Maria Steinmetz

Filmemacherin & Animationskünstlerin

von Portrait von Karoline Sielski Karoline Sielski
Veröffentlicht am 29. Mai 2012

Erzählen Sie doch bitte etwas über sich selbst – wo wurden Sie geboren?

Ich wurde in Brjansk (Russland) geboren und bin mit 5 Jahren nach Sankt-Petersburg umgezogen. Dort habe ich 10 Jahre verbracht, bis ich in 1995 zusammen mit meiner Familie nach Berlin immigrierte. Berlin wurde für mich meine zweite Heimat.

Wie sind Sie zu Ihrer Berufung gekommen?

Eigentlich habe ich mich immer für die Malerei interessiert, und mich erfolglos an mehreren Kunsthochschulen beworben.

Animation habe ich eher mit Cartoons und Kinderserien assoziiert

Animation habe ich eher mit Cartoons und Kinderserien assoziiert und deshalb nicht so ernst genommen. Bis ich eines Tages eine Studentin der Filmhochschule HFF „Konrad Wolf“ kennengelernt habe. Sie hat mich zu einer Präsentation in ihrer Schule eingeladen, und dort habe ich für mich Animation als Kunstform mit unglaublichen Ausdrucksmöglichkeiten entdeckt. Ich habe intensiv angefangen, meine Mappe für die Bewerbung an HFF vorzubereiten und bekam dort 2005 einen Platz.

Was macht Ihre Arbeit aus – wie sieht Ihr Alltag aus?

Zurzeit arbeite ich zu Hause. Deshalb sieht bei mir jeder Arbeitstag anders aus. Manchmal setzte ich mich gleich morgens früh an die Arbeit, manchmal spät abends. Manchmal arbeite ich am Computer, manchmal am Zeichentisch.

Sie haben 2011 beim "kurzundschoen - bewegegte Bilder - internationaler wettbewerb für junge kreative" den Preis für Animationsfilm mit "Wechselbalg" gewonnen. Erzählen Sie uns bitte kurz etwas zu Ihrem Film.

Es ist eine Verfilmung des gleichnamigen Märchens von Selma Lagerlöf über ein Ehepaar, dem ein Trollkind unterschoben wurde. Der Film ist in einer Mischtechnik aus klassischer Zeichentrick- und 2D Computeranimation gemacht.

Wie sind Sie darauf gekommen, "Wechselbalg", das Märchen der schwedischen Autorin Selma Lagerlöf, filmisch zu interpretieren?

Ich habe dieses Märchen zum ersten Mal als Kind gelesen und war von dem sehr beeindruckt. Schon am Anfang meines Studiums habe ich mir überlegt, dass es ein interessanter Stoff für einen Animationsfilm sein könnte. Diese Idee reifte in mir, bis ich dann mich festentschlossen habe „Den Wechselbalg“ als Teil meiner Diplomarbeit zu verfilmen. Während der Arbeit habe ich noch erfahren, dass Selma Lagerlöf ihre Geschichte auch verfilmen wollte, und sich damit an den Regisseur Victor Sjöström wendete, der andere Geschichten von ihr bereits verfilmt hatte. Dazu kam es aber nicht. Das hat mich noch mehr motiviert, an dem Film zu arbeiten.

Was hat sich seitdem in Ihrem Leben verändert?

Dank vielen Festivals, die meinen Film in ihr Programm genommen haben, bin ich viel gereist und habe viele schöne Städte gesehen.

Wie war es in Cannes für Sie?

Ich habe dort eine schöne Zeit gehabt. Als Regisseur wird man von dem Festivalteam dort richtig verwöhnt.

Als Regisseur wird man von dem Festivalteam dort richtig verwöhnt

Auch die Stadt hat mir sehr gefallen. Ich glaube, ich habe noch nie so viele Menschen in Abendkleider und Smokings draußen auf der Straße gesehen. Es schafft eine sehr feierliche Athmosphäre.

Auch dieses Jahr findet der kurzundschoen-Wettbewerb wieder statt. Werden Sie ihn verfolgen? Was raten Sie anderen jungen Kreativen?

Ich bin sehr gespannt, welche Filme in diesem Jahr zu den Preisträgern gehören werden. Ich habe selbst einmal einen schönen Rat von einem erfahrenen Regisseur bekommen, dem ich immer folge und den ich gerne weiter gebe: man soll keine Eile haben, modisch zu sein.

Mut zum Experimentieren zu haben

Ich finde, wichtig ist, sich treu zu bleiben, an sich zu glauben und Mut zum Experimentieren zu haben.

Was ist Ihr nächstes Projekt?

Es wird wieder ein Animationsfilm, in dem die Themen Vergewaltigung und Rache, Liebe und Hass behandelt werden. Ich bin aber noch ganz am Anfang des Weges.

Wenn Sie einen anderen Beruf hätten wählen müssen, welcher wäre das? Oder welche andere Berufswahl wäre eine Alternative für Sie?

Es gibt viele Berufe, die ich sehr interessant finde und gerne ausprobiert hätte. Z.B. Marionettenspielerin, Buchillustratorin oder Fotografin. Wenn ich aber was ganz anderes machen müsste, dann hätte ich mich für die Bibliothekarin entschieden.

Mit was kommen Sie gar nicht zurecht – sei es im Beruf oder privat?

Mit der Lüge und der Doppelzüngigkeit.

Wie lautet Ihr Lebensmotto?

Eile mit Weile.

Wie würden Sie sich selbst beschreiben?

Rundes Gesicht, blaue Augen…. Ich glaube, ich kann mich als ein richtiger Familienmensch bezeichnen. Ich bin gerne zu Hause, koche gern und gehe nicht so oft aus. Ich lese lieber ein Buch oder gucke einen schönen Film, wenn ich freie Zeit habe.

Was würden Sie tun, wenn Sie nur noch einen Tag zu leben hätten?

Ich würde ein großes Fest für meine Familie und meine Freunde machen, viel leckeres Essen kochen, singen und tanzen.

Welche magische Kraft hätten Sie gerne, wenn Sie eine wählen könnten?

Am liebsten würde ich alle Sprachen der Welt beherrschen

Am liebsten würde ich alle Sprachen der Welt beherrschen.

Wer oder was ist Ihnen im Leben am Wichtigsten?

Es hört sich banal an, aber meine Familie und meine Arbeit sind mir am wichtigsten.


 

Maria Steinmetz