"We Steal Secrets: Die WikiLeaks Geschichte" mit Assange im Kino

von Portrait von Marlon Kumar Marlon Kumar
Veröffentlicht am 10. Juli 2013

Die Dokumentation "We Steal Secrets: Die WikiLeaks Geschichte" von Regisseur und Oscar-Preiträger Alex Gibney berichtet über die Entwicklung und Enthüllungen der Online-Plattform WikiLeaks und legt die mediale Divergenz um den charismatisch wirkenden Gründer und Visionär Julian Assange dar. Sie zeichnet ein komplexes Bild des 'Master-Minds' und verknüpft dessen Schicksal mit dem WikiLeaks Informanten Bradley Manning. Der Regisseur bemühte sich spürbar um Objektivität, teilweise so sehr, dass es in manchen Stellen unglaubwürdig erscheint. Dennoch schuf er eine Dokumentation, die einem spannenden Polit-Thriller gleicht.

Ein passenderen Zeitpunkt hätte man mit der Veröffentlichung des Kinofilms nicht wählen können. Die Debatte über Privatsphäre, Datenschutz, Whistleblower Edward Snowden, den Cyber-Krieg und politischer Geheimniskrämerei haucht der Doku eine hochaktuelle Brisanz ein. Es wirkt fast so, als sei Assanges Mitwirken im Snowden Fall nicht nur der Machtdemonstration, Profilierung und Selbstgefälligkeit geschuldet, sondern dem Marketing des Films. Vor allem dann, wenn er auf der Leinwand einen Artikel über sich selbst liest, sein abgedrucktes Konterfei begutachtet und prätentiös konstatiert, er sei jetzt unantastbar.

Die mediale Aufmerksamkeit in diesen Tagen ist enorm, das Thema Snowden übersättigt und mittlerweile nervtötend. Ein solches Porträt jedoch, taucht endlich ab in die Tiefe und entfernt sich von der monotonen Oberfläche. Es zeigt das Wagnis, welches Assange mit solch einer Aufklärungs-Plattform einging. Hinter der umstritten Schatten-Organisation WikiLeaks stecken auch nur emotionale Wesen, die tagtäglich mit den Widrigkeiten des Untertauchens konfrontiert werden. Sie stehen für Öffentlichkeit und Transparenz, können diese Privilegien aber selbst nicht nutzen, da sie von Regierungen gesucht werden. Mit Verstand und Intelligenz zieht WikiLeaks im Untergrund die Fäden und veröffentlicht kontroverses Material. So zum Beispiel geheime Daten über die amerikanischen Luftangriffe auf Baghdad.

"We Steal Secrets: Die WikiLeaks Geschichte" mit Assange im Kino

WikiLeaks und Assange entwickelten sich zur globalen Medien-Schelte: Auf dem Portal wurden geheime Daten des US-amerikanischen Militärs publiziert und jedem zugänglich gemacht. Die streng vertraulichen (digitalen) Dokumente, die WikiLeaks von dem damals 22 Jahre alten, amerikanischen Soldaten Bradley Manning erhalten hatte, lösten eine weltweite Empörung über das Verhalten des US-Militärs während der Kriegseinsätze im nahen Osten aus.

Der renommierte Regisseur sichtete Tonnen an Material der vergangen Jahre, darunter Interviews über Racheaufrufe amerikanischer Politiker, Details über den Soldaten Manning, Privatgespräche mit dem Porträtierten selbst, Dispute von Unterstützern und Gegnern, Medienberichte und Privatvideos sowie Mitschnitte von Auftritten und Chatdialogen. Alex Gibney ist bekannt für famose Dokumentationen, die politische Aufklärung leisteten: "Enron: The Smartest Guys in the Room " oder das Oscar-prämierte "Taxi to the Dark Side" sind seine berühmtesten Werke. "We Steal Secreats: Die WikiLeaks Geschichte" ist eine vielfältige Dokumentation über einen ruhigen, intelligenten und nach Wahrheit beseelten Idealisten. Die Rezeption der WikiLeaks Fangemeinde war weniger positiv. Auch WikiLeaks selber wirft Gibney Desinformation vor und kommentierte nahezu jede Szene des Films kritisch. Also war der Film doch nicht von Assange geplant. Oder doch?

"We Steal Secreats: "Die WikiLeaks Geschichte" läuft ab Donnerstag, dem 11. Juli. 2013, in den deutschen Kinos.