Luciano Marziali

Musiker, Gitarrist, Lehrer

von Portrait von Arzu A. Kayvani Arzu A. Kayvani
Veröffentlicht am 5. Mai 2012

Erzähl uns doch bitte etwas über Dich selbst, Deine Familie. Wo wurdest Du geboren?

Ich komme gebürtig aus Bergamo, einer Stadt in der Nähe von Mailand in Norditalien. Mit 21 Jahren bin ich dann nach Deutschland gezogen. Meine Eltern waren Gymnasiallehrer. Mein Vater hat immer nebenbei mit Holz gearbeitet und hat so eine große Fähigkeit entwickelt, dass er sich nach der Pensionierung im Instrumentenbau spezialisiert hat. Er hat bis jetzt zwei Konzertgitarren, ein Modell aus der Mitte des 19. Jahrhunderts und eine 7-saitige Gitarre, mehrere Lauten, zwei Spinetten und sogar eine Drehleiher gebaut! Er restauriert regelmäßig historische Instrumente, u.a. Harfen, Klaviere und Cembali. Meine Mutter unterstützt ihn voll und ganz. Sie sorgt für ihn und sie macht nie Stress!

Was macht Deine Arbeit aus – wie sieht Dein Alltag aus?

Meine Arbeit besteht aus verschiedenen Tätigkeiten, die mehr oder weniger parallel laufen. Ich konzertiere regelmäßig, unterrichte und produziere Gitarrenaufnahmen als Tontechniker. Ich habe in dem Sinn deshalb gar keinen Alltag! An den Unterrichtstagen (3 mal die Woche) über ich in der Regel vormittags ein paar Stunden, esse etwas und dann fahre ich zur Musikschule, in der ich bis abends beschäftigt bin. An den anderen Tagen übe ich den kompletten Vormittag (bis zu vier Stunden) und nach der Mittagspause erledige ich die Büroarbeit und die Alltagsarbeiten. Wenn ich wegen Konzerten unterwegs bin, sieht mein Tag immer ganz unterschiedlich aus, je nach dem, ob ich weit weg reisen muss oder ob ich in der Nähe spielen muss. An solchen Tagen versuche ich immer, wenn möglich, lange zu schlafen, den Tag ganz ruhig anzugehen, ganz entspannt das Programm des Abends durchzuspielen und mich vor allem mental auf das Konzert vorzubereiten. Ansonsten unterrichte ich einige Stunden privat und versuche regelmäßig, etwas Sport zu treiben und Salsa tanzen zu gehen!

"Versuche glücklich zu sein, damit Du Gutes auf dieser Welt bewirkst"

Was ist Dein nächstes Projekt?

Ich komme gerade aus Italien zurück, wo ich zwei sehr erfolgreiche Solokonzerte gegeben habe. Da ich gerade als künstlerischer Leiter die Konzertreihe Italienische Kölner Gitarrentage 2012 in Zusammenarbeit mit dem italienischen Kulturinstitut Köln veranstalte, bin ich jetzt damit  beschäftigt. Der nächste Termin findet am 11. Mai mit Adriano Del Sal, einem der besten Gitarristen Italiens, im Italienischen Kulturinstitut und ich werde an dem Abend einerseits den Künstler betreuen und anderseits ihn dem Publikum vorstellen und seine Kommentare über sein Programm auf Deutsch übersetzen. Ende Mai werde ich wieder in Italien für einen Meisterkurs sein. In Köln werde ich voraussichtlich erst am 23. Juni in der wunderschönen St. Georg Kapelle in Köln-Weiss ein Solokonzert geben.

Wie lautet Dein Lebensmotto?

Versuche glücklich zu sein, damit Du Gutes auf dieser Welt bewirkst.

Wie würdest Du Dich selbst beschreiben?

Eine komische Mischung zwischen einem Italiener mit einem bißchen deutscher Mentalität und einem Deutschen mit viel italienischer Lebensfreude!

Was würdest Du tun, wenn du nur noch einen Tag zu leben hättest?

Ich würde mich auf jeden Fall darum kümmern, dass meine neue Aufnahme veröffentlicht wird und allen meinen Mitmenschen sagen, wie doll ich sie liebe!

"Ohne meine Gitarre kann ich einfach nicht leben"

Welche magische Kraft hättest Du gerne, wenn Du eine wählen könntest?

Es kling vielleicht ein bißchen banal, aber ich hätte gerne die Kraft, das Böse aus dieser Welt zu verjagen. Die Musik besitzt schon einen großen Teil solcher Kraft, aber leider reicht dieser Teil überhaupt nicht aus...

Gibt es etwas, ohne das Du nicht leben kannst?

Dies ist eine relativ selbsverständliche Frage, wenn sie einem Musiker gestellt wird. Ihr müsst wissen, dass ich mit einer Gitarre in der Hand lebe, seitdem ich mich daran erinnern kann... Ich denke, dass ich ohne sie einfach eingehen würde!

Gibt es noch etwas, dass Du unbedingt mitteilen möchtest?

Ich möchte einfach darauf hinweisen, dass nicht alles, dass von der Werbung als toll oder einmalig, großartig oder gigantisch präsentiert wird, wirklich das Allerbeste ist. Dies gilt auch und sogar vorallem im Musikgeschäft! Aus diesem Grund möchte ich die Gelegenheit nutzen, um Euch alle einzuladen, kleinere und vielleicht unauffälligere Veranstaltungen zu besuchen. Manchmal kann man dort wirklich Unglaubliches erleben! Es ist mir nicht nur einmal passiert, dass ich Konzerte besucht habe, bei denen ich weder die Künstler noch die Musik kannte (auch wir Musiker können nicht alles kennen!). Viele von diesen Abenden sind mir viel besser in Erinnerung geblieben, als die von bekannten Leuten!


 

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