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Restaurant Oyster

Thürmchenswall 62, 50668 Köln
Telefon: 0221/9923271
Öffnungszeiten: Mo.-Sa. 18:00-01:00 Uhr

So. Ruhetag

Geradlinig, übersichtlich, gelungen: das „Oyster“

„Einfach Restaurant“ soll das vor gut einem Jahr eröffnete Lokal des Betreiber-Duos Peter Foltynowitz (Service) und Ralf-Peter Lembke (Koch) sein, und das ist eine treffende Kurzzusammenfassung ihres geradlinig durchdachten Konzepts. Kleine Tische aus dunklem Holz, Fliesenböden, kaum Deko an den Wänden und schmale Schiefertafeln im Thekenbereich, auf denen die sorgfältig ausgesuchten offenen Weine stehen. Dazu eine übersichtliche Din-A4-Seite als Speisekarte, die oft wechselt, weil hier ausschließlich mit frischen Produkten gekocht wird, einige bemerkenswerte Flaschenweine zu gastfreundlichen Preisen und der insgesamt so kommunikative wie flotte Service runden das Bild schon ab, bevor es mit dem eigentlichen Essen losgeht.

Zum Einstieg dürfen es hier ruhig erst einmal ein Dutzend sehr frische Klasse-Austern (Marennes Fines de Claires No 2, 29 Euro) sein, begleitet von einem erfrischenden Pfälzer Weißburgunder (Philipp Kuhn, Flasche 19 Euro), der genauso gut zu den anderen Vorspeisen mit Meeresgetier passt: Das waren eine superzarte Sepia mit einem scharf-aromatischen Salat aus grünen Papayastreifen (9,50 Euro) und gelungene Miesmuscheln in einem pikanten und mit viel Kaffir-Limetten-Blättern gekochten Cocos-Curry-Sud (8,50 Euro).

Aber auch wenn es nicht scharf wird, stimmt die Würze wie bei der Thunfisch-Saltimbocca aus kurz gebratenen Fischstücken, die mit dünnem Schinken umwickelt sind (10,50 Euro) oder beim fein gebeizten Loup de Mer und Graved Lachs auf Passe-Pierre-Algen (10,50 Euro). Die Frische und Qualität aller Produkte ist durchweg beeindruckend, und das bei einem erstaunlichen Preisniveau. Der halbe Hummer kostet 23,50 Euro, und auch wenn es nur ein kanadischer ist, hat er den typisch feinen Geschmack, der ihn über alle andere Krustentiere erhebt.

Das kleine gewürfelte Wurzelgemüse in einer sahnigen Weißweinsauce und die schwarzen Nudeln ergänzten ihn ebenso passend wie die bissfest gegarten Schwarzwurzeln und das Herbsttrompeten-Ragout den rosa gebratenen Rücken vom Frischling aus der Eifel (21 Euro). Wenn dann auch noch die Teller vorgewärmt gewesen wären, wären beide Gerichte bis zum Aufessen warm geblieben. So wie beim hervorragenden Rehrücken (26,50 Euro), bei dem allerdings die Sauce zu dunkel und intensiv geraten war. Auch beim ganzen, aber entbeinten Stubenküken (15,50 Euro) mit Steinpilzjus stimmte alles bis auf das Abschmecken der provençalischen Füllung aus kleinen Kartoffelwürfeln, die zu dominant mit frischen Kräutern versetzt war.

Der Vergleich der beiden Desserts fiel dann aber eindeutig aus. Bei der Crème brûlée (6 Euro) war der Zucker zu stark karamellisiert und die Créme kaum gestockt, aber die schön feiste Mousse au Chocolat mit Orangenfilets (6 Euro) war ein toller Schlusspunkt.

Das ist zweifellos eine beeindruckende Gesamtbilanz für ein Restaurant, das sich „einfach“ nennt, mit berechtigt selbstbewusstem Understatement.

Das Restaurant bietet auch einen Catering-Service an.



Quelle: Kölner Stadt-Anzeiger von Helmut Gote