Arno Wilhelm
Autor und Musiker
Veröffentlicht am 23. August 2012
Erzähl doch bitte etwas über Dich selbst.
Ich bin ein in Berlin lebender Bayer mit ostdeutschem Migrationshintergrund. Geboren bin ich 1988 in Karl-Marx-Stadt, jetzt eher unter dem Namen Chemnitz geläufig. Aufgewachsen bin ich dann allerdings die meiste Zeit in Füssen, im tiefsten Allgäu. Inzwischen wohne ich mit meiner Freundin in Prenzlauer Berg. Der Gegend entsprechend erwarten wir in den nächsten Wochen Nachwuchs. Momentan mache ich meinen Master in Informatik an der TU Berlin und arbeite auch dort.
Auf Deiner Website steht, dass Du mal einen sehr kitschigen Roman geschrieben hast und mit „Jack Rodman – Die ganze Wahrheit“ einen weit weniger kitschigen Roman veröffentlicht hast. Andererseits steht auf Deiner Website auch, dass „Jack Rodman – Die ganze Wahrheit“ Dein erster Roman wäre. Ist Dir Dein erster Roman so peinlich, dass Du Deinen zweiten als Debüt ausgibst?
Der erste Roman, den ich geschrieben habe, heißt „Ja, warum denn nicht“ und eben weil er so kitschig ist und man ihm anmerkt, dass ich zu dem Zeitpunkt auch noch sehr wenig geschrieben hatte, ist er bis jetzt nicht erschienen. Vielleicht nehme ich mir mal noch die Zeit ihn zu überarbeiten, ich habe einen groben Plan dafür, bis dahin bleibt er unter Verschluss. „Jack Rodman – die ganze Wahrheit“ ist der erste veröffentlichte Roman und deswegen zählt er für mich als mein Debüt.
In „Jack Rodman – Die ganze Wahrheit“ baut sich ein Durchschnittskerl eine Fake-Identität im Internet auf. Er wird über Nacht zum Star, weil alle Glauben, er wäre schon längst einer. Jack Rodman hat in der Realität auch eine eigene Seite auf Facebook. Wie weit hast Du recherchiert? Kann man sich nur mit einem gefälschten Ausweis und ein bisschen Vorsicht eine völlig neue Identität aufbauen?
Ich denke, um so weit zu kommen wie Jack im Buch, braucht man schon auch ein bisschen Glück, aber technisch ist das soweit alles machbar.
Die Recherchen zu dem Roman waren relativ weit gestreut. Ich habe einen Unfallchirurgen befragt, mich beim Autorenservice der Polizei Berlin informiert, mit einem Musikproduzenten gesprochen und selber diverse Versuche bei Facebook, Youtube und Konsorten angestellt. Ich denke, um so weit zu kommen wie Jack im Buch, braucht man schon auch ein bisschen Glück, aber technisch ist das soweit alles machbar. Eine neue Identität im Internet zu schaffen ist allerdings deutlich leichter als das Ganze dann ins „echte“ Leben zu tragen.
Die Idee zu Jack Rodman ist Dir im Sommer 2010 gekommen. Zu welchem Anlass? Gab es einen Schlüsselmoment?
Die Idee kam mir im Urlaub in Ghana. Dort hatte ich nicht so oft Internet und ich glaube, dass mich diese Pausen und der Abstand dazu auf den Gedanken gebracht haben, wie wackelig das alles ist mit den sozialen Netzwerken und beim Nachdenken kam mir der Gedanke, wie leicht man sich als jemand anderer ausgeben könnte.
Der Held in „Jack Rodman – Die ganze Wahrheit“ verliert an einem Tag seine Freundin, seine Wohnung, seine Gesundheit und seinen Job in einem Computerfachhandel. Du studierst Informatik – wie autobiografisch ist „Jack Rodman“?
Jack Rodman hat also durchaus Wurzeln im echten Leben, wobei der Roman ja zwischen den Zeilen genau das „Echte“ und das „Unechte“ unserer Gegenwart in Frage stellt.
