Itchy Poopzkid

Musiker

von Portrait von Steffen Kutzner Steffen Kutzner
Veröffentlicht am 28. Juli 2012

Erzählt doch bitte etwas über Euch selbst.

Panzer: Hallo! Wir sind Itchy Poopzkid aus Eislingen an der Fils. Wir machen Gitarrenmusik, sind 11 Jahre alt und unsere Hobbies sind Busfahren und Singen. Manchmal machen wir was kaputt, aber das ist selten Absicht. Wir haben unsere eigene Plattenfirma, proben recht ungerne, gehören aber trotzdem zu den Top 50 Livebands der nördlichen Hemisphäre. Da sind wir uns ganz sicher.

Wie seid Ihr zu Eurer Berufung gekommen?

Eigentlich wollten wir Fußballprofis werden, haben dann aber relativ schnell gemerkt, dass sich in der Kreisliga B4 schwer Geld verdienen lässt.

Panzer: Eigentlich wollten wir Fußballprofis werden, haben dann aber relativ schnell gemerkt, dass sich in der Kreisliga B4 schwer Geld verdienen lässt. Das war natürlich erst mal ein harter Schlag, aber aus lauter Verzweiflung haben wir uns dann einfach Instrumente gekauft und so getan als wären wir gute Instrumentalisten. Das funktioniert jetzt schon seit 11 Jahren ziemlich gut.

Ihr habt schon vier Alben raus gebracht. Wann kommt das fünfte?

Sibbi: Das fünfte Album wird, so höre ich grade aus der Regie, Anfang 2013 in die Läden gestellt. Wir haben 'ne große Menge Songs geschrieben, natürlich die Besten die wir jemals geschrieben haben, daraus wählen wir so knapp 15 Lieder aus, nehmen die auf und haben danach wieder einen Grund und eine Ausrede ausgedehnt durch Europa zu Touren.

Ihr tretet oft auf Festivals auf. Betrachtet Ihr Euch als Band, die man live gesehen haben muss oder findet Ihr Euch im Studio besser?

Panzer: Ich finde eine gute Band muss halt beides können. Eine Gruppe, die nur schlechte Lieder schreibt und aufnimmt kann auch niemals eine gute Liveband sein, weil man da ja dann die schlechten Lieder vorsingen muss und das fällt irgendwann auf. Wir haben uns deshalb vor langer Zeit schon vorgenommen, tolle Platte aufzunehmen und die dann auf Konzerten toll zu präsentieren. Wenn du mich jetzt aber fragen würdest, ob mir Studioaufenthalte oder Live-spielen mehr Spaß macht, würde ich doch deutlich auf letzteres verweisen.

Sibbi: Die Abwechslung macht's würde ich sagen.

Eine Gruppe, die nur schlechte Lieder schreibt und aufnimmt kann auch niemals eine gute Liveband sein, weil man da ja dann die schlechten Lieder vorsingen muss und das fällt irgendwann auf.

Letztes Jahr war Euer Song „The Living“ in einem Werbespot von Suzuki zu hören. Wie kam es zu diesem Deal? 

Sibbi: Das kam relativ unspektakulär zu Stande, muss ich gestehen. Da war jetzt kein riesiges Casting, bei welchem wir im Gegensatz zu den anderen 4000 Bands dadurch überzeugen wussten, indem wir uns selbst in Brand steckten und brennend das besagte Lied rückwärts intonierten. Nein, Suzuki hat einfach bei uns angefragt, ob sie unser Lied für die Werbung benutzen dürfen. Da Suzuki in den letzten Jahren durchaus auch kredibil im Rockbereich gearbeitet hat und die Firma außerdem keine Damenbinden herstellt, waren wir sehr geschmeichelt von der Anfrage und haben „Ja“ gesagt. Danach haben wir uns in Brand gesteckt und das besagte Lied rückwärts intoniert. Aber nur privat im Proberaum.

Was bedeutet Euer Bandname?

Panzer: Der bedeutet nichts. Aber kennst du die Band „Taproot“? Die heißen übersetzt „Pfahlwurzel“. Ich finde manchmal ist es besser keine Bedeutung zu haben.

Wie sieht Euer Alltag aus?

Panzer: Meiner ist eigentlich recht schön.

Sibbi: Wenn wir nicht auf Tour sind oder im Studio, esse ich sehr gerne. Naja, eigentlich esse ich im Studio und auf Tour ja auch sehr gerne. Aber im Tourbus kocht es sich schlecht. Das war jetzt wohl eher eine sinnlose Antwort.

Itchy Poopzkid

Ihr schreibt Eure Texte selbst. Woher kommt Eure Inspiration?

