CD Kritik: Sara Bareilles veröffentlicht Musical Album
Veröffentlicht am 6. November 2015
Die amerikanische Popsängerin Sara Bareilles veröffentlicht heute ihr nun 5. Studioalbum "What's Inside: Songs From Waitress". Es ist das Nachfolgewerk vom doppelt Grammy-nominierten Vorgänger "The Blessed Unrest". "Songs from Waitress" sind Titel aus dem Musical "Waitress", für das Bareilles selbst den gesammten Score geschrieben hat. Die Single "She used to be mine" ist ein erster Vorgeschmack auf ein gefühlvoll inszeniertes Konzeptalbum, wobei die Adaption ihrer eigenen Lieder auf die emotionale Bindung der Sängerin zu ihren Werken schließen lässt. Es schien Bareilles nicht auszureichen ausschließlich im Hintergrund für die musikalische Gestaltung verantwortlich zu sein. Schließlich interpretiert sie ihre eigens geschriebenen Stücke auf "What's Inside: Songs From Waitress" abseits der Musical-Bühne auf ihre ganz typische Art und Weise, ohne den Musicalcharakter der Stücke zu vernachlässigen. Schnelle Rhythmen, pointierter Sprechgesang, die typische Musicalinstrumentierung und natürlich Bareilles vordergründige Stimme sorgen für das richtige Musical-Feeling und machen Lust auf mehr.
Bareilles erzählt in den 12 Tracks die gekürzte Fassung der Musical-Adaption. Die Protagonistin Jenna ist Kellnerin in einem verlotterten Diner und erwartet ein Kind von ihrem ungeliebten Ehemann. Eine Affäre mit ihrem neuen Gynäkologen führt zu noch mehr seelischem Ballast, mit dem die gutherzige Jenna nicht richtig umzugehen weiß. Jenna hat nur ein Mittel, um ihrem Frust Luft zu machen. Das Backen von Pies in den kreativsten Varianten hilft ihr ihre Unzufriedenheit zu vergessen und begeistert gleichzeitig die Diner-Kundschaft. Bildlich gedacht, deutet die Titelgebung des Albums auf eine Piefüllung hin, wenn gefragt wird "What's Inside" und die Antwort darauf sofort mit dem gleichnamigen ersten Song des Albums folgt ("Sugar, sugar, sugar, butter, sugar, butter, flour"). Das Diner-Thema greift Bareilles sowohl in ihren Lyrics als auch in der CD Gestaltung sehr liebevoll auf. So ziert sie als authentische Kellnerin, in einem typisch amerikanischen Diner sitzend, das Cover des Albums. Das en detail gearbeitete Booklet erscheint als leicht abgenutzte Menü-Karte von Joe's Pie Diner. Schließlich verarbeitet Bareilles kurze Rezeptfragmente in ihren Songtexten und bedankt sich nicht zuletzt in den Album-Credits bei Zucker, Butter und Mehl.
Wem die Handlung verdächtig bekannt vorkommt, jedoch noch niemals eine Musicalbühne von Nahem gesehen hat, den kann ich beruhigen. Denn das Album von Sara Bareilles steht nicht ausschließlich in Tradition des Musicals "Waitress". Der gleichnamige Film von Adrienne Shelly ist gewissermaßen die erste Generation der Stoffinterpretation. Mit dem Album "What's Inside: Songs from Waitress" erscheint nun also eine weitere ausschließlich musikalische Variation von Jennas Geschichte, die vor allem den Musicalfans und Hobby-Bäckern ins Ohr gehen wird. Auch auf ihrem neuen Werk steht die kräftige Stimme der Amerikanerin wie gewohnt im Fokus. Deshalb kommen natürlich auch Sara Bareilles Fans und solche die es werden möchten auf ihre Kosten.