Chima

Musiker

von Portrait von Karoline Sielski Karoline Sielski
Veröffentlicht am 16. November 2012

Chima, Dein Song „Morgen“ klingt uns noch immer im Ohr. Das Video zu Deiner aktuellen Single „Ausflug ins Blaue“ weckt in mir Fernweh – ich kriege Lust auf Strand. Wo fährst Du am liebsten hin zum Chillen?

Nach Hause – da bin ich am liebsten. Urlaub war in den letzten drei Jahren nicht so möglich. Aber ich habe Blut geleckt beim Videodreh. Strand, Meer, Berge – hauptsache weg.

Gibt es einen bestimmten Ort auf der Welt, wo Du mal unbedingt hin willst?

Kroatien gerne nochmal. Beim Dreh hatte ich nicht die Gelegenheit, die Landschaft in der Tiefe zu besuchen. Aber Winterorte mag ich auch, einen Wintersportort kann ich mir vorstellen, Schnee, es wäre dann eiskalt und gleichzeitig gäbe es Sonne.

Kannst Du denn Skifahren?

So ein bisschen kann ich Skifahren, ich würde es noch ein bisschen festigen. Mir fällt ein, Meer und Wellen wären auch gut, denn dann könnte ich Wellenreiten lernen, Freunde von mir machen das. Das wäre noch cool. Überhaupt ist diese ganze Surfernatur interessant für mich, sie haben eine ganz eigene lässige Art - das sind eben Menschen, die mich inspirieren. Bali wäre da noch ein guter Ort. Ja, nach Bali würde ich gern.

Was ist das lustigste, was Euch beim Videodreh für "Fahrt ins Blaue" passiert ist?

Wir waren gerade auf der Insel Pag, als ich eine Lebensmittelvergiftung bekam. Das war auf dem Weg nach Hause. Für alle anderen war das lustig, nur für mich nicht. Drei Tage waren wir insgesamt dort. In Bosnien, in der Stadt Mosna, haben wir ja auf einer alten Brücke gedreht. Da gab es eine lustige Situation. Wir mussten für den Dreh diese Brücke sperren lassen und einer hatte da ziemliche Probleme mit. Da gab es einen ganz hohen Typen, der Ober hadschi da oder so, der wollte über die Brücke - und ist völlig ausgerastet, weil er das nicht konnte. Das war in dem Moment schon problematisch; es gab ja eine Drohne, die über mich hinwegflog auf der Brücke, das war alles nicht so einfach.

Ja, das klingt in der Tat lustig. Sag mal, was macht für Dich eigentlich einen Künstler aus?

"...man muss das Innere nach außen kehren und trotzdem Räume schaffen, in den die Menschen sich wiederfinden."

Mein Anspruch ans Künstlertum ist - (überlegt kurz) - man muss das Innere nach außen kehren und trotzdem Räume schaffen, in den die Menschen sich wiederfinden. Es ist wichtig, dass Du eine Projektionsfläche bist. Bei der Albumproduktion ist es wichtig, dass Du ganz rigoros Dein Ding durchziehst, völlig unabhängig von allen anderen Personen.

War das denn so bei Deiner Albumproduktion?

"Wenn Du nur von dem Klavier begleitet wirst, oder nur von der Gitarre, dann ist stark das Wesentliche im Vordergrund, Dein Texten, Dein Singen. Unverschnörkelt."

Ja, eben so war das. Aber die Basis war rauer. Wenn Du nur von dem Klavier begleitet wirst, oder nur von der Gitarre, dann ist stark das Wesentliche im Vordergrund, Dein Texten, Dein Singen. Unverschnörkelt. Ich versuche dann im weiteren Produktionsprozess wie bei einer Zwiebel eine Schicht über die andere zu legen, bis die Sache fertig ist.

Mit welchen anderen bekannten Künstlern würdest Du denn gerne mal zusammen jammen?

Da fallen mir viele ein. Peter Fox, Jan, die 'granden' wie Lindenberg und aus dem europäischem Umfeld französische Künstler wie Asa, Snaker, eine Freundin von mir und all solche. Da gibt es auch keine Genre Grenzen, also würde ich nicht setzen wollen, Hauptsache es ist tolle Musik, von anspruchsvollen Künstlern, die etwas erreichen wollen.

Was möchtest Du denn erreichen?

"Erkenntnis. Weiter kommen. Nicht stehen bleiben. Das ist mein Ding."

(Antwortet mit sehr ruhiger Stimme) Meinen Ballast über Bord werfen. Erkenntnis. Weiter kommen. Nicht stehen bleiben. Das ist mein Ding. Wichtig ist auch, dass das, was man macht, nichts Spezielles ist, nicht so autistisch, das keiner kapiert, was ich meine.

