Clint Lukas
Autor von „Das schwere Ende von Gustav Mahlers Sarg“
Veröffentlicht am 15. Mai 2013
In einem früheren Interview mit uns hast Du gesagt, dass Deine Geschichten weitgehend autobiografisch sind. Du hast zum Beispiel mal in einem Hospiz gearbeitet, wie auch Deine Hauptfigur Daniel in Deinem Debütroman „Das schwere Ende von Gustav Mahlers Sarg“. In Prozentzahlen ausgedrückt: Wie viel in Deinem Roman ist tatsächlich so oder so ähnlich geschehen und wie viel ist erfunden?
Das darf ich leider nicht sagen. Paulus Manker würde mich verklagen, die Frauen wären sauer, dass ich so viel plaudere. Und das Ganze würde auch irgendwie an Reiz verlieren.
Deine Hauptfigur kann sich nicht zwischen zwei Frauen entscheiden und zeichnet sich durch ein hohes Maß an Passivität aus; alles fliegt ihr zu. Sogar die Auflösung des Konflikts fällt Daniel einfach so in den Schoß. Warum ist Dein Held so wenig heldenhaft?
Ich habe noch nie eine Situation erlebt, in der ich heldenhaft hätte handeln können. Keine Ahnung, was das sein soll, ein Held. Allerdings habe ich bemerkt, dass einem durchaus viel Gutes zufliegen kann – wenn man nur aufrichtig seines Weges geht. The keyword here is „aufrichtig“…
Zum Ende hin resümiert Daniel: „Dana meldete sich gar nicht mehr. Ich glaubte mehr denn je, dass sie die Frau meines Lebens war. Hätte ich sie halten können, würde ich das vielleicht anders sehen. So aber blieb sie ein Fanal meiner unstillbaren Sehnsucht.“ Das ist eine bittere Erkenntnis. Glaubst Du, Daniel wird mit Carmen, seiner liebestechnischen Notlösung, langfristig glücklich?
Die großen Romantiker komponieren in moll. Das hat nichts Bitteres an sich, sondern liegt in der Natur der Sache. Daniel lernt, dass er so ist, wie er ist. Und dadurch die entsprechenden Frauen anzieht. Ja, ich glaube, er wird glücklich mit Carmen.
„Das schwere Ende von Gustav Mahlers Sarg“ ist - wenn man so will – eine gescheiterte Coming-Of-Age-Story. Daniel hat am Ende nichts dazugelernt und bleibt ein Opfer seiner Sehnsüchte, unfähig, sich aus seiner Lethargie zu befreien. Das schreit förmlich nach einer Fortsetzung. Werden wir Daniel noch einmal begegnen?
Ich habe noch nie eine Situation erlebt, in der ich heldenhaft hätte handeln können. Keine Ahnung, was das sein soll, ein Held.
Oh, ich denke, er hat sehr viel dazugelernt. Zum Beispiel, dass Selbstverwirklichung ihren Preis hat. Daniel zahlt auch jetzt, drei Jahre nachdem er den Film gedreht hat, noch immer seine Schulden ab. Aber er ist stolz darauf, niemals einen Kompromiss geschlossen zu haben. Das ist doch sehr erwachsen, nein?
Deine eigenen Geschichten willst Du nicht verfilmen. Angenommen, jemand will die Filmrechte an „Das schwere Ende von Gustav Mahlers Sarg“ kaufen – erteilst Du sie? Und wen würdest Du Dir als Hauptdarsteller wünschen?
Tom Schilling.
Bisher ist „Coke and Tarts“, der dem Roman beiliegt, Dein einziger Film geblieben. Worum wird es in Deinem nächsten Film gehen?
Nicht ganz: Coke and Tarts ist schon mein zweiter Film. Davor habe ich einen kafkaesken Kurzfilm namens „Heinz“ gedreht. Seit vielen Jahren will ich einen Langfilm machen. Daniels Erfahrungen haben mir nur gezeigt, dass man hier mit Eigenfinanzierung nicht weit kommt. Ich werde also einen anderen Weg finden.
Clint Lukas
Im Moment bist Du Produktionsleiter beim Life Ball in Wien. Ist Deine Autoren- und Film-Karriere vorübergehend auf Eis gelegt, oder ist der Produktionsleiter-Posten ein Sprungbrett?
Nein, mir ging nur der Dichterklüngel in Berlin auf den Keks. Manchmal muss man an die frische Luft. Außerdem fand ich, ich hätte noch nicht genug gegen AIDS unternommen.
Was ist Dein nächstes großes Projekt?
Ich denke, es ist nicht ungefährlich, so jung schon einen Roman zu schreiben. Vielleicht sollte ich den Quell der Ideen schonen und eine Weile gar nichts tun. Und dann… das nächste Buch, der nächste Film.