Der Roman ist überhaupt nicht autobiografisch, aber er spiegelt einige meiner Interessen wider. Ich hatte schon immer einen großen Hang zu Computern und habe studienbedingt natürlich jetzt noch mehr mit ihnen zu tun. Ich habe in mehreren Bands gespielt, kenne somit auch eine Reihe anderer Musiker und bin recht aktiv was soziale Netzwerke, Blogs und alles drum herum angeht. Jack Rodman hat also durchaus Wurzeln im echten Leben, wobei der Roman ja zwischen den Zeilen genau das „Echte“ und das „Unechte“ unserer Gegenwart in Frage stellt. Das Geschehen im Buch ist allerdings komplett erfunden.
Liest Du die Kritiken zu Deinen Büchern?
Ja, die Kritiken und Rezensionen lese ich sehr gern. Über positive Kritiken kann ich mich tagelang freuen wie ein kleines Kind und bei negativem versuche ich nachzuvollziehen ob die Kritik berechtigt ist und wie der Rezensent wohl zu der Meinung kam. Meine erste Kritikerin ist meistens meine Freundin, die viele Texte als erstes liest und beurteilt. Ihre Kritikpunkte fließen danach in die Überarbeitungen mit ein.
Arno Wilhelm
Wer sind Deine literarischen Vorbilder?
Stephen King, Max Goldt, J.K.Rowling, Tolkien und bei Gedichten Erich Kästner und Ringelnatz.
Du schreibst viel Lyrik. Was ist Dir lieber – Lyrik oder Belletristik?
Es macht beides Spaß, aber zurzeit schreibe ich eher mehr Belletristik. Ist so ein bisschen von Lust und Laune abhängig. Für Lyrik brauche ich meistens eher einen freien Kopf, bei Prosa verarbeite ich das, was mich beschäftigt.
Was ist Dein nächstes Projekt? Werden wir Jack in einer Fortsetzung wieder begegnen? Das Ende klingt da ja recht vielversprechend...
Ich möchte es nicht für die Zukunft ausschließen, aber momentan hab ich keine konkrete Idee für ein weiteres Buch mit Jack. Ich habe immer viele Pläne für weitere Projekte, darunter auch für neue Romane und den einen oder anderen Gedichtband. Ansonsten findet nach wie regelmäßig meine Lyrik-Lesebühne „Dichtungsring“ im Laika in Neukölln statt, das nächste Mal am 31.Oktober.
Ich habe immer viele Pläne für weitere Projekte, darunter auch für neue Romane und den einen oder anderen Gedichtband.
Dem Buch liegt eine CD mit drei ziemlich coolen Country-Blues-Nummern von Jack Rodman bei. Besteht die Chance auf ein Jack Rodman Album?
Für die beigefügten Jack Rodman-Lieder habe ich lediglich die Texte beigesteuert, die sich ja auf den Romaninhalt beziehen; den Rest hat ein Produzententeam realisiert. Ein Album zu veröffentlichen wäre reizvoll, ist aber derzeit eher unwahrscheinlich. Aber da ist das letzte Wort wohl noch nicht gesprochen. Neuigkeiten darüber gibt’s als erstes auf www.jackrodman.com.
Die Inselfrage: Welche fünf Bücher würdest Du mitnehmen?
Stephen King – Über das Leben und das Schreiben, Erich Kästner – Bei Durchsicht meiner Bücher, Tolkien – Der Herr der Ringe, Max Goldt – QQ und den letzten Harry Potter-Band.
Was liest Du grade privat?
Zurzeit lese ich von Stephen King eines seiner neueren Bücher namens „Die Arena“. Eine Stadt mitten in den USA, die plötzlich durch eine unsichtbare Barriere von der Außenwelt abgeschnitten ist. Meines Erachtens einer seiner besten Romane.
Gibt es noch etwas, das Du unbedingt mitteilen möchtest?
Auf meinem Blog www.larrydevito.de poste ich zurzeit eine neue Fortsetzungsgeschichte namens „Hinter verschlossenen Türen“. Der erste Teil ist schon da. Lest rein, kommentiert, liked oder gruschelt die Geschichte, ich würde mich freuen.