Der Fall Böse

Musiker

von Portrait von Steffen Kutzner Steffen Kutzner
Veröffentlicht am 9. August 2012

Erzählt doch bitte etwas über Euch selbst.

Wir sind bis auf eine etwas jüngere Ausgabe alle Mitt- bis Endsiebziger mit dem Lebensmittelpunkt Hamburg, wo auch fast alle geboren oder zumindest aufgewachsen sind. Insgesamt haben wir zu siebt fünf Kinder und einen Hund. Unsere ursprünglichen Berufe sind eigentlich recht naheliegend und reichen vom Gitarrenlehrer über Klavierbauer bis hin zum Tonstudiobetreiber.

Wie seid Ihr zu Eurer Berufung gekommen?

Wie wohl die meisten anderen auch. Man probiert Instrumente aus, zieht sich alles rein, was einem in die Hände fällt, gründet in der Schule die ersten Bands und irgendwann trifft man die Leute, mit denen es Klick macht.

Euer Bandname basiert auf einem Low Budget-Film aus den 90ern. Damals habt Ihr den Soundtrack dazu gemacht. Habt Ihr den Film mal gesehen?

Wir haben ihn sogar selbst gedreht. Vielleicht zeigen wir ihn auch noch mal, kurz bevor die Welt untergeht.

Hip Hop ist nicht mehr ganz so angesagt wie früher. Leute wie Coolio würden heute nicht mehr in die Charts kommen. Stattdessen ist wieder Pop angesagt. Ist die Blütezeit des Hip Hop vorbei?

Keine Ahnung, interessiert mich auch nicht wirklich. Außerdem glaube ich nicht, dass man den Zeitgeist in den Charts findet. Und wenn es so wäre, wird mir ziemlich schlecht.

Ich glaube nicht, dass man den Zeitgeist in den Charts findet.

Mitte August erscheint Euer 7. Album „Die ganze Nacht“. Ist man beim 7. Mal immer noch so aufgeregt wie beim ersten Mal?

Ja klar, das wird eher immer schlimmer. Allerdings verliert es auch ein wenig an Zauber, je mehr man vom Musikbusiness mitbekommt.

Wenn man Eure Singleauskopplung „Über der Stadt“ hört, fragt man sich, wieso Ihr nicht viel bekannter seid. Haltet Ihr Euch absichtlich vom Mainstream fern?

Der Mainstream ist ja nur die Spitze des Eisbergs, und für viele Bands erst mal gar nicht relevant. Da muss man schon andere Felder beackern. Wenn man Summe X in die Hand nimmt, gewisse Regeln befolgt und sich den heutigen Formaten unterwirft, hat man es sicher leichter auf RTL2 zwischen zwei Grusel-Soaps gespielt zu werden, wenn man das denn anstrebt und sich den ganzen Tag vor sich selber ekeln will. Musik machen hat für uns eher etwas mit Haltung zu tun. Niemand hat etwas gegen einen hohen Bekantheitsgrad, aber eben nicht um jeden Preis.

Wie sieht Euer Alltag als Musiker aus?

Wenn man nicht gerade unterwegs ist, wie bei jedem anderen auch. Vielleicht sitzt man etwas öfter in der Kneipe.

Was ist Euer nächstes Projekt?

Wenn man Summe X in die Hand nimmt, gewisse Regeln befolgt und sich den heutigen Formaten unterwirft, hat man es sicher leichter auf RTL2 zwischen zwei Grusel-Soaps gespielt zu werden, wenn man das denn anstrebt und sich den ganzen Tag vor sich selber ekeln will.

Wir werden erst mal dieses und nächstes Jahr viel live spielen und schauen, wie die Platte so ankommt und ob das überhaupt jemanden interessiert. Ob wir anschließend mal wieder einen Film machen, ins Ausland reisen oder einfach noch 'ne Platte aufnehmen, steht noch in den Sternen.

Habt Ihr ein Bandmotto?

Nicht wirklich, aber der Satz: “Ach Scheiße, lass' einfach machen!” fällt relativ häufig.

Beatles oder Stones?

Man kann bei beiden nicht viel verkehrt machen, aber mir persönlich liegen eher die Stones.

Wie würdet Ihr Eure Musik und Eure Auftritte beschreiben?

Uns wurde hier und da vorgegehalten, musikalisch ziemlich zwischen den Stühlen zu sitzen, was sicher nicht ganz aus der Luft gegriffen ist. Allerdings kam das immer eher von einigen Radio-und Presse-Menschen, die nichts damit anfangen wollen, wenn sie kein Wort dafür haben. Also fasse ich das mal eher als Kompliment auf. Andererseits wollen wir auch so Musik machen, wie wir sie hören. Nämlich vielfältig und nicht so berechenbar. Auf einem Album kann dieses Sprunghafte schwierig werden und war es auch oft. Live ist das verdammt spannend. Mittlerweile würde ich es als souligen Blues-Punk bezeichnen.

Der Fall Böse

Wenn Ihr einen anderen Beruf hättet wählen müssen, welcher wäre das?

Man muss doch nun wirklich gar nichts.

Mit was kommt Ihr gar nicht zurecht – sei es beruflich oder privat?

Schwierig! Das „Best-of“ wäre wohl der aggressiv-spießige Wichtigtuer, der viel über Dinge redet, von denen er keine Ahnung hat, sein Wort nicht hält und veranwortlich für deutsche TV-Unterhaltung ist und später in Politik oder Wirtschaft wechseln wird.

Man muss doch nun wirklich gar nichts.

Gibt es noch etwas, das Ihr unbedingt mitteilen möchtet?

Nö, ist eigentlich alles gut.