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Independence Day 2: Plumper geht es auch nicht mehr

von Portrait von Julia Grimm Julia Grimm
Veröffentlicht am 8. Juli 2016

Ich bin völlig unvoreingenommen in diesen Film gegangen, weil ich tatsächlich den ersten Independence Day Film nicht gesehen habe. Das habe ich nicht, da ich „Katastrophenfilme“ nicht so gerne mag, da sie immer die gleichen Themen, Charakter und Szenarien beinhalten und ich ehrlich gesagt einfach manchmal auch Angst bekomme, wenn ich sehe, wie wir eigentlich mit unseren Planeten umgehen… Roland Emmerich ist da ja ein bekanntes Gesicht – nein vielmehr hat es den Anschein, dass das Emmerich das Genre Katastrophenfilm ist. Wie auch immer, ich habe mich also ohne wirkliche Vorahnung und mit einer leichten Abneigung in den Film reingesetzt, wollte mich aber ernsthaft überzeugen lassen.

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Vorab: man braucht sicherlich nicht den ersten Film gesehen zu haben, um den Film zu verstehen. Das ist schon mal gut, denn es wäre dann jetzt ziemlich schwierig für mich, eine gescheite Rezension zu verfassen. Es ist aber auch in der Hinsicht schlecht, dass die Charaktere völlig platt sind, wenig Tiefe besitzen und es sich nur oberflächlich an irgendwelchen Pseudorivalitäten abgehangen wird. Auch muss ich sagen, dass mir Charlotte Gainsbourgs Auftritt als eine ein wenig linksautonome Wissenschaftlerin nach Nymphomaniac mir erstmal ein wenig Angewöhnung abverlange, was jetzt nicht unbedingt negativ ist, aber ich brauchte einen Moment, um zu kapieren, dass sie sich gleich nicht die Kleider vom Leib reißt, um jemanden einen… Du weißt schon.

20th Century Fox / Independence Day 220th Century Fox / Independence Day 2Charlotte Gainsbourg in: Independence Day 2.

Zur Story

20 Jahre nach dem ersten Independence Day Drama hat sich die Weltgemeinschaft zu einer richtigen Gemeinschaft zusammen gefunden. Beziehungsweise Amerika ist natürlich das vorreitende Land und besitzt eine Präsidentschaft, die anderen Länder sind zwar auch mit von der Partie, aber Amerika führt die ganzen Abwehr- und Wissenschaftssachen gen Galaxis durch. Man stellt kurz eine sehr junge Fliegertruppe vor, von der einer der Sohn eines Helden aus dem ersten Film ist. Diese Menschen sind so abnormal jung, gutaussehend und erfolgreich, dass man sich fragt, mit wie vielen Jahren sie die Fliegerausbildung begonnen haben – mit 10? Zumindest wird hin und wieder mit Fachtermini um sich geworfen, die ein weitreichendes, technisches Verständnis ausmachen. Dazu noch zwei „nicht so elitäre“ Waisenjungs (Liam Hemsworth und Travis Tope), wo der eine eben Zoff mit dem Sohn-des-Helden hat, wegen irgendeines Flugrennens, wo der Heldensohn fast gestorben wäre. Das wird zwar angesprochen, aber was da wirklich genau vorgefallen ist, bleibt im Unklaren.

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Nun bedroht eine neue galaktische Spezies die Welt. Zuerst besucht jedoch ein friedliches Volk die Menschen um diese zu warnen, die werden aber aus Angst abgeschossen. Was danach kommt ist eigentlich die Bedrohung: ein Alienvolk, dass zum Erdkern bohren möchte, um die ganze Energie aufzusaugen. Geführt wird dies von einer Art „Königin“, der die ganzen „Bienenarbeiter“ folgen. Also wird der Plan geschmiedet, die Königin zu erwischen. Was danach folgt ist die ganze Bandbreite des Aktion-Überlebens-Katastrophenfilms, mit flachen Humor, noch flacheren Charakteren, natürlich den heldenhaften Tod eines Charakters der wohl beim ersten Film eine größere Rolle eingenommen hat, Romantik, projizierte Angst um die Protagonisten, die so nicht nötig ist und natürlich einem gelben Schulbus. Wer den Film gesehen hat, wird wissen, was ich meine. Aber es geht natürlich gut aus, Amerika schafft es, die Königin zu besiegen, der letzte Kampf ist dabei im Vergleich zu den vorrangegangenen Aktionszenen eher schwächer und es wird noch ein dritter  Film angekündigt, denn man möchte das Volk besuchen, was einen zuerst warnen wollte. Alles klar soweit?

