Zum 60. Geburtstag: Tagesschau feiert sich selbst

von Portrait von Steffen Kutzner Steffen Kutzner
Veröffentlicht am 7. Dezember 2012

Eigentlich ist der 60. Geburtstag zwar erst am 26. Dezember, aber man hat beim ARD offenbar Angst, dass der Medienrummel um das Jubiläum der Tagesschau im Weihnachtsgelage untergehen könnte. Wahrscheinlich zurecht. Deswegen zog man die Feierlichkeiten im Hamburger Hafen einfach vor - auf gestern. Ist ja auch schon, so eine Tagesschau-Selbstbeweihräucherung im Stiefel zu haben. Nach der Kritik wegen des teuren neuen Studios, das in diesem Jahr nun doch nicht mehr benutzt werden kann und die Klage wegen der Tagesschau-App, die mehrere Zeitungen eingelegt hatten, war auch nicht so ganz präsent. Dafür durfte Dagmar Berghoff nochmal resümieren, wie sie das WTC-Turnier einst zum WC-Turnier machte und sich dann kichernd zum Ende der Sendung schleppte. So ganz ohne kritische Anmerkungen ging die Feier dann aber doch nicht über die Bühne. Denn man ist sich einig: so schön es ist, der Fels in der Brandung zu sein - die Tagesschau ist schon irgendwie altbacken. DWDL zitiert die Tagesschau-Sprecherin:

"Ich bin mir nicht sicher, ob es die 'Tagesschau' in 20 Jahren in dieser Form noch geben wird", sagte sie auf der Jubiläumsfeier im Hamburger Hafen. Sie wünsche der Sendung jedoch, dass sie so bleibt - zumindest "für die Zeit, die ihr bleibt". In Berghoffs Worten schien also ein Hauch von Zweifel durch.

Auch „Spiegel“-Chefredakteur Georg Mascolo schwelgte in Erinnerungen, wie er mit der Nachrichtensendung vom Jungen zum Mann wurde, merkte aber auch an, dass die „Tagesschau“ typisch deutsch sei: „Immer pünktlich, aber ein bisschen humorlos“.

Ob man die sich seit Jahr und Tag nicht verändernde Sendung nun als beruhigend und sicher empfindet, oder als verstockten Altmuff, bleibt jedem selbst überlassen. Aber um eine Quote von bis zu 10 Millionen Zuschauern kann man sich nicht herumdrücken. Auch Fernsehriese RTL kann mit seiner Nachrichtensendung „RTL Aktuell“ nicht daran reichen - dabei wirkt Anchorman Peter Klöppel keineswegs weniger seriös als Jan Hofer oder Jens Riewa. Und nicht zuletzt - wofür zahlen wir denn Rundfunkgebühren? Für „Verbotene Liebe“ bestimmt nicht!