Friederike Behrends

Medienunternehmerin

von Portrait von Karoline Sielski Karoline Sielski
Veröffentlicht am 8. Mai 2012

Friederike Behrends, erzählen Sie uns doch bitte etwas über sich selbst.

Friederike Behrends: Ich wurde in Hannover geboren. Meine Mutter ist studierte Chemikerin, und mein Vater ist Wirtschaftsprüfer- und Steuerberater. Meine Schwester, und ich habe nur eine Schwester, ist auch im Medienbereich tätig. Da heißt, wir sind eigentlich zwei Medienschwestern.

Da Sie schon langjährig im Online- und Mobilebereich tätig sind und auch auf vielfältige Erfahrungen zurück blicken können – wie sind Sie eigentlich zu Ihrer Berufung gekommen?

"...die Zusammenführung zwischen dem damaligen ostdeutschen Rundfunk und dem RIAS miterleben dürfen..."

Friederike Behrends: Ich würde das anders benennen. Ich bin langjährig im Online- und Mobilebereich tätig, aber interessiert hat mich immer der gesamte sogenannte „Medienbereich“ und dies zu einer Zeit als dies noch nicht so „in“ war. Als Jurastudentin bin ich während meines Studiums schon beim Süddeutschen Rundfunk gewesen, um dort praktische Erfahrungen zu sammeln. Ebenso tätig war ich beim Senator für Kulturelle Angelegenheiten in Berlin, der u.a. auch in seinem Zuständigkeitsbereich die Filmfestspiele, aber auch andere kulturelle und medienaffine Bereich hat. Der Medien- und Kulturbereich hat mich damals schon interessiert, inbes. immer die Verbindung Projekte, Inhalte und wirtschaftliche Grundlagen bzw. deren Optimierung. Ich war gerade mit meinem Studium fertig, als die Mauer fiel. Dann habe ich mich blind beim RIAS (Rundfunk im amerikanischen Sektor, Anm. d. Red.) beworben, da ich den RIAS vor allem gerade in der Zeit für eines der spannensten Unternehmen hielt. Ich war beim RIAS und dann beim Deutschlandradio tätig und habe praktisch die Zusammenführung zwischen dem damaligen ostdeutschen Rundfunk und dem RIAS miterleben dürfen, was dann zu Deutschlandradio wurde. Ich hatte die Chance auch gleich im ersten neuen Job in verantwortungsvoller Position in die Rundfunkorchester und Chöre GmbH einzusteigen, in der damals die Klangkörper aus dem damaligen DDR Rundfunk und dem RIAS (Deutsches Sinfonie Orchester Berlin, Rundfunk- Sinfonieorchester Berlin, Rundfunkchor Berlin, RIAS Kammerchor und die RIAS Big Band) zusammengeführt wurden. Was mir viel Spass gemacht hat, war der Aufbau dieser neuen Gesellschaft, die Schaffung von Grundlagen und Rahmenbedingungen. Was mich einfach treibt in meinem Leben sind Herausforderungen anzunehmen und etwas zu gestalten, z.B. etwas neu auf- oder umzubauen und daraus auch etwas Tragfähiges und langfristig Überlebensfähiges zu machen - was letztendlich kommerziell bzw. wirtschaftlich auch eine Zukunft hat. Das war damals so und das wird auch weiterhin so sein. Deshalb gibt es für mich auch keine Berufung, sondern ich hatte bisher immer das Glück auf interessante Menschen und Projekte zu treffen, die mich in die nächste Aufgabe geführt haben, bei dem ich meine bisherigen Erfahrungen einbringen und anwenden konnte. Von DeutschlandRadio ging es zur Grundy UFA, einer der erfolgreichsten Fernsehproduktionsunternehmen, danach zur neu gegründeten BILD. T-Online und dann zur ebenfalls neu strukturierten WDR mediagroup digital. Interessant war immer das Thema, wie aus etablierten Strukturen im Kultur- bzw. Print- , Fernseh- oder im Online- und Mobilebereich, etwas wirtschaftlich Tragfähiges geschaffen oder weitergeführt werden kann. Die neuen Medien erfordern dabei meist neue oder veränderte Struktruren, und brechen oft alte Muster auf. Diesen Weg zu gestalten und zu begleiten, das kennzeichnet meinen Weg. Ich glaube, der Weg ist das Ziel. So bin ich ja nicht nur in der Online- und Mobilebranche, sondern bisher in klassischen Medien gerade in der Vernetzung der Welten von klassischen Bereichen und sogenannten Neuen Medien seit langen Jahren tätig. Ich bin ein sehr leidenschaftlicher Mensch und ich liebe meinen Beruf.

"Ich glaube, der Weg ist das Ziel."

Wenn Sie ihren Alltag beschreiben müssten – sie haben eigentlich keinen typischen Alltag, oder?

Friederike Behrends: Nein, habe ich nicht. Ich habe keinen typischen Alltag. Ich kann nur wiederholen, was mich treibt, sind gemeinsamen  Ziele, zu erreichen, d.h. gemeinsam leidenschaftlich an einer Sache zu arbeiten, ein Team zu motivieren, Erfolge gemeinsam zu erleben, aber auch Niederlagen gemeinsam zu meistern, das ist ein Ansporn. Bei der Leitung von großen Unternehmen ist kein Tag ist wie der andere - auch wenn es natürlich feste Termine und Strukturen gibt. Der Alltag kann manchmal auch ganz unspektakulär sein. Aber es gibt immer ein Ziel, nämlich einfach das Beste zu erreichen.

Wie ist Ihrer Einschätzung nach die Perspektive im Online- und Mobile-Geschäft? Wo geht es speziell für den Standort Köln und NRW hin?

