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Der Aufstieg der Online-Gaming-Teams

von Portrait von Christine Pittermann Christine Pittermann
Veröffentlicht am 24. Januar 2022

Gaming ist in den letzten Jahrzehnten zu einem gigantischen Markt herangewachsen. Welche Bedeutung dieser Teil der Unterhaltungsindustrie erlangt hat, zeigt die letzte spektakuläre Übernahme von Microsoft. Der Software-Riese hat vor kurzem bekannt gegeben, den Videospiel-Konzern Activision Blizzard für die gigantische Summe von 68,7 Milliarden Dollar kaufen zu wollen.

Hintergrund des Deals ist das strategische Ziel von Microsoft, den Erfolg von Netflix in der Gaming-Branche zu wiederholen. Der Software-Konzern möchte ein Netflix der Spiele werden und öffnet seine Gaming-Plattform Xbox Game Pass für immer mehr andere Plattformen. Dafür benötigt dieser allerdings erstklassigen Gaming-Content. Damit der Nachschub nicht abreißt, holt sich Microsoft nun einen der größten Anbieter der Welt an Bord.

Auf dem Sprung zum Massenphänomen

Dieser Deal lenkt die Aufmerksamkeit der Medien wieder auf eine Branche, die sich immer wieder neu erfindet. Bestes Beispiel dafür ist er Erfolg von eSport. Dieser wird immer mehr zu einem Massenphänomen, dessen Strahlkraft von verschiedenen Streaming-Plattformen angetrieben wird. Die Zuschauerzahlen erreichen mittlerweile enorme Dimensionen, Deutschland bildet hier keine Ausnahme. Die Bandbreite der Games, die die Massen begeistern, ist umfassend.

Sie reicht von Counter Strike, Dota 2, Fortnite und League of Legends über die KONAMI eFootball.Pro League bis hin zu klassischen Casino-Spielen wie Poker oder Blackjack, die wir in zahlreichen Online-Casinos spielen können. Der Fantasie sind dabei keine Grenzen gesetzt. Doch im Gegensatz zu den zahlreichen Einzelkämpfern in der digitalen Welt, bilden sich hier immer mehr Teams heraus, die gemeinsam versuchen, die zahlreichen Turniere beim Online-Gaming für sich zu entscheiden.

Die Wirtschaft steigt groß ein

Dabei hinkt Europa Asien noch etwas hinterher. Dort ist eSport bereits auf dem besten Weg ein Volkssport zu werden. Vor allem die Zahl der Teams, die digital zocken, steigt weiterhin rasant an. Die Teams und ihre Mitglieder sind Bestandteil der Popkultur geworden. Die soziale Komponente von Livestreaming und Gaming bindet die Fans an ihre Stars. Das führt zu einer eingeschworenen Gemeinschaft, deren Wert die Wirtschaft ebenfalls schon erkannt hat. Sie nutzt die Duelle bei Counter Strike und Co. dafür ihre Produkte öffentlichkeitswirksam zu bewerben.

Hier unterscheiden sich die eSport-Teams nicht mehr von klassischen Sportvereinen. Auch sie haben längst Eigentümer und Werbeverträge. Sogar eine Franchise erfolgreicher Teams ist möglich. Wer international erfolgreich ist, kassiert nicht nur die Preisgelder bei Turnieren, sondern verdient über Werbeverträge und Sponsorengelder große Summen. Live-Veranstaltungen geben den Fans die Möglichkeit ihre Stars in Action zu erleben und verstärken die Bindung an die Teams. Damit wird eSport dem traditionellen Sport immer ähnlicher. Das gilt auch für die Summen, die hier umgesetzt werden.

Vorbild Team Liquid

Experten schätzen, dass die Branche bis zum Jahr 2022 rund 1,8 Milliarden Dollar umsetzen wird. 600 Millionen Menschen interessieren sich weltweit für eSport. Die Zahl der Sportler steigt jedes Jahr um 40 Prozent an und das bereits seit mehr als 20 Jahren. Die Zeiten, als eSport noch eine Untergrundkultur war, sind also lange vorbei.

Kein Team verkörpert den kometenhaften Aufstieg der Szene so gut, wie das Team Liquid aus den Niederlanden. Dieses wurde bereits im Jahr 2000 gegründet und gilt bis heute als das erfolgreichste eSport-Franchise aller Zeiten. Team Liquid hat seither 30 Millionen Dollar verdient. Es verfügt über unterschiedliche Teams, die in verschiedenen Games antreten. Dabei werden die Teammitglieder von bekannten Marken wie Honda und Monster Energy unterstützt. Team Liquid gilt heute als eine Art Real Madrid des eSport und kann auf unzählige Erfolge verweisen.

Gemeinsam zu mehr Erfolg

Dabei ist der Teamgedanke in digitalen Sportarten grundsätzlich gar nicht so neu. Immerhin bietet er die Möglichkeit, das jeweilige Spiel besser zu promoten und auf Erfolge hinzuweisen. Ein gutes Beispiel dafür sind jene Teams an professionellen Spielern, die von Online-Poker-Unternehmen seit vielen Jahren gebildet werden. Dabei schließen sich erfolgreiche Pokerspieler zu einem Team zusammen und treten sowohl bei Live-Turnieren als auch online gemeinsam auf. Ihr Können und ihr Image dient ihren Anhängern als leuchtendes Beispiel dafür, was alles möglich ist. Der Konkurrenzgedanke im Team spornt die Mitglieder hingegen an, noch besser zu werden und sich an die Spitze von Ranglisten zu setzen.

Deutschland liegt auf Platz vier im Nationenranking

Das animiert auch die Spieler in Deutschland verstärkt dazu, sich international durchzusetzen. Die Voraussetzungen dafür sind zweifellos gegeben. Das öffentliche Interesse ist bereits jetzt groß. Fast 30 Prozent aller Internetuser im Land haben schon von eSport gehört. Rund 20 Prozent haben zumindest einmal ein Spiel im Netz verfolgt. 12 Prozent sehen sogar wöchentlich zu, wenn die besten eSportler bei Counter Strike und Co um den Sieg kämpfen.

Deutschland gilt als aufsteigender Markt im eSport. Der Umsatz wird laut einer Studie von PricewaterhouseCoopers im Jahr 2024 ein Volumen von 150 Millionen Euro erreichen. Damit kann die Branche mit einem jährlichen Wachstum von 20 Prozent rechnen. Deutschland macht schon jetzt rund 50 Prozent des Gesamtumsatzes von Westeuropa aus. Es ist es der größte eSport-Markt in Europa und kann sich bisher gegen seine härtesten Konkurrenten aus Spanien und Frankreich durchsetzen. Weltweit betrachtet nehmen wir Platz vier ein. Nur China, USA und Südkorea liegen noch vor Deutschland. Selbst Großbritannien befindet sich mit einem Jahresumsatz von 50 Millionen Euro hinter der Bundesrepublik.

Die Spieler sind im eSport-Bund Deutschland organisiert. Dieser kämpft seit Jahren um die Anerkennung als Sportart und eine mögliche Zulassung bei sportlichen Großveranstaltungen. Er schätzt die Zahl der aktiven Spieler auf bis zu 150.000. Diese sind zumeist lose organisiert und spielen zumeist in Teams. Eines davon war von Start weg erfolgreich.

Die großen Namen sind längst präsent

In Deutschland erregte vor einigen Jahren der FC Bayern München die Gemüter. Dabei ging es weniger um den Fußball, sondern vielmehr um den möglichen Einstieg des Vereins in die Welt des eSport. Ausgerechnet der damalige Präsident Uli Hoeneß erwies sich dabei als Bremsklotz. Er verhinderte mit seinem Veto einen weiteren Anlauf der Verantwortlichen, den weltweit bekannten und erfolgreichen Spitzenklub auch bei den Online-Gaming-Teams zu etablieren. Doch die Zeit arbeitete für die Befürworter. Nach dem Rücktritt von Hoeneß als Präsident des FC Bayern München war der Weg frei. Seither engagiert sich der Deutsche Fußballmeister nicht nur beim Fußball, Handball, Schach oder Basketball, sondern auch in der KONAMI eFootball.Pro League.

Beim internationalen Ligaformat von eFootball PES 2021 treten ausschließlich die eSport-Teams realer Profivereine gegeneinander an. Dort befindet sich der FC Bayern München in bester Gesellschaft, schließlich zählen die Gegner zu den besten Fußballvereinen der Welt. Zu den prominenten Gegnern zählen nicht nur FC Barcelona, FC Arsenal und Juventus Turin, sondern auch der deutsche Kultverein FC Schalke 04. Die zehn eSport-Teams treten von Dezember bis Mai in einem Best-of-Two-Modus gegeneinander an. Jedes Spiel auf der PlayStation dauert 10 Minuten. Die K.o.-Runde beginnt im Halbfinale.

Schon 2020 gewann der FC Bayern München seinen ersten eSport-Titel. Dies geschah ausgerechnet in jenem Jahr, in dem der Verein im Fußball das Triple holte. Dieser enorme Imagegewinn wirkt sich in weiterer Folge auch auf die Finanzen aus. Für den FC Bayern München hat sich der Einstieg in die eSport-Szene bezahlt gemacht. Neben hohen Sponsorengelder konnte der Deutsche Meister seine Überlegenheit ein weiteres Mal unter Beweis stellen.

Der Erfolg des eSport-Teams des FC Bayern München wird sicherlich zahlreiche Nachfolger finden. Deutschland bietet dem eSport ideale Voraussetzungen. Dazu gehören nicht nur eine große Anzahl motivierter Spieler, sondern auch entsprechende Strukturen und eine starke Wirtschaft, die gewillt ist, den aufstrebenden digitalen Sport zu fördern und zu unterstützen.