Chima - 3 Videos

Wann hattest Du das letzte mal so richtig Angst?

"Ich habe eine ungewünschte Liason mit der Angst."

Ich habe eine ungewünschte Liason mit der Angst.

Schön gesagt.

Angst ist eigentlich ein permanenter Zustand bei mir, auch im privaten Bereich. Das ist immer zuallererst einmal ein gern gesehener Reflex bei mir.

Wir sprachen von Meer, Bergen usw. Bist Du eigentlich ein richtiger Stadtmensch oder könntest Du auch gut und gerne auf einer Berghütte oder so leben?

Ich bin passionierter Stadtmensch, genieße aber auch die Umstände, in denen ich raus komme. Raus kommen tut mir eigentlich immer sehr gut, es fehlt mir nur an Motivation da raus zu brechen. Obwohl mir das so gut tut, wenn ich dann mal draußen bin. Dann geht's ab, emotional geht dann bei mir ganz viel.

Was ist ein perfekter Abend mit Freunden für Dich?

"Ausgehen - das mache ich immer nur dann, wenn ich mal wieder etwas mitbekommen will, von da draußen."

Allgemein beisammen sein, bei irgendwelchen Freunden. Die anderen könnten etwas trinken, nicht ich, ich trinke ja nicht. Ausgehen - das mache ich immer nur dann, wenn ich mal wieder etwas mitbekommen will, von da draußen.

Wenn Du eine magische Kraft wählen könntest, was würdest du nehmen?

"Ich habe magische Kräfte. Ich hab die gleichen magischen Kräfte, wie alle anderen Menschen."

Ich habe magische Kräfte. Ich hab die gleichen magischen Kräfte, wie alle anderen Menschen. Ich sehe, ich kann sehen, was ich kann, wo ich hin kann und was ich tun muss, um das zu tun, was ich will. Abstand. Distanz. Eine gewisse Draufsicht auf sich selbst ist da essentiell wichtig. Wenn einem das ab und an gelingt, dann kommt man schon ein ganzes Stück weiter.

Wie machst Du das konkret, wenn Du so etwas erreichen willst?

Durch einen Spaziergang im Wald zum Beispiel, durch Medidation, Gebet, ganz radikal auch dadurch, dass ich zu Freunden gehe und frage: "Was nervt Dich an mir?" oder Was glaubst Du über mich, was sagst Du zu Deiner Freundin, abends vor dem Einschlafen im Bett über mich, was Du mir sonst nicht sagst, ganz frei. Da kann schon sehr Spannendes und Lustiges bei raus kommen, bei diesen Gesprächen. Das hilft mir tagtäglich.

Für was engagierst Du Dich noch?

"Ich versuche Dinge zu tun, die mein Umfeld möglichst wenig verletzen."

Für mein Kind. Der braucht auch mein Engagement. Ich versuche Dinge zu tun, die mein Umfeld möglichst wenig verletzen. Und damit hört die Sache nicht auf. In der großen Form: Es ist wichtig, auch so sein Leben zu führen, das beschränkt sich nicht auf den Menschen. Seit Ewigkeiten gehe ich schwanger mit dem Gedanken, kein Fleisch zu essen - in Afrika undenkbar, nicht wahr? Ich habe ja afrikanische Wurzeln. Das Leben so gestaltet zu führen, ist schwierig.

Ja, bei vielen Dingen kommt man schon fast nicht mehr drum herum.

Man kommt fast nicht drum herum. Da gibt es so viele Kanten, Hindernisse. Nächstenliebe ist da auch so ein Gedanke. Ein großes Thema.

Verstehe ich. Gibt es noch etwas, was Du den Lesern mitteilen möchtest, etwas worauf Du sie aufmerksam machen willst?

Ja natürlich. Meine Tour, die ja am 18.11. beginnt. Ich freue mich auf die Reaktionen des Publikums. ich war noch nie in so einer Situation, ich bin schon gespannt.

CHIMA - Merkst du was? Tour 2012 (Anm. d. Red.): 18.11.2012 - München - Ampere 19.11.2012 - Stuttgart - Universum 21.11.2012 - Heidelberg - Karlstorbahnhof 22.11.2012 - Köln - Luxor 23.11.2012 - Dortmund - FZW 25.11.2012 - Hamburg - Knust 26.11.2012 - Berlin - Festsaal Kreuzberg 27.11.2012 - Leipzig - Moritzbastei 28.11.2012 - Frankfurt - Nachtleben