Ehrlich Brothers

Illusionisten

von Portrait von Steffen Kutzner Steffen Kutzner
Veröffentlicht am 28. Dezember 2012

Erzählt doch bitte etwas über Euch selbst.

Andreas: Wir wurden beide in Herford geboren, leben aber heute in Bünde - bei Herford. Ich habe eine Frau und drei Kinder; bei Chris darf spekuliert werden.

Was ist die korrekte Bezeichnung? Zauberkünstler? Illusionist? Magier?

Chris: Zauberkünstler klingt ein bisschen nach Kleinkunst, Magier hingegen klingt sehr düster. Wir bezeichnen uns am liebsten als Illusionisten.

Wann habt Ihr angefangen, Euch für Zaubertricks zu interessieren?

Chris: Andreas war acht Jahre alt, als er sich zu Weihnachten nichts sehnlicher gewünscht hat als einen Zauberkasten. Er hat ihn sich so sehr gewünscht, dass er vor Heiligabend bereits im Schlafzimmerschrank seiner Eltern danach gesucht hat und fündig geworden ist. Der größte Trick war dann wohl der, dass er am Heiligabend nach Auspacken des Zauberkastens schon die Hälfte der Tricks perfekt beherrschte. (lacht)

Andreas: Chris musste als jüngerer Bruder häufig als „Assistentin“ herhalten. Sein Fieber für die Magie stoppte abrupt, als Andreas Chris schweben ließ; und zwar auf einer selbst gebauten Papp-Konstruktion, die in sich zusammenfiel. Chris musste mit Platzwunde ins Krankenhaus eingewiesen werden und wollte für längere Zeit nichts mehr mit Magie zu tun haben. Später, während eines Schüleraustauschs in Frankreich stellt er fest, dass die Magie eine tolle Art war, mit Mädels ins Gespräch zu kommen – da war das Fieber für die Magie neu entfacht. (lacht)

Chris musste mit Platzwunde ins Krankenhaus eingewiesen werden und wollte für längere Zeit nichts mehr mit Magie zu tun haben.

Im Moment tourt Ihr mit „Magie – Träume erleben“ durch Deutschland. Worum geht es in dem Programm?

Chris: Um die Träume unserer Zuschauer. Wir zeigen, wie Träume wahr werden können. Wir vermehren zum Beispiel das Geld von Zuschauern, ziehen uns innerhalb eines Wimpernschlags komplett um - vom Schlabberlook zum Showoutfit - oder pflanzen gemeinsam mit einem Kind einen Orangenkern in die Erde und lassen daraus innerhalb von Sekunden einen kompletten Orangenbaum wachsen.

Ihr habt sicherlich ein breites Repertoire. Wie entscheidet Ihr, welcher Trick mit ins Bühnenprogramm kommt und welcher nicht?

Andreas: Ganz einfach: die besten Illusionen die wir im Laufe der Jahre entwickelt haben, sind mit im Programm dabei.

Ehrlich Brothers

Welcher ist Euer Lieblingstrick?

Andreas: Mein Lieblingskunststück ist das, bei dem sich mein Bruder in einen Feuerball verwandelt und über die Köpfe der Zuschauer hinwegfliegt.

Chris: Mein Lieblingskunststück ist das Bahnschienen-Verbiegen und die Illusion, bei der wir es aus unseren Händen schneien lassen und ein Schneegestöber auf der Bühne entfachen.

Wie sieht Euer Alltag aus, wenn Ihr nicht auf Tour seid? Probt Ihr standing das Zersägen von jungen Frauen?

Chris: Mit unserem Team entwickeln wir viele neue Illusionen gleichzeitig. Das dauert zum Teil drei bis fünf Jahre von der ersten Idee bis zur fertigen Illusion. 

Wie entwickelt Ihr neue Tricks?

Andreas: Häufig haben wir nachts einen Traum, aus dem die ersten Ideen stammen. Wir sprechen dann tagsüber darüber und überlegen, ob wir diesen Traum irgendwie auf die Bühne bringen können – als ergreifende Illusion.

Angeblich hat schon David Copperfield bei Euch wegen ein paar Tricks angefragt. Ist es üblich, seine Nummern zu teilen?

Chris: Wir haben bisher alle unsere Geheimnisse für uns behalten. Selbst bei uns im Team weiß niemand über alle Illusionen Bescheid. Bei David sind wir aber zu einer Ausnahme bereit. Mal schauen, wie unsere Verhandlungen ausgehen.

Mein Lieblingskunststück ist das, bei dem sich mein Bruder in einen Feuerball verwandelt und über die Köpfe der Zuschauer hinwegfliegt.

Herrscht unter Illusionisten große Konkurrenz oder würdet Ihr Blaine und Copperfield zu einem Bier einladen?

Andreas: Ein Bier ist immer gut und kann in überschaubarer Dimension sehr inspirierend sein. (lacht) Wir gönnen anderen ihren Erfolg und freuen uns mit ihnen.

Lässt sich mit Zauberei tatsächlich Geld verdienen, wenn man nicht grade große Hallen füllt? Kann man seine entwickelten Tricks bspw. verkaufen?

Chris: Wie viel ein Kunststück wert ist, kann man pauschal nicht sagen. Das ist so wie bei einem Songwriter: der weiß vorher auch nicht, ob sein Song ein Flop wird oder Welterfolg. Das weiß man häufig erst nachher.

Wenn Ihr im kleinen Kreis gebeten werdet, einen Trick aufzuführen, welchen macht Ihr dann?

Andreas: Gerne die Geldscheinverwandlung. Sie ist sehr puristisch. Da braucht man keine große Bühne für. Und außerdem ist es ein Menschheitstraum, sich Geld zaubern zu können. Ich finde diese Mini-Illusion einfach klasse!

Von den 29 Städten auf Eurer Tour liegen nur vier in den neuen Bundesländern – und eine davon ist Berlin. Wie kommt das? Kommen Illusionisten im Osten nicht so gut an? 

Chris: Allein in Berlin machen wir ja drei Shows. Die Nachfrage war sogar so groß, dass wir eine Zusatzshow anberaumen mussten – am gleichen Tag. Wenn man also nicht die Städte als Grundlage nimmt, sondern die Showanzahl, dann sieht man, dass wir sehr gleichmäßig verteilt auftreten. Wir freuen uns aber, bei einer nächsten Tour eventuell noch mehr Shows anzuberaumen. Mal schauen.

Es ist ein Gefühl, das einen wieder zum Kind macht und genau dieses Gefühl schenken wir unseren Zuschauern in unserer Show.

Eure Meinung zu Harry Potter?

Beide: Ein klasse Typ, der tolle Tricks auf Lager hat. (lacht)

Was ist Euer nächstes großes Projekt?

Andreas: Es gibt viele nationale und internationale Optionen. Wir beenden nun erst einmal die Tour und dann entscheiden wir, was wir als nächstes angehen.

Mit was kommt Ihr gar nicht zurecht – sei es beruflich, oder privat?

Beide: Pessimisten.

Habt Ihr einen weisen Spruch für uns, eine finale Weisheit?

Beide: Wir haben uns beim roten Faden unserer Show an eine Weisheit von Goethe gehalten. Er hat geschrieben: „Das Höchste, wozu der Mensch gelangen kann, ist das Erstaunen.“ Dieses „Erstauntsein“ ist eine wunderschöne Emotion, die man verlernt, je älter man wird. Es ist ein Gefühl, das einen wieder zum Kind macht und genau dieses Gefühl schenken wir unseren Zuschauern in unserer Show.