. Mein Hase heißt Jochen, kann lesen und sprechen und der Rest steht für sich. Grundlegende Erkenntnis des Buches: Ein Hase kann die Welt nicht retten, das schaffen ja nicht mal die Menschen! Am Ende wage ich aber doch die kühne These, hätten wir alle etwas größere Ohren, würden wir nicht so viel überhören. Und würde wir an der einen oder anderen Stelle mehr auf unsere Instinkte hören, statt auf den Rat unseres Steuerberaters, Bundestagsabgeordneten oder Generalschutzbeauftragten, ließe sich der eine oder andere Alltagsgau prima vermeiden.

In Deinen Romanen tauchen öfters Tiere auf – in „Urlaub mit Esel“ ist es ein Esel namens Friedhelm, in „Zwischen allen Wolken“ ist es eine Ente namens Jean-Pierre und in „Jochen“ ist es ein Hase. Warum baust Du so gerne Tiere in Deine Romane ein?

Tiere bekommen viel zu selten Gelegenheit sich zu äußern, dabei könnten wir so viel von ihnen lernen. Ich gebe ihnen deshalb sehr gerne eine Plattform.

Wie bist Du auf die Idee für „Jochen oder Die Nacht des Hasen“ gekommen?

Das Geheimnis wohnt in unserem Garten! Es hatte ziemlich lange Ohren, ausreichend Nachkommen und ein riesigen Spaß an frischem Löwenzahn.

Um über Nacht berühmt zu werden, musste man vor noch nicht allzu langer Zeit wenigstens "irgendwas" können, heute reicht ein guter Server und die Klickbereitschaft einiger Fans. Das ist die mediale Revolution. Brüder zur Sonne, zur Flatrate, herrlich!

„Jochen“ setzt sich auch zu großem Teil mit der deutschen Medienlandschaft auseinander. Gehen wir falsch mit Fernsehen und YouTube um?

Es ist wie bei einem guten Rotwein, zwischen Genuss und Missbrauch liegt manchmal nur eine hauchdünne Grenze. Ich möchte keine einzige Innovation missen, ohne Internet gäbe es mich nicht als "arbeitendes Wesen", jedenfalls nicht in dieser Form. Und den Spaß, den mir die Auswüchse bereiten, den kann man mit Geld gar nicht bezahlen. Die Gründung einer Partei beispielsweise, deren Kernkompetenz zu sein schien, kein Programm zu haben, aber ein paar lustige Ideen, das hätte ich doch gar nicht erleben dürfen. Ich komme aus einer Zeit, in der Parteiprogramme so dick waren, wie alle Harry-Potter-Bände zusammen. Um über Nacht berühmt zu werden, musste man vor noch nicht allzu langer Zeit wenigstens "irgendwas" können, heute reicht ein guter Server und die Klickbereitschaft einiger Fans. Das ist die mediale Revolution. Brüder zur Sonne, zur Flatrate, herrlich!

Die These Deines Titelhelden ist, dass die Menschheit sich eigentlich nur wie ein Hase verhalten müsste, um glücklich zu werden – aber schließlich erkennt Jochen, dass sich die Probleme der Menschheit nicht durch Hasen-Lösungen beheben lassen. Was wäre denn Dein Tipp zur Rettung der Menschheit?

Im Unterschied zu Jochen glaube ich, das Nachdenken bei so ziemlich allem hilft, sogar bei der Lösung von Problemen. Aber der einzig wirklich vernünftige Tipp zur Rettung der Menschheit, wäre die konsequente Abschaffung der Menschheit. Darüber sollten wir aber erst nachdenken, wenn all die, die wir lieben, nicht mehr sind. Dazu gehören auch wir! 

Günther Jauch wird in „Jochen“ zu einer glorreichen Ikone der Fernsehlandschaft stilisiert. Jochen, Dein Hasenheld, bezeichnet  ihn als „famosen Mann des Fernsehens“. Woher kommt diese Jauch-Sympathie? Hast Du ihn jemals getroffen?

Ach, dieser Roman ist unter anderem auch der unverschämte Versuch endlich ein Gespräch zwischen ihm und mir zu provozieren.

Seit ein paar Tagen ist „Jochen“ nun im Handel erhältlich. Ist man nach mehreren Romanen und etlichen Drehbüchern überhaupt noch nervös, bevor etwas veröffentlicht wird?

Nervös werde ich immer, wenn die Quote oder die Umsatzzahlen nicht stimmen.

Hast Du die Kritiken zu „Jochen“  gelesen, oder sind Dir die Pressestimmen egal?

Der einzig wirklich vernünftige Tipp zur Rettung der Menschheit, wäre die konsequente Abschaffung der Menschheit.

Nein, Kritiken sind mir nicht egal. Ich google alles. Auch Blogs. Alles! Netterweise habe ich zum Thema Jochen bislang nur sehr wohlwollende Rezensionen gefunden, die anderen würde ich dann gerne geflissentlich übersehen.

Wer sind Deine literarischen Vorbilder?

Da sie alle noch leben, behalte ich sie für mich, um ihnen nicht unnötig zu schmeicheln. (lacht)

Was ist Dein nächstes großes Projekt? Werden wir Jochen in einer Fortsetzung wieder begegnen?

Jetzt mache ich erst mal einen Kinofilm und dann erscheint ja bald schon wieder ein Roman von mir, den ich aber nicht alleine geschrieben habe, sondern mit einem Kollegen. Oliver Welter und ich haben da eine ziemlich interessante Figur kreiert. Inka Luhmann, eine Kommissarin im Sauerland, die natürlich auch ein Tier besitzt, einen Hund, der Böse heißt... mehr dazu dann im Mai.

Die Inselfrage: Welche fünf Bücher würdest Du mitnehmen?

Fünf Bücher, die ich nicht verstehe, damit ich langfristig etwas zu tun haben.

Was liest Du grade privat?

„Luftholen“ von Oliver Wnuk und eine Graphic Novel über meinen Alltime-Hero Johnny Cash.

Gibt es noch etwas, das Du unbedingt mitteilen möchtest?

Nein, ich habe alles aufgeschrieben. Was noch fehlt, wird kommen!

Wir verlosen zwei Exemplare von „Jochen oder die Nacht des Hasen“. Einfach folgende Frage an gewinnspiel@stadtmagazin.com beantworten: Woher bekam Autor Michael Gantenberg die Inspiration für seinen neuen Roman „Jochen oder die Nacht des Hasen“? Einsendeschluss ist der 31. März 2013. Teilnahme ab 18 Jahren. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.