Positiv

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Der Film hat wirklich sehr gute Bilder. Wer einfach 2 Stunden nicht groß nachdenken möchte und durch das Universum fliegen möchte, ist mit dem Film sehr gut bedient. Das 3D überzeugt meiner Meinung nach, auch die Darstellung von Lichtern und Energien sieht einfach schön aus. Auch die Aktionszenen und Kampfszenen werden nicht schnell langweilig, bis auf das bisschen flache Finale. Aber man hatte ja davor schon 1 ½ Stunden gute Action, da ist das verkraftbar. Positiv anmerken möchte ich hier auch noch zwei weitere Charaktere: und zwar ein homosexuelles Wissenschaftlerpaar. Der eine liegt anfangs noch im Koma, erwacht dann aber. Dieses zottelige Jahr, der verrückte Blickt lassen einen total schmunzeln und es ist mal schön, die schon 100 mal gesehene „die Liebe seines Lebens stirbt in seinem Arm“ auch mal von Mann zu Mann zu sehen. Das ist modern und längst überfällig. Eigentlich schon fast schade, dass man das herausstellen muss.

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Ich verzeihe dem Film hier auch einige Logikfehler, wie zum Beispiel, dass der besagte verrückte Wissenschaftler nach 20 Jahren Koma sofort laufen, sprechen und alles machen kann. Ich bin generell kein Verfechter der absoluten Logik, es ist immerhin noch ein fiktiver Film und nicht die Realität.

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Negativ

Story. Selbst für mich, die höchstens mal The Day After Tomorrow halb im Fernsehen gesehen hat, war es einfach nur vorrausehbar und reiht sich glanzlos neben alle anderen Filme dieser Art ein. Wieso lässt man mal die Welt nicht mal untergehen? Wieso kommt selbst bei einem deutschen Regisseur immer wieder diese amerikanische Tugend zum Einsatz, die dann natürlich dazu verhilft, dass alles in letzter Sekunde gut ausgeht? Warum bringt man immer wieder diesen einseitigen Humor rein (Szene Waisenkind möchte Spitzenfliegerin zum Essen einladen, wo man den Dialog schon vorrausahnen kann), der den Spielfluss ein wenig aufhellen soll, aber im Grunde einfach nur nervt? Die Grundidee des Feindes war gut, dass die Königin das Zentrum von allem ist, aber warum kann man diesen hochintelligenten Wesen, was sie sind da sie bessere Waffen besitzen, was wiederum die Intelligenz einer Spezies ausmacht, nicht wahr?, auch keine Stimme geben und stellt sie als plumpes, seelenloses Völkchen dar, die nur alle Planeten parasitieren? Warum, Roland, warum nur?

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Fazit

Ich möchte diesen Film nicht ausreden, auch wenn ich selbst am liebsten vielleicht nicht früher gegangen wäre, aber erst nach einer Stunde mich ins Kino gesetzt hätte, denn dann hätte man die Story genauso gut verstanden, schöne Animationen gesehen und weniger Zeit damit verbracht. Es ist gutes Actionkino, aber auch nicht mehr, was ich einfach sehr, sehr schade finde. Und natürlich kann man beim Titel Independence Day, der den Unabhängigkeitstag in Amerika am 04.07. meint, ablesen, dass es sich um ein amerikanisches Selbstbrüstungsfilmchen handelt. Wer auf diese Art von Filme steht, den lege ich den Film sehr ans Herz, alles andere ist bekanntlich auch Geschmackssache. Ich würde in dem Fall sogar einen Kinobesuch empfehlen, da das ein Film ist, der sehr gut durch die Leinwand besticht. Ich habe jedoch nach dieser Vorlage keine Lust, den ersten Teil zu schauen. Man kann sonst einfach nur hoffen, dass Emmerich für den angekündigten dritten Teil ein wenig mehr Tiefe in petto hat. Das würde ich mir jedenfalls wünschen.

Hier der Trailer zum Film. Er startet am 14.07.16 in den deutschen Kinos.