Lea Streisand

Autorin und Vorleserin

von Portrait von Steffen Kutzner Steffen Kutzner
Veröffentlicht am 10. Juli 2012

Erzähl doch bitte etwas über Dich selbst.

Ich heiße Lea und bin 32 Jahre alt. Ich bin Schriftstellerin und Vorleserin und komme aus Berlin. Ich bin Lesebühnen-Mitglied bei den Surfpoeten und bei Rakete 2000 und habe einen Magister in Neuerer deutscher Literatur und Skandinavistik. Meine Hobbys sind lesen, schreiben, denken und streiten. Ich habe einen festen Freund und keine Haustiere. Mein Lieblingsessen ist Nudeln mit roter Soße.

...die zehntausend Geschichten in meinem Kopf wollen auch noch aufgeschrieben werden. Und... Oh Gott, die Kartoffeln!

Erzähl uns von Deiner Kindheit. Du gehörst zur letzten Generation, die die DDR aktiv miterlebt hat. Abgesehen von einer Mauer weniger - wie hat sich Berlin seit den 80ern verändert?

Na, dass es jetzt so schön bunt hier ist. Der Osten war ja komplett schwarz-weiß, wegen der Mangelwirtschaft. Das sieht man schon auf den Fotos. Häuser, Himmel, alles grau. Es gab auch immer nur Graubrot zu essen. Und Sonntags Graupensuppe.

Mitte Februar ist Dein zweites Buch mit Geschichten erschienen. Es heißt „Berlin ist eine Dorfkneipe“. Worum geht es darin?

Vermutlich irgendwas mit Kindheitstrauma und verdrängter Sexualität...

Sind Deine Geschichten autobiografisch?

http://de.wikipedia.org/wiki/Tod_des_Autors

Was gefällt Dir an Berlin am besten?

Die Berliner.

Lea Streisand

Wer sind Deine literarischen Vorbilder?

Kurt Tucholsky, Jurek Becker, Astrid Lindgren, Erich Kästner, Joachim Ringelnatz, Sigmund Freud,  Stephen King, Johann Wolfgang von Goethe, Robert Gernhardt, Michel Foucault,  Franz Kafka, Wolfgang Kohlhaase, Loriot, William Shakespeare, Stieg Larsson, Bert Brecht, Walter Benjamin, Gebrüder Grimm, Judith Butler, Georg Büchner, Christa Wolf, Henrik Ibsen, Joanne K. Rowling...

Beschreibe Dich selbst in 5 Sätzen oder mit 5 Adjektiven.

Blitzgescheit, bildschön, grundanständig, hochtalentiert und bescheiden.

Wie bist Du zu Deiner Berufung gekommen?

Den Mitschülern gegenüber ist sie hilfsbereit, sollte aber auch deren Meinung anerkennen.

Die Lehrerin hat's befohlen: „Lea konnte ihre Leistungen im zweiten Schulhalbjahr wieder steigern. Sie verfügt über sichere Kenntnisse und ein logisches Denkvermögen. Den Mitschülern gegenüber ist sie hilfsbereit, sollte aber auch deren Meinung anerkennen. Ihr Arbeitstempo sollte Lea steigern. In den Deutsch-Disziplinen zeigt Lea reges Interesse. Sie schreibt kleine Geschichten und versucht sich an Gedichten. Dieses Hobby sollte sie mit Unterstützung des Elternhauses weiterführen. Versetzt nach Klasse 3!“

Wie sieht Dein Alltag als Autorin aus?

Wunsch: Aufstehen, duschen, frühstücken, lesen, denken, schreiben, auftreten, schlafen.

Wirklichkeit: Aufstehen, frühstücken, Termin, denken, Termin, vergessen, Termin, lesen, denken, Termin, schreiben, vorlesen, schlafen.

Wie schwierig war es, als neuer Autor Fuß zu fassen?

Nachdem ich die Jungs alle kastriert hatte, ging's.

Was ist Dein nächstes Projekt?

Ein Roman, ein Kinderbuch und eine Doktorarbeit, die zehntausend Geschichten in meinem Kopf wollen auch noch aufgeschrieben werden. Und... Oh Gott, die Kartoffeln!

Wie lautet Dein Lebensmotto?

Eens ruff mit Schulmappe und Stullntasche! (Oma)

Oder:

Ick hab schon Pferde kotzen sehn, direkt vor der Apotheke. (Auch Oma)

Oder:

Wird schon wern

mitte Mutta Bern.

Mit Mutta Born

is ja ooch jeworn.

Nur die Schmidtn,

die hat jelittn!

Drei Mal hamse jeschnittn

bisse jemerkt ham

dettitt n Holzbeen war.

(Das is nich von Oma, das hat sie geklaut.)

Wenn Du einen anderen Beruf hättest wählen müssen, welcher wäre das?

Ich hab Martin Wuttke in Wien am Flughafen gesehen und er hat mich angelächelt!!

Ich kann doch nix anderes.

Mit was kommst Du gar nicht zurecht – sei es beruflich oder privat?

Ungerechte Fieslinge; arrogante Arschlöcher; Rechtsabbieger, die nich nach Fahrradfahrern gucken; dass mein Mitbewohner immer die Tassen zu den Gläsern stellt, das macht mich irre! Ach so ja, und dann natürlich der Klimawandel und Nahost...

Gibt es noch etwas, das Du unbedingt mitteilen möchtet?

Ich hab Martin Wuttke in Wien am Flughafen gesehen und er hat mich angelächelt!!! (Naja, soweit der Wuttke halt lächelt...)