
Pfandtourismus an der deutsch-österreichischen Grenze: Ein neues Phänomen

Veröffentlicht am 18. Februar 2025
Der boomende Pfandtourismus zwischen Deutschland und Österreich zeigt die grenzüberschreitenden Auswirkungen nationaler Umwelt- und Recyclingpolitik. Seit der Einführung höherer Pfandsätze in Österreich hat sich der sogenannte Pfandtourismus zu einem bemerkenswerten Phänomen an der deutsch-österreichischen Grenze entwickelt. Deutsche Verbraucher bringen vermehrt Leergut über die Grenze, um das dort höhere Pfandgeld zurückzubekommen.
Was für die deutschen Verbraucher toll ist, tut den Österreichern indes weh. Denn dieses Vorgehen verursacht finanzielle Verluste bei österreichischen Brauereien und Händlern, da die Rückgabe von in Deutschland gekauften Flaschen in Österreich zu Differenzen in der Pfandkalkulation führt.
Das Problem liegt in den unterschiedlichen Pfandsätzen: Während in Österreich seit Anfang des Jahres für Mehrwegflaschen bis zu 20 Cent Pfand gezahlt wird, liegt der Betrag in Deutschland niedriger. Besonders attraktiv ist das Pfand auf Bierkisten, das in Österreich doppelt so hoch ausfällt wie in Deutschland. Da Mehrwegflaschen auf beiden Seiten der Grenze optisch gleich aussehen und keine spezifische Kennzeichnung aufweisen, profitieren clevere Verbraucher von den Preisunterschieden.
Österreichische Brauereien und Getränkehersteller sehen sich dadurch mit erheblichen finanziellen Einbußen konfrontiert. Händler berichten von Verbrauchern, die mit ganzen Anhängern voller Leergut über die Grenze kommen. Als Reaktion auf diese Entwicklungen wird in Deutschland eine Debatte über eine mögliche Anpassung der Pfandsätze geführt.
Neben den wirtschaftlichen Auswirkungen wirft das Phänomen auch Fragen zur Fairness und Nachhaltigkeit auf. Während für Verbraucher das höhere Pfand ein finanzieller Anreiz ist, geraten vor allem kleinere österreichische Brauereien unter Druck. In Deutschland wird nun diskutiert, ob eine Angleichung der Pfandsätze das Problem lösen könnte, doch die politischen Diskussionen darüber stehen noch am Anfang.