"Es gibt hier in NRW ganz viel Potenzial im Online-und Mobilebereich."

Friederike Behrends: Es gibt hier in NRW ganz viel Potenzial im Online- und Mobilebereich, es gibt viele Unternhemen und auch ganz viel kreatives Potenzial. Was mir manchmal fehlt ist eine Bündelung dessen. Ich finde auch, dass die Filmstiftung unter der Leitung von Petra Müller auf einem guten Weg ist, weil sie sich anders positioniert hat, als nur reine Filmstiftung zu sein und sich auch auf den Onlinebereich mehr fokussiert hat. Es gibt hier ganz viel Potenzial, da hier auch viele große Medienunternehmen und Agenturen sind. Um hier einen Anstoß zu geben, haben wir hier in Köln eine Initiative gegründet, Web De Cologne, mit RTL interactive, denkwerk und pixelpark, kalaydoo, DuMont. Aber  auch das und andere bemerkenswerte Initiativen werden noch zu wenig gebündelt.

Gibt es ihrer Meinung nach aktuell noch andere signifikante Bewegungen in diesem Bereich hier in NRW?

"Ich glaube, dass NRW auf einem guten Weg ist."

Friederike Behrends: Ich glaube, dass NRW auf einem guten Weg ist. Ich glaube auch, dass durch die gamescom und die Entwicklung, die gerade die Filmstiftung nimmt, die sich z.B. durch die Einrichtung der neuen Fördermöglichkeit für neue audivisuelle Möglichkeiten mehr über Online, neue Themen wie Games und Cross-Media und neue audiovisuelle Inhalte entwickelt, ganz viel passiert. Was ich mir wünsche ist eben, nicht immer im eigenen Saft zu schwimmen, sondern auch ein bisschen mehr Marketing nach außen. Außerhalb von NRW bekommen viele von den Möglichkeiten, den vielfältigen Unterstützungen und auch vielen kreativen, kleinen Unternehmen, nichts mit. Dies fängt schon im Kleinen an, d.h. schon außerhalb von Köln gibt es zu wenig Vernetzung mit Unternehen aus NRW. Es gibt hier tolle Leute und Projekte, aber es gibt hier zu wenig Marketing, für das, was sowohl in Köln, aber vor allem auch in ganz NRW stattfindet.

Im Gegesatz zu zum Beispiel…?

Friederike Behrends: Im Gegensatz z.B. zu Hamburg oder im Gegensatz auch zu Berlin, oder im Gegensatz manchmal auch zu München.

Was ist Ihr nächstes Projekt?

Friederike Behrends: Mein nächstes Projekt ist mein Umzug nach Berlin. Leider.

Wie lautet Ihr Lebensmotto?

„Let the flow go“

Friederike Behrends: Mein Lebensmotto lautet  „Let the flow go“. Dies ist nicht reaktiv gemeint, sondern es bedeutet einfach sich den Gegebenheiten und Möglichkeiten zu öffnen und  das Beste daraus zu machen. „Geht nicht- gibt’s nicht“. Ich bin ein positiv denkender Mensch  und finde es sehr bereichernd sich den Anforderungen, die einem das Leben bietet, auch immer zu stellen und mit diesen umzugehen.

Sie passen sich also jetzt an, in dem Sie nach Berlin gehen?

Friederike Behrends: Nein, ich würde nicht sagen, dass ich mich anpasse. Ich will schon lange wieder mal nach Berlin und das liegt auch gar nicht daran, dass ich in Köln nicht glücklich war oder bin, sondern dass ich jetzt erst einmal wieder nach Berlin gehen möchte. In NRW werde ich aber weiterhin tätig sein. Ich liebe Berlin, aber ich liebe auch NRW. NRW und Berlin lassen sich gut verbinden.

Wie würden Sie sich selbst beschreiben?

Friederike Behrends: Ich würde mich selbst als sehr durchsetzungsstark, sehr leidenschaftlich, neugierig aber auch sehr fokussiert bezeichnen.

Wenn Sie einen anderen Beruf hätten wählen müssen, welcher wäre das? Oder welche andere Berufswahl wäre eine Alternative für Sie?

Friederike Behrends: Ärztin vielleicht. Also ehrlich gesagt, ich hätte mir vieles vorstellen können, vielleicht auch etwas im kreativen Bereich, aber Ärztin wäre auch schon etwas. Weil ich sehr gerne mit Menschen zu tun habe, ich helfe sehr gerne Menschen, auch gerade denen, die vielleicht benachteiligt sind und ich interessiere mich auch sehr für Naturwissenschaften.

Mit was kommen Sie gar nicht zurecht – sei es im Beruf oder privat?

Friederike Behrends: Hinterhältigkeit und Verschlagenheit.

Was würden Sie tun, wenn Sie nur noch einen Tag zu leben hätten?

Friederike Behrends: Ich glaube, ich würde mich mit Freunden und Familie zusammen an einen großen Tisch setzen, etwas zusammen kochen, zusammen essen und zusammen feiern.

"Menschen mit Herz."

Wer oder was ist Ihnen im Leben am Wichtigsten?

Friederike Behrends: Menschen mit Herz.

Gibt es zusätzlich etwas, für das Sie sich engagieren? Sie sind ja sowieso schon sehr engagiert…

Friederike Behrends: Ja, für benachteiligte Menschen, für die engagiere ich mich auch sehr. Ich unterstütze unterschiedliche caritative Einrichtungen.

Gibt es noch etwas, dass Sie uns bzw. unseren Lesern unbedingt noch mitteilen möchten?

Friederike Behrends: Ich kann mich nur wiederholen - ich glaube, dass hier in NRW viel Potenzial ist, und ich würde mich freuen, wenn ich weiterhin dabei unterstützen kann, das Beste für die Region herauszuholen.