Sibbi: Ich glaube, man wird automatisch durch alles, was man so erlebt und mitbekommt, und all den Dingen denen man sich tagtäglich aussetzt, inspiriert. Das fließt dann wie von selbst in die Musik und die Texte ein. Deshalb kann man da jetzt nichts Spezielles rausheben. Wenn jemand ein Jahr lang in der Wildnis lebt und nur Mundharmonika spielt, dann wird er ein anderes Album schreiben, als wenn er zu Hause geblieben wäre.

Wie schwierig war es, als neue Band Fuß zu fassen?

Durch das Internet und der generellen Wandlung der letzten Jahre ist alles viel schnelllebiger geworden und somit viel schwerer für neue Bands, langfristig interessant zu bleiben.

Sibbi: Also leicht ist das nicht. Und es wird leider auch nicht leichter für neue Bands. Durch das Internet und der generellen Wandlung der letzten Jahre ist alles viel schnelllebiger geworden und somit viel schwerer für neue Bands, langfristig interessant zu bleiben. Man muss schon sehr hart dafür arbeiten, einen langen Atem und viel Willen haben und immer am Ball bleiben. Wir haben einfach von Anfang an versucht, so viel wie möglich live zu spielen und haben auch von Anfang an alles auf eine Karte gesetzt. Das ist wahrscheinlich dumm und riskant, aber immerhin ist es jetzt schon viele Jahre aufgegangen und wir haben tolle Sachen erlebt und leben immer noch unseren Traum.

Ihr macht Punkrock, seid aber trotzdem in den Charts gewesen. Wie steht es mit dem Mainstream im Punk-Business - seid Ihr manchen Eurer Fans zu „kommerziell“?

Panzer: (lacht) Das klingt ja fast anklagend: „Ihr seid in den Charts gewesen!“ – Im Endeffekt ist es halt so, dass wir zuhause sitzen und Lieder schreiben, die uns persönlich gut gefallen. Dann pressen wir die auf CD und Schallplatte und stellen die in die Läden und ich muss zugeben, dass ich mich sehr darüber freue, wenn das die Leute kaufen, gut finden und dann auf unsere Konzerte kommen um Spaß zu haben. Ich wüsste jetzt nicht wofür man sich da schämen sollte.

Mit „Why Still Bother“ habt Ihr Euch für den Schutz von Walen und Delfinen eingesetzt. Das klingt so gar nicht nach der Scheißdrauf-Einstellung, die die Punkbewegung in den 80ern auszeichnete. Wurde der Punk kastriert, oder ist Punksein einfach nicht mehr so „extrem“ wie früher?

An einer „Scheiß auf alles“-Einstellung konnte ich sowieso noch nie irgendetwas Bewundernswertes finden.

Panzer: Also wir sind erstmal keine Klischee-Punks mit 12-Zentimeter langen Killernieten auf der vollgemalten Lederjacke und in zweiter Linie hatte Punkrock für mich schon immer was mit Protest, Engagement und etwas-auf-die-Beine-stellen zu tun. An einer „Scheiß auf alles“-Einstellung konnte ich sowieso noch nie irgendetwas Bewundernswertes finden. Für uns sind Wale und Delfine einfach unglaublich faszinierende Lebewesen und nachdem wir uns ausführlich mit dem Thema beschäftigt hatten, wussten wir, dass wir da nicht tatenlos zusehen wollen. Wir haben daraufhin zusammen mit der Tierschutzorganisation WDCS die Kampagne „Sonar Sucks“ ins Leben gerufen. Ihr könnt ja mal reinschauen: www.sonarsucks.com

Unterstützt Ihr auch andere gemeinnützige Projekte?

Sibbi: Privat hat der ein oder andere noch einige Dinge die er unterstützt, als Band versuchen wir allerdings lieber alle Kraft und Energie auf eine Sache zu konzentrieren, weil es dann einfach leichter ist, etwas zu bewirken.

Wenn Ihr einen anderen Beruf hättet wählen müssen, welcher wäre das?

Panzer: Wenn das mit der Musik nicht geklappt hätte, hätte ich ganz sicher weiter versucht in der Kreisliga B4 den Status als Profifußballer zu erlangen. So schlecht war ich nämlich dann auch wieder nicht!  Einmal hab ich zwei Tore in einem Spiel geschossen und ne rote Karte wegen Schiedsrichterbeleidigung („Sie Arschloch!“) bekommen.

Sibbi: Dabei finde ich es sehr höflich, dass Du ihn sogar mit Sie angeredet hast. Ich finde, das kann man nicht zu hoch anrechnen.