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ASMR, Mukbang & Slow Food: Warum wir Essen plötzlich anders genießen

von Portrait von Marco Kedeinis Marco Kedeinis
Veröffentlicht am 4. März 2025

Essen ist für die meisten Menschen nicht nur eine Notwendigkeit – es soll idealerweise ein Erlebnis sein. Während früher das schnelle Mittagessen zwischen zwei Terminen oder der Snack to go den Alltag prägten, entwickelt sich in den letzten Jahren eine ganz neue Art des bewussten Genießens.

Phänomene wie ASMR, die Autonomous Sensory Meridian Response, Mukbang und die Slow-Food-Bewegung haben es sich zur Aufgabe gemacht, den Fokus zurück auf das Essen zu lenken – sei es durch entspannende Geräuschkulissen, gesellige Essens-Performances oder nachhaltigen Genuss.

Doch warum ziehen uns knisternde Chips, schmelzende Schokolade oder flüsternde Essens-Blogger so sehr in ihren Bann? Der folgende Artikel geht der Frage auf den Grund.

Von ASMR bis Mukbang: Wenn Essen zum Erlebnis wird

Die Welt des ASMR-Essen lebt von Geräuschen. Flüstern, sanftes Kauen, knackendes Gemüse – all das erzeugt bei vielen Menschen ein angenehmes Kribbeln auf der Haut.

Der Trend begann mit einfachen Geräuschkulissen − doch mittlerweile gibt es auf Plattformen wie YouTube und TikTok eine riesige Community, die sich stundenlang Videos von schmelzenden Schokoladenstücken oder knisterndem Popcorn ansieht. Besonders beliebt sind dabei ungewöhnliche Texturen: knackige Gurken, knusprige Teighüllen oder fluffige Zuckerwatte. Die Auswahl des richtigen Zuckers für Zuckerwatte kann dabei im Übrigen nicht nur Farbe und Konsistenz beeinflussen, sondern auch das typische sanfte Knistern verstärken, das in ASMR-Videos besonders gut zur Geltung kommt.

Ein ganz anderes, aber ebenso faszinierendes Phänomen ist Mukbang – ein Trend, der ursprünglich aus Südkorea stammt. Hier sitzen Hosts vor der Kamera, verspeisen riesige Portionen an Essen und interagieren währenddessen live mit ihrer Community. Was zunächst absurd klingt, erfüllt für viele Menschen einen tiefen emotionalen Zweck: Mukbang schafft ein Gefühl von Nähe und Geselligkeit, besonders für Menschen, die oft alleine essen. Die beliebtesten Videos beinhalten große Mengen an Ramen, Sushi oder koreanischem BBQ – Mahlzeiten, die durch ihre Konsistenz und Geräusche besonders fesselnd wirken.

Slow Food: Der bewusste Gegenpol zum Fast Food

Während ASMR und Mukbang eher unterhaltsame Trends darstellen, hat sich die Slow-Food-Bewegung als ernstzunehmende gesellschaftliche Strömung etabliert. Sie setzt sich für eine nachhaltige und bewusste Ernährung ein – mit einem Fokus auf regionale, unverarbeitete und qualitativ hochwertige Lebensmittel.

Slow Food steht für ein Essen, das mit Bedacht zubereitet und genossen wird. Damit ist es eine klare Gegenbewegung zum hektischen Fast-Food-Konsum. Interessanterweise greifen auch viele ASMR- und Mukbang-Kanäle diesen Trend auf. Statt fettigem Fast Food setzen einige Creator bewusst auf gesunde und nachhaltige Lebensmittel, um den Zuschauern nicht nur ein Erlebnis für die Sinne, sondern auch Inspiration für die eigene Ernährung zu bieten. Besonders hoch im Kurs stehen aktuell fermentierte Lebensmittel wie Kimchi oder Kombucha, da sie durch ihr Knistern und Blubbern eine ganz eigene akustische Faszination erzeugen.

Warum faszinieren uns diese Trends so sehr?

Egal ob es sich um entspannende ASMR-Videos, unterhaltsame Mukbang-Sessions oder bewusste Slow-Food-Konzepte – alle diese Strömungen haben eines gemeinsam: Sie bringen uns Essen auf eine neue, sinnliche Weise näher.

Während ASMR vor allem für Entspannung sorgt, schafft Mukbang eine neue Form der sozialen Interaktion. Slow Food zeigt uns dagegen, wie wichtig es ist, wieder mehr Zeit für unser Essen zu nehmen.

In einer Welt, die immer schneller wird, wächst generell das Bedürfnis nach Entschleunigung und Sinneserfahrungen. Vielleicht ist genau das der Grund, warum wir uns so gerne von knisterndem Karamell, schmelzendem Käse oder fluffiger Zuckerwatte hypnotisieren lassen. Essen ist eben mehr als nur Nahrung – es ist ein Erlebnis für alle Sinne.

